Oberhausen. Die Zahl der Todesfälle durch nicht angeborene Herzkrankheiten liegt über dem NRW-Schnitt. Zu wenige niedergelassene Kardiologen.

In Oberhausen sterben mehr Menschen an nicht angeborenen Herzkrankheiten, als im NRW-Durchschnitt. Mehr als jeder vierte Todesfall, rund 28,2 Prozent aller im vergangenen Jahr Verstorbener, lässt sich in dieser Stadt darauf zurückführen. Landesweit sind es 26,9 Prozent. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt (IT.NRW) jetzt veröffentlich hat. Als mögliche Erklärung führen Ärzte unter anderem das niedrigere Einkommens- und Bildungsniveau in Oberhausen an, das sich auf die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten auswirkt. Dabei gibt es nach Meinung der Mediziner zu wenige Herzspezialisten (Kardiologen) in der Stadt.

„Einsame Spitze“

„Bei solchen Statistiken ist Oberhausen fast immer einsame Spitze“, schildert der niedergelassene Kardiologe Dr. Tilmann Kornadt. „Der soziale Status eines Menschen, also etwa Einkommen oder Bildungsstand ist sehr eng damit verbunden, wie anfällig er für Krankheiten ist“, so Kornadt. „Es gibt in Oberhausen insgesamt ein Strukturproblem. Zu der sozialen Schwäche kommen auch Umweltfaktoren dazu, die dafür sorgen, dass die Menschen Gesundheitsprobleme bekommen.“

Wie eben erst eine europäische Studie ergeben hat (wir berichteten), leben die Oberhausener ungesünder als die Bürger anderer europäischer Städte. „Die größten Risikofaktoren sind natürlich Rauchen, Bewegungsarmut und Übergewicht.“ In seiner Praxis ist „Bluthochdruck sehr weit verbreitet. Das ist inzwischen wahrlich eine Volkskrankheit“, schildert der Kardiologe. „Daneben haben wir auch viele Patienten, die eine Aortenklappeninsuffizienz oder eine koronare Herzerkrankung haben. Auch Herzklappenfehler und Herzrhythmusstörungen treten auf.“ Als Nebenaspekt hat Dr. Kornadt auch mit Diabetes oder Fettleibigkeit zu tun.

Wartezeiten steigen immens

Die steigende Zahl von Oberhausenern mit Herzproblemen macht sich auch in seiner Praxis bemerkbar. „Die Wartezeiten für einen Termin sind fürchterlich lang“, schildert Kornadt. Die Termine bis Ende Januar seien schon voll. „Wir könnten auch weiter hinein ins nächste Jahr Termine vergeben. Um aber einen gewissen Spielraum zu haben, machen wird das nicht.“

Laut Kornadt gibt es eine Unterversorgung mit Kardiologen in dieser Stadt. Vier Kardiologen haben sich derzeit in Oberhausen niedergelassen. Ein weiterer Berufskollege würde nicht viel ändern. „Das würde ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Denn das Budget, das den Kardiologen in Oberhausen von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt wird, müsste dann durch fünf geteilt werden. Das würde die Behandlungssituation nicht verbessern.“ Durch die Budgetierung müsste man jetzt bereits Einsparungen vornehmen, etwa bei der Häufigkeit von EKG-Untersuchungen.

Kornadt: „Ich würde mir schon etwas mehr Geld für die niedergelassenen Ärzte wünschen. Gerade in den Ballungsräumen, wo es weniger zahlungskräftige privat versicherte Patienten gibt, sollte es höhere Zuweisungen geben. “

Landesweit weniger Todesfälle durch Herzkrankheiten

Im vergangenen Jahr sind 714 Oberhausener an einer nicht angeborenen Herzkrankheit gestorben, etwa an einem Infarkt oder einer Herzmuskelschwäche. Das bedeutet bei insgesamt 2529 Todesfällen einen Anteil von 28,2 Prozent. Damit liegt Oberhausen über dem Landesschnitt von 26,9 Prozent. Insgesamt sind in Oberhausen weniger Menschen gestorben als im Vorjahr.

2010 lag die Zahl der Todesfälle durch Herzkrankheiten in Oberhausen noch bei 664 und einem Anteil von 25,4 Prozent an allen Todesfällen.

Landesweit sind weniger Menschen an derartigen Erkrankungen gestorben, die Zahlen gingen von 54.008 im Jahr 2010 auf 50.898 im Jahr 2011 zurück.