Oberhausen..

Weil sie mal etwas Neues erleben wollte, zog es Ruth Schiemanowski ins Ausland. Wohin es sie treiben würde, das wusste die Lehramtsstudentin zunächst noch nicht so genau. Hauptsache, irgendwohin innerhalb Europas. „Man muss erst einmal seine Nachbarn und ihre Kultur kennen lernen“, schmunzelt die 26-Jährige. Schließlich verschlägt es die Oberhausenerin nach Litauen in die kleine Stadt Kėdainiai.

Im Januar beginnt die junge Frau ihr Referendariat, bevor sie als Lehrerin Deutsch, Englisch und Geschichte unterrichtet. Zwischen ihrem Abschluss im Sommer und dem Arbeitsbeginn blieb also noch viel Zeit. Die Studentin bewarb sich für das Comenius-Programm, ein Projekt der Europäischen Union. Schließlich unterrichtete sie dreieinhalb Monate in einer litauischen Schule als Fremdsprachenassistentin.

"Es ist sehr schwer"

„Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich in ein unbekanntes Land gehen kann und mich zurecht finde ohne Sprachkenntnisse“, die Erfahrungen sei jedoch das wichtigste gewesen, erzählt Ruth Schiemanowski. Etwas, das sie jedem ans Herz legt. Das kleine Städtchen und die aufgeschlossenen Bürger machen es ihr leicht, sich einzugewöhnen. Selbst sprachlich findet sich die Studentin schnell zurecht: „Die Leute in Litauen haben ein hohes Sprachniveau, jeder spricht mindestens eine Fremdsprache“, der Großteil rede Englisch. Dennoch versucht sie sich an Litauisch, lernt vorerst einfache Wörter wie Bitte, Danke und Hallo. „Es ist sehr schwer. Nachher konnte ich die Sprache auch besser verstehen als sprechen.“

Lehrer verdienen sehr wenig

Eine Wohnung fand die Studentin schnell. Eine Lehrerin arbeitet ein paar Monate in England - nicht selten in Litauen: „Die Leute hier emigrieren massenhaft.“ Besonders junge Menschen wenden sich immer häufiger dem ausländischen Arbeitsmarkt zu. Auch Lehrer verdienen wesentlich weniger als Lehrende in Deutschland, die Schulmaterialien seien zudem stark eingeschränkt. „Das Büchergeld fehlt, und es gibt kein Geld für Ausflüge.“ Dennoch sei die Schule technisch auf dem neusten Stand. „Die Einrichtungen legen einen hohen Wert darauf, gut dazustehen.“ Das meiste der technischen Neuerungen sei aus EU-Geldern finanziert.

Gelernt habe Ruth Schimanowski viel während ihres Aufenthalts, sagt sie. Das hohe Engagement und die modernen Methoden, wie die Montessori-Pädagogik oder die Debattiermethoden beeindruckten die 26-jährige. „Die Schüler sind alle sehr diszipliniert. Das Schulniveau ist hoch und die Schüler äußerst motiviert.“