Oberhausen. .

Eine Geschichte bei der man fast von Schicksal sprechen möchte: Anneliese (geb. Stelzer) und Friedrich Verhülsdonk wurden beide auf der Essener Straße geboren, spielten als Kinder zusammen im Sandkasten, lernten sich als Jugendliche lieben, heirateten im Krieg und haben inzwischen zwei Kinder, vier Enkel und vier Urenkel. Heute feiern die zwei Gnadenhochzeit – 70 Jahre Ehe liegen hinter ihnen.

Vier Jahre getrennt

Bis zum elften Lebensjahr von Friedrich Verhülsdonk (88), sahen er und Anneliese (89) sich regelmäßig. „Da war aber noch nichts“, betont er schmunzelnd. „Da waren wir ja noch viel zu jung.“ Dann trennten sich die Wege der Kinder; Friedrich Verhülsdonk wurde im Rahmen der damals üblichen Kinderlandverschickung auf einen Bauernhof nach Württemberg gebracht und kehrte erst vier Jahre später nach Oberhausen zurück.

„Da war es dann Liebe auf den ersten Blick“, erinnert er sich. Was ihn damals an Anneliese verzaubert habe? „Sie sah sehr gut aus, das wirkt ja bei den Männern“, lacht der pensionierte Autoschlosser. „Außerdem war sie so ruhig und friedlich.“

70 Jahre ohne Streit

Und das ist sie ihm zufolge bis heute geblieben: „Wir haben uns nie gestritten, höchstens mal gezankt, aber nach einer Stunde waren wir immer wieder versöhnt.“ Und das, obwohl das Paar schwierige Zeiten durchlebt hat: Noch 1941, vor ihrer Kriegstrauung 1942, erblickte die erste Tochter Waltraud das Licht der Welt. Von 1942 bis 1945 musste der frischgebackene Familienvater in den Militärdienst. Seine Frau Anneliese verbrachte diese Zeit bei Verwandten in Berlin. Dort wurde auch die zweite Tochter der beiden, Christel, 1943 geboren.

Von Berlin nach Oberhausen

Nach Kriegsende holte Friedrich Verhülsdonk seine Familie in Berlin ab. Zu Fuß, mit dem Bus und der Bahn schlugen sich die vier nach Oberhausen durch. Auf der Reise wurde ihnen wertvolles Hab und Gut von russischen Alliierten abgenommen. „Das war eine schlimme Zeit“, erinnert sich Anneliese Verhülsdonk noch, obwohl sie inzwischen an altersbedingter Vergesslichkeit leidet.

Die folgenden Jahre verliefen ruhiger. Welche Leidenschaften die beiden in dieser Zeit geteilt hätten? „Tanzen sind wir gegangen, in Dellwig und der Umgebung“, erinnert sich der 88-Jährige. „Das war noch richtig schwungvoll!“ Auch gereist seien sie viel, vor allem ins Sauerland und nach Württemberg. Heute freut sich die ganze Familie mit dem Paar. „Ich bin stolz auf meine Eltern“, sagt Tochter Waltraud Teschner (70) gerührt.