Oberhausen.

Ein Ehemann erkrankt schwer und muss ins Pflegeheim. Die gemeinsame Wohnung ist für die zurück bleibende Ehefrau zu teuer; sie will in eine kleinere ziehen. Doch der Vermieter will sie nicht aus dem langfristigen Mietvertrag entlassen. Es kommt zum Streit, es droht ein Prozess. Den Fall schildert Ingo Aulbach, Leiter des DAS Service-Centers Oberhausen und Sprecher des Bundesverbandes deutscher Versicherungskaufleute Rhein-Ruhr: „Hier kann die Mediation greifen und Prozesse verhindern.“

Anlässlich der steigenden Zahl von Fällen, die vor Gerichten landen, sei Mediation eine gute Alternative. Zumal sie jetzt auch gesetzlich verankert ist. Doch was ist Mediation? Monique Ridder, Vorsitzende des Vereins Mediation Rhein-Ruhr, bildet angehende Mediatoren aus: „Während der Schiedsmann Entscheidungen trifft, lässt der Mediator die Beteiligten selbst eine Lösung finden.“

Früher reichte ein Wochenend-Kurs

Monique Ridder ist froh, dass seit Juli per Gesetz geregelt ist, dass Mediatoren eine bestimmte Qualifizierung vorweisen müssen: „Vor einiger Zeit reichte noch der Besuch eines Wochenend-Seminars.“

Jetzt gelte es, die vom Gesetz geschaffen Grundlagen umzusetzen und entsprechende Strukturen zu schaffen, um Qualifikationsmaßnahmen zu installieren. Ein wesentlicher Aspekt seien dabei Techniken der Gesprächsführung – und: „Mediatoren müssen Menschenfreunde sein.“

„Verstehen können“ lernen

„Außerdem müssen sie ,Verstehen können’ lernen“, ergänzt Marga Hoffmann, bis vor kurzem Familienrichterin am Amtsgericht Oberhausen. Sie weiß um die Bedeutung einer guten Mediation: „Vor allem in Familienangelegenheiten kann sie helfen, dass die Beteiligten wieder respektvoll miteinander umgehen.“ Ingo Aulbach, der sich selbst zum Mediator ausbilden lässt, räumt ein, dass er falsche Vorstellungen hatte: „Ich ging davon aus, dass das vor allem Soziologiestudenten machen und Menschen aus der Esoterik. Das ist aber nicht so.“ Vielfach seien es Juristen, vereinzelt werden Mitarbeiter von Unternehmen auf Firmenkosten geschult, denn auch Teamprozesse können von Mediatoren positiv begleitet werden.

Aulbach: „Die Ausbildung ist zudem wichtig für eigene Persönlichkeitsentwicklung, denn ich lerne besser mit Menschen umzugehen.“ Im eingangs geschilderten Falle erreichte der Mediator eine gütliche Einigung; die Mieterin konnte nach zwei Monaten eine kleine Wohnung beziehen.