Oberhausen. . “Nicht einen Euro“ habe er in der Tasche, berichtet der Oberhausener Hans-Günter B. Die Stadt Oberhausen hat dem Schwerbehinderten nicht nur die Grundsicherung gestrichen, sondern auch das Pflegegeld. Sein persönliches Drama begann, als seine ehemals von ihm getrennt lebende Frau wieder bei ihm einzog.
Hans-Günter B. steht das Wasser bis zum Hals. Das Sozialamt hat ihm die Grundsicherung samt Pflegegeld gestrichen. Jetzt muss der zu 80 Prozent Schwerbehinderte mit einer Rente von 714 Euro klar kommen.
Davon muss er unter anderem 407 Euro Miete und 66 Euro Strom berappen. „Zurzeit habe ich nicht einmal mehr einen Euro in der Tasche, um mir etwas zu essen zu kaufen“, gesteht der 57-Jährige.
Grundsicherung und Pflegegeld hätten sein Einkommen monatlich immerhin um 361 Euro erhöht. Fast sechs Jahre lang gingen die Zahlungen regelmäßig ein. „Das Drama begann, als meine von mir getrennt lebende Frau Anfang des Jahres zu mir zurückkehrte“, erzählt B.. Denn diese habe damals Hartz IV bezogen. „Als sie in unsere Wohnung zurückzog, hieß es, wir würden gemeinsam veranschlagt und deshalb würde die Grundsicherung jetzt entfallen“, erinnert sich B. an das Gespräch mit seiner Sachbearbeiterin beim städtischen Bereich für soziale Angelegenheiten.
Ehefrau ist selbst schwer krank
Kurz darauf habe die Stadt ihm auch das Pflegegeld gestrichen. „Da meine Frau nun bei mir lebe, könne sie ja die Pflege übernehmen, war das Argument – bis dahin hatte meine Schwester sich um mich gekümmert“, sagt der gelernte Maurer kopfschüttelnd.
Nicht berücksichtigt worden sei dabei, dass seine Frau selbst schwer krank ist und ihm überhaupt nicht helfen konnte. „Der Medizinische Dienst der Krankenkassen hat ihr bestätigt, dass sie eine tägliche Haushaltshilfe von 45 Minuten benötigt – das greifen die doch nicht einfach so aus der Luft!“ B. legte gegen den Entzug des Pflegegeldes sofort Widerspruch ein. Das Verfahren läuft noch.
Nachbarin schwärzt B. an
Vor zwei Monaten trennte sich das Ehepaar erneut. „Ich beantragte sofort die Grundsicherung.“ Um die Zeit bis zur Bewilligung zu überbrücken, habe er seinen Vermieter um Hilfe gebeten. „Er bot mir an, ich könne die Handwerker ins Haus lassen und Interessenten auch mal eine freie Wohnung zeigen – dafür würde er mir 150 Euro im Monat zahlen“, so B.. Zwei Monate habe er das gemacht, dann habe er die Bewilligung der Grundsicherung erhalten.
Doch die wurde ihm wenig später bereits wieder gestrichen, ein einmalig ausgezahlter Betrag zurückverlangt. Denn: „Eine Nachbarin hat mich bei der Stadt angeschwärzt und behauptet, ich würde in unserem Haus als Hausmeister arbeiten und dafür auch Geld bekommen.“
Kulanz des Hausbesitzers
B. ist verzweifelt: „Das kann ich doch gar nicht, meine Wirbelsäule ist kaputt, ich habe Lungenasthma, bekomme schwere Medikamente, eine lange Zeit sogar Morphium.“ Die kleine Tätigkeit zur Überbrückung sei reine Kulanz des Hausbesitzers gewesen und für ihn auf Dauer überhaupt nicht zu bewältigen. Und obgleich der Eigentümer das Sozialamt sofort darüber informiert habe, dass B. nicht mehr für ihn tätig sei, ziehe sich das Verfahren nun in die Länge.
B. ist derweil mit den Nerven am Ende und schlicht pleite: „Wissen Sie, ich habe mehr als 30 Jahre gearbeitet, bekomme dafür jetzt knapp 700 Euro Rente, bin schwer krank und jetzt auch noch dieses ganze Theater!“
Uwe Spee von der Pressestelle der Stadt bestätigt: „Wir prüfen den Sachverhalt. Es laufen gerade verschiedene Anhörungen in diesem Fall.“ Dabei gehe es um die Bewilligung des Pflegegeldes und auch um die Genehmigung der Grundsicherung. Mehr könne er dazu aktuell aber nicht sagen.