Oberhausen. Wie Inhaber von Fachgeschäften in der City die Centro-Erweiterung beurteilen. Sie setzen auf Nischen und die Treue ihrer Stammkunden.

Zugeben, es regnet, als wir über die Marktstraße gehen. Die Zahl der Flanierer ist überschaubar und je weiter man Richtung Friedrich-Karl-Straße schlendert, desto spärlicher wird’s. Und als hätte es die 1a-Lage, deren Frequenz schon lange nicht mehr 1a ist, nicht schon schwer genug, feiert das Centro jetzt auch noch eine Erweiterung um 17.000 Quadratmeter. Wird sich dies auf die Geschäfte in der Innenstadt auswirken? Eine Frage, über die wir mit den Inhabern von Fachgeschäften sprachen.

„Jede Erweiterung setzt einen weiteren Verdrängungsprozess in gang“, ist Gerd Lepges überzeugt, dessen Hut- und Schirmgeschäft an der Marktstraße seit 158 Jahren in Familienbesitz ist. Erschwerend komme hinzu, dass sich das Bero-Center ebenfalls vergrößere.

Was ihn besonders wurmt ist, dass sich Peek & Cloppenburg im Centro ansiedelt, „es aber keine vernünftige Nutzung des P&C-Hauses an der Marktstraße gibt, obwohl sich immer wieder Interessenten gemeldet haben“.

Darüber kann sich auch Juwelier Axel Schmiemann „tierisch“ aufregen: „Herr Cloppenburg hat gesagt, das Gebäude an der Marktstraße sieht es als Denkmal einer verfehlten Investitionspolitik.“ Positive Signale erhofft er sich von der Schaffung von qualitativ guten Wohnquartieren wie etwa dem im Bau befindlichen Pacelli-Haus mit altengerechten Wohnungen. Auch dass zwei Discounter in das leer stehende Kaufhof-Gebäude einziehen wollen, „ist immerhin besser als ein Leerstand.“

„Wenn etwas neu ist, rennen sowieso alle dahin“

Apropos Kaufhof. Von dessen Schließung indirekt betroffen fühlt sich Nicole Müller, die ein Schuhgeschäft an der Langemarkstraße betreibt. „Seither fehlt es an Laufkundschaft. Auch wenn die Passanten nicht alle hier gekauft haben, aber seitdem ist hier das Leben irgendwie weg.“ Sie kann aber auf die Treue ihrer Stammkunden zählen. Das sagen uns übrigens viele Fachhändler, die wir bei unserem City-Rundgang sprechen.

Bereits bei der Centro-Eröffnung vor 15 Jahren hatte sich Wolfgang Wonsyld Gedanken gemacht, wie er sein Geschäft zukunftsfähig sichern kann. „Ich habe eine Nische gefunden und konnte auch auswärtige Kunden gewinnen“, sagt der Outdoor-Spezialist. Insgesamt gesehen, habe sich die Marktstraße seither zu einem Nahversorgungszentrum gewandelt.

Stephanie Nacke, die vor dreieinhalb Jahren das Geschäft Blütenzauber als Altmarkt eröffnete, hat zu der Centro-Erweiterung eine eindeutige Meinung: „Wenn etwas neu ist, rennen sowieso alle dahin.“ Als jemand, der auf Laufkundschaft angewiesen ist, hofft sie, dass sich dies auch wieder gibt.