Oberhausen. Dr. Dr. Schannwell soll in 22 Fällen Herz-Patienten eine Therapie nur vorgegaukelt haben.Doch Verfahren wegen plötzlichen Todes eingestellt. EKO: Wir haben keine Schuld.
Schwer herzkranken Patienten soll ohne Wissen des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO) von der früheren Chefärztin der Kardiologie, Dr. Dr. Christiana Mira Schannwell, eine Stammzellentherapie vorgegaukelt worden sein.
Beängstigende Geschichte
Ein Verfahren gegen diese Ärztin wegen Körperverletzung in 22 Fällen und Urkundenfälschung in sieben Fällen ist vom Amtsgericht Oberhausen erst eröffnet und nun formal beendet worden: Die 49-jährige Ärztin ist plötzlich tot aufgefunden worden.
Vor ihrer EKO-Zeit war Schannwell Stellvertreterin beim Düsseldorfer Kardiologen Bodo-Eckehard Strauer. Die wissenschaftlichen Studien des einst viel gelobten Stammzellen-Pioniers werden gerade am Düsseldorfer Uniklinikum von zwei Expertenkommissionen überprüft: Es gibt Zweifel an ihrer wissenschaftlichen Korrektheit.
Hinter dieser Gemengelage verbirgt sich eine für die betroffenen herz-kranken Patienten, die ihre Hoffnungen in die Stammzellentherapie setzten, beängstigende Geschichte. Die Fakten: Strauer war der erste Arzt weltweit, der 2001 Herzinfarkt-Patienten Stammzellen aus dem Knochenmark in die geschädigten Herzarterien spritzte. So sollten sich Muskelzellen fürs Herz entwickeln.
Verdacht auf Körperverletzung und Urkundenfälschung
Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, habe Strauer alle wichtigen Stammzellenstudien zusammen mit Schannwell publiziert. Nach Strauers Pensionierung wechselte Schannwell als Chefärztin ans EKO. Laut Anklage soll sich die Ärztin von November 2009 bis zum 9. Juli 2010 dort aller angeklagten Fälle der Körperverletzung und Urkundenfälschung schuldig gemacht haben. Konkret habe sie den Patienten unter Betäubung mit Knochenmarkpunktionen in der Becken-/Hüftgegend Stammzellen entnommen, lautet der Vorwurf. Sie habe den Kranken erklärt, die Stammzellen würden ihnen später per Herzkatheter wieder zugeführt. Bei allen Eingriffen habe Schannwell den Kranken verschwiegen, dass eine solche Therapie im EKO weder rechtlich noch medizinisch durchzuführen war und wohl auch nicht erfolgte. Später soll sie schriftliche Einwilligungserklärungen der Kranken manipuliert haben.
Von der Chefärztin hatte sich das EKO überraschend Ende 2010 ohne Angabe von Gründen getrennt.
Warum Dr. Schannwell so handelte, ist unklar. Vermutet wird: Sie wollte heimlich weiter Stammzellenforschung betreiben. EKO-Geschäftsführer Marcus Polle sagt dazu: „Juristisch und ethisch haben wir als EKO korrekt gehandelt. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte nicht gegen das EKO, sondern nur gegen Dr. Schannwell.“