Oberhausen. 25 Jahre Aidshilfe Oberhausen. Doch ein Jubiläum der Freude ist das nicht. Bei den Engagierten schwingt auch Trauer mit: Viele Klienten starben.
25 Jahre gibt es die Aidshilfe Oberhausen im November schon. Ein Grund zum Feiern? „Es ist toll, dass Menschen 25 Jahre engagiert bei einer Sache dabei sind“, sagt Ulrich Breitbach, Vorstandsmitglied in dem gemeinnützigen Verein. „Aber wir denken auch an die vielen Menschen, die in dieser Zeit gestorben sind.“
Es waren andere Zeiten damals, 1987, als eine Handvoll Männer und Frauen aus Oberhausen die Aidshilfe gründete, nicht weil sie selbst infiziert waren, wie Breitbach erzählt, „sondern weil sie bei Freunden und Bekannten erlebten, wie rapide die Infektion zum Verfall führte“. Drei Jahre betrug im Durchschnitt die Zeit von der Diagnose bis zum Tod. Viel Angst herrschte vor, und großes Unwissen. Selbst Epidemie-Visionen spukten herum.
Fast 100 Klienten
Die Ehrenamtler wollten Aufklärung leisten. Und ihr Bemühen fand Gehör: Schon nach einem Jahr konnten sie die erste Vollzeitkraft für Jugendpräventionsarbeit einstellen, bezahlt aus einem Landesprogramm. 1992 kam eine weitere hinzu, für psychosoziale Versorgung: Beratung, Begleitung, Krisenintervention.
Heute leben HIV-Infizierte länger, gehen einer Arbeit nach, bekommen Kinder. Während es vor zehn Jahren noch 30 Klienten waren, kommen heute fast hundert Betroffene und 34 Angehörige zur Aidshilfe. „Früher haben wir hauptsächlich Sterbebegleitung gemacht“, sagt Ulrich Breitbach, „heute steht Lebensbegleitung im Vordergrund.“ Muss ich es meinem Chef sagen? Darf ich ein Kind bekommen? („Ja“, sagt Geschäftsführerin Natalie Rudi, „das Risiko liegt bei unter zwei Prozent“), Älterwerden mit HIV, Diskriminierung.
Neben Gruppenangeboten, Einzelberatung und Schulbesuchen wird anonyme Telefon- und Internetberatung angeboten. Für Menschen, die zusätzlich zu HIV mit anderen Krankheiten oder Süchten kämpfen, gibt es ambulant betreutes Wohnen. Finanziell wird dies vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt, neben Stadt, Land und Spendern eine vierte Quelle für dringend benötigte Mittel.
Auch wenn vieles anders ist in 2012, besser auch, eine Infektion mit HIV ist ein schwerer Schlag für jeden. „Den Eröffnungsschock gibt es nach wie vor“, sagt Breitbach. „Sechzig Prozent haben in den ersten drei Jahren Depressionen“, fügt Rudi hinzu. Als einzige Anlaufstelle in Oberhausen kommt der Aidshilfe eine große Bedeutung zu. „Solange es keinen Impfstoff und keine Heilung gibt, wird unsere Arbeit notwendig sein“, sagt Breitbach.