Oberhausen.
Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel. Um über die Gefahr zu sprechen, die Raser an der Vorfahrtstraße Hausmannsfeld für Grundschüler und Kindergartenkinder darstellen, hat sich Dieter Elsenrath-Junghans von der Verkehrswacht in die Lage eines Sechsjährigen gebracht.
Hingehockt habe er sich, so der Vorsitzende der Wacht, und schnell festgestellt: Wenn Kinder die Straßenseite wechseln wollen, sehen sie zwischen den parkenden Autos heranfahrende Pkw nur schlecht und laufen deshalb schnell auf die Fahrbahn. Zugleich werden die Kleinen von Autofahrern schlecht gesehen. „Wenn man dann zu schnell fährt, hat das schlimme Auswirkungen“, weiß Elsenrath-Junghaus.
Und zu schnell fahren sie: Jeder fünfte Autofahrer hatte am Hausmannsfeld mehr als die erlaubten 30 Stundenkilometer drauf. Das zeigen Radarmessungen, die die Verkehrswacht als Experte für Verkehrserziehung und Verkehrsaufklärung im Jahr 2012 durchgeführt hat. Über zweieinhalb Wochen stand dort ein sogenanntes Dialog-Display, das Geschwindigkeiten zwar misst, Raser aber nicht blitzt. Die Ergebnisse liegen nun vor.
Mit 69 km/h in die 30er-Zone
Demnach ist das Verkehrsaufkommen am Hausmannsfeld „erheblich“: Mehr als 40.213 Fahrzeuge verzeichnete die Verkehrswacht vom 29. August bis zum 17. September, 7377 waren zu schnell, das waren im Schnitt pro Tag 410 Raser. Mit dem Spitzenwert von 69 km/h bog ein Autofahrer mittwochabends in die Tempo-30-Zone, heraus preschte ein Fahrer an einem Sonntagabend mit 58 km/h. Die Messungen untermauern Klagen der Anwohner, dass das Hausmannsfeld zur Rennstrecke verkommen sei. Seit die Stadt die Straße zur Vorfahrtstraße umgewidmet hatte, brausten an den dortigen Kindergärten, der Grundschule und den Gemeindehäusern immer mehr Raser vorbei, so die Beschwerden. Anwohner wollen die alte Rechts-vor-links-Regel zurück, um Autofahrer an den vielen Querstraßen zum Bremsen zu bringen. Stadt und Polizei hatten dies bisher zurückgewiesen.
Der Verkehrswacht-Vorsitzende will sich nun hinter die Anwohner stellen. „Die Wiedereinführung der Regel ,Rechts vor links’ sorgt für mehr Sicherheit für Kinder und alte Menschen“, sagt Elsenrath-Junghans. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie sind leicht ablenkbar, können Geschwindigkeiten nicht abschätzen.“ Er will mit Polizei und Stadt sprechen, um eine Verbesserung am Hausmannsfeld zu erwirken.
Die Messungen zeigten jedoch auch, dass sich das Gros der Autofahrer an Tempo 30 hält: Im Durchschnitt fuhren Autofahrer mit 28 bzw. 25 km/h in die Straße Hausmannsfeld hinein bzw. hinaus.