Die Mundwinkel wandern blitzschnell stirnwärts, in den Augen funkelt der Schalk. Der Mann, der den Kragen seines weißen Hemdes leger geöffnet hat, hat die eine Schlüsselszene aus Kindheitstagen immer noch präsent als wäre es gestern gewesen. Der siebenjährige „Olli“ steht mit seiner Mutter und einer Nachbarin auf dem Balkon seines Zuhauses in Essen. Was er denn einmal werden wolle, möchte die Dame von nebenan von dem Jungen wissen. Dem schießt es wie ein Geistesblitz durch den Kopf: „Busfahrer oder Pastor!“ Die zweite Option ist es schließlich geworden: Aus dem kleinen „Olli“ wurde Pastor Oliver Laubrock. Er ist der neue Seelsorger in der Gemeinde St. Josef Rentfort und in der Filialkirche St. Franziskus.

Aufrichtigkeit und Glaubwürdigkeit

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Der mittlerweile 42-Jährige amüsiert sich heute noch köstlich über die Reaktion der Nachbarin seinerzeit: „Sie ist vor Lachen fast vom Balkon gefallen!“ Die Mutter hingegen erkannte, dass Kindermund hier kein naives Geplapper kund tat. Sie meinte: „Meinen Segen hast du, aber es wird ein schwieriger Weg.“ Sie sollte Recht behalten.

Denn Pastor Laubrock war es nicht in die Wiege gelegt, als Geistlicher zu wirken. Erst recht nicht in Zeiten, in denen sich immer weniger Männer für das Priesteramt entscheiden. Der 42-Jährige denkt nach: Gläubig sei seine Familie „in gewisser Weise schon“. Aber nein, in einem „superaktiven katholischen Umfeld“ sei er nicht aufgewachsen. Der Sohn eines städtischen Angestellten und einer Altenpflegerin erzählt: „Engagement im sozialen Bereich ist bei uns weit verbreitet.“ Geistliche, die gab’s bis dato nicht in seiner Familie; niemanden, der ihm den Weg hätte ebnen können.

„Mich irritiert mein Berufswunsch auch“, sagt er – und ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Ganz ehrlich gesteht er ein: „Ich kann mir auch nicht erklären, woher das kommt.“ Ob es Berufung war? „Ich wollte Priester werden und wusste nicht wie“, entsinnt sich der sympathische 42-Jährige. Messdiener war er in mehreren Gemeinden, auch am Essener Dom; lernte das aktive Gemeindeleben kennen, erlebte Würdenträger von Mensch zu Mensch. Als 18-Jähriger wurde er offizieller Dom-Sa­kristan in der Ruhrmetropole, ihm wurden die Schlüssel für Geld und Kunstschätze anvertraut. Von seinem Ziel, Pastor zu sein, war er allerdings noch weit entfernt. Aber wie sagte ein Wegbegleiter: „Wenn der liebe Gott dich will, dann kriegt er dich auch!“ Realschulabschluss , abgeschlossene Industriebuchbinderlehre – und er bekam doch noch die Kurve, kämpfte sich den Weg zum Dienst am Altar und an den Menschen frei.

Der Heilige Philipp Neri ist sein Lieblingsheiliger – weil er ein lebensfroher und erfrischend praktisch veranlagter Mensch war: „Er hatte keine Scheu, das Richtige zu erkennen und auch zu tun.“ Wer Pastor Laubrock zuhört, kann sich vorstellen, dass diese Art seinem eigenen Naturell entspricht. Sein Credo: „Glaubwürdigkeit ist das Wichtigste“. Er möchte der katholischen Kirche ein Gesicht geben, „sich mit aufrichtigem Herzen um die Menschen kümmern.“