Oberhausen. . Der Hamburger Helge Barthel wurde ein Jahr lang täglich nach Adressabgleich und Datenerfragung gefragt. Wer aber hinter der ominösen Rufnummer mit der Oberhausener Vorwahl steckt, bleibt für ihn ein Rätsel. Betroffene sollten verdächtige Nummer bei der Bundesnetzagentur melden, raten Experten.
Helge Barthel wird angerufen. Seit einem Jahr, jeden Tag, von morgens bis abends. Adressabgleich, Datenerfragung und die Bewerbung Privater Krankenversicherungen – immer wieder sind es die gleichen Fragen und Sätze, die der 44-Jährige aus Hamburg zu hören bekommt. Nicht nur sein Festnetzanschluss ist davon betroffen, auch auf dem Display seines Mobiltelefons leuchtet sie immer wieder auf, die unheilbringende Nummer mit der Oberhausener Vorwahl: 0208 77 89 93 47.
Hinter der Rufnummer steckt offenkundig ein Call-Center, das besonders aggressive Werbung betreibt. „Um sieben Uhr morgens und um 22 Uhr abends wurde ich schon angerufen. Wenn ich die 0208 auf dem Display sehe, weiß ich schon Bescheid und gehe nicht mehr dran“, berichtet der Hamburger. Und das meint er wirklich ernst – auch die Anrufe der Oberhausener Redaktion nahm er nicht entgegen. Erst mit einem Mobiltelefon war Helge Barthel erreichbar.
Firmensitz ist fraglich
Ob das Unternehmen, das für den Telefonterror verantwortlich ist, seinen Sitz wirklich in Oberhausen hat, ist nicht sicher. Mülheim käme ebenfalls in Frage und vielleicht handelt es sich sogar um eine „Fake-Nummer“, wie Rudolf Boll von der Bundesnetzagentur erklärt. Eine Nummer also, deren Vorwahl gar nichts mehr mit dem Standort zu tun hat. Ohne weitere Auskunft geben zu können bestätigt Boll aber, dass es sich um eine verdächtige Nummer handelt: „Es wird ermittelt, es gab mehrere Beschwerden.“ Diese sind auch im Internet zu finden; etwa in speziellen Foren, wie www.tellows.de werden Hinweise öffentlich gesammelt.
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Bei der Verbraucherzentrale hat sich noch niemand wegen der Anrufe gemeldet. „Es ist aber ganz typisch für solche Unternehmen, dass sie nicht in der eigenen Stadt anrufen“, sagt Angelika Wösthoff (50), Leiterin der Verbraucherzentrale. Sie gibt Betroffenen Tipps: „Man sollte die Nummer der Bundesnetzagentur melden. Wenn jemand am Apparat ist, sollte man niemals die eigenen Daten herausgeben und denjenigen auffordern, die Anrufe zu unterlassen.“
Doch wer steckt hinter der ominösen Terrornummer? Bei einem Anruf der Redaktion meldete sich die Firma „Koch und Partner“, den Beschwerden im Internet zufolge hieß die Firma Mitte September noch „Servicebüro Lohmann“. Auskünfte darüber, was dort wie vertrieben wird, wollte man telefonisch nicht geben, die Geschäftsleitung war „nicht verfügbar“.
Telefonwerbung gesetzlich verboten
Telefonwerbung ohne vorherige Zustimmung ist gesetzlich verboten. Das ändert jedoch nichts an der Gültigkeit von Verträgen, die bei solchen Telefonaten abgeschlossen werden. „Die gesetzlichen Grundlagen müssen unbedingt nachgebessert werden“, meint Angelika Wösthoff.