Oberhausen. . Der erfahrene Taxifahrer Onur zeigte der WAZ, wo es für Autofahrer heikel wird. Er kann bestätigen: „Hier ist man nie sicher, wer nun in dein Fahrzeug steigt.“
„Wenn du in einem Taxi unterwegs bist, erlebst du Dinge, die schon ziemlich unglaublich sind!“ So gesehen müsste Sezgin Onur (30), Gesellschafter der Taxi-Team Oberhausen GmbH, eigentlich nichts mehr schocken können. Seit neun Jahren sitzt er hinter dem Steuer eines Taxis.
Taxifahrer bekommen die Alltagssorgen ihrer Fahrgäste mit, sind manchmal der Gewalt der Straße ausgesetzt und erleben kuriose Marotten einiger Fahrgäste ganz unmittelbar. Neben allen Herausforderungen entwickeln sich Taxifahrer zu ortskundigen Experten im Stadtgebiet.
Gefährliche Ecken für Taxi-Fahrer
Die WAZ hat Sezgin Onur bei einer Fahrt begleitet. Der 30-Jährige erklärt dabei, wo es im Straßennetz hakt, wo Gefahrenstellen lauern und wo gerade für ältere Bürger Verbesserungen nötig sind. Die Fahrt beginnt mitten in der Innenstadt: Über die Goebenstraße geht es auf die Hermann-Albertz-Straße. Vor der Netto-Filiale staut sich zum ersten Mal der Verkehr. Kleine, zentrale Straße. Häufigere Wartezeiten. „Nichts Wildes“, wie Sezgin Onur findet.
Der erste Haltepunkt ist die Flaßhofstraße: „Für uns Taxifahrer ist das ein Gefahrenpunkt, weil du nie sicher bist, wer nun in dein Fahrzeug steigt.“ Besonders in den Abendstunden gäbe es hier häufiger Anfragen für Fahrten - und folglich auch Wartezeiten am Straßenrand. An der Ecke Hermann-Albertz-Straße hätten Kollegen schon unangenehme Erfahrungen gemacht. Sezgin Onur berichtet von Zechprellern und Leuten, die plötzlich „komisch“ wurden. „Wenn sich ein einzelner Fahrgast im Taxi auf die Rückbank setzt und nicht neben den Fahrer, wird man schon mal misstrauisch.“
Ältere Fahrgäste müssen lange Wege in Kauf nehmen
Das Taxi rollt einige Meter weiter – in der Blumenthalstraße befindet sich eine Dialysepraxis. Die Parkplatzsituation empfindet der Taxifahrer hier als kritisch. „Vor der Praxis befindet sich ein Halte-Streifen, der Krankentransporten vorbehalten ist.“ Das Problem. „In der engen Straße gibt es nicht genügend Parkplätze.“ Speziell kranke Personen müssten im schlimmsten Fall weite Wege gehen, um in die Praxis zu gelangen.
Sezgin Onur bedauert, dass gerade für ältere und kranke Menschen manche Barriere die Mobilität erschwere. Und tatsächlich. Das nächste Beispiel ist schon durch die Windschutzscheibe erkennbar. Zur Bebelstraße/Ecke Weberstraße wird Sezgin Onur häufiger gerufen. „Viele Fahrgäste haben ihre Eingangstür tief in der Wohnanlage, die nur über einen kleinen Weg erreichbar ist. Doch vor der Haustür kann ich die Fahrgäste selten abholen.“ Der Grund: Eine herausnehmbare Absperrung verhindert , dass er in die Anlage fahren kann. „Das ist für ältere Fahrgäste ein unnötig weiter Weg bis zum Auto.“
In Oberhausen ist immerhin die Beschilderung gut
Nächstes Beispiel: ein Krankenhaus. Vor dem Haupteingang am St.-Clemens-Hospital existiert gerade einmal ein Taxistellplatz. „Dieser ist meistens belegt“, bemängelt Sezgin Onur. „Was also tun, wenn wir den Fahrgast in der dritten Etage abholen müssen, aber kein Stellplatz vorhanden ist? „Auch das ist für Kranke sehr ungünstig, da die nächsten Parkplätze meist weit entfernt sind.“ Halte der Fahrer in zweiter Reihe oder in einer nahe gelegenen Einfahrt, riskiere er ein „Knöllchen“.
Die Fahrt geht weiter nach Osterfeld: Schilder informieren über die Baustelle an der Vestischen Straße. Umleitung! Über die Werthfeldstraße geht es in den Ortsteilkern. Umwege, nicht immer optimal auf den ersten Blick zu erkennen. Aber: „Grundsätzlich ist die Beschilderung in Oberhausen gut“, sagt Sezgin Onur. Denn er weiß: „In Mülheim und Essen findet man sich deutlich schlechter zurecht.“
Staus werden nach Möglichkeit umfahren
Trotzdem muss der Taxifahrer immer häufiger Straßen umfahren, wenn es möglich ist. Staugefahr! Die „üblichen Verdächtigen“ Mülheimer-, Duisburger-, Danziger Straße und die Essener Straße gehören zu den Stauräumen der Stadt. Straßen zu umfahren ist zu den Hauptverkehrszeiten aber nicht immer sinnvoll. Onur: „Wenn du statt über die Mülheimer über die Mellinghofer Straße fahren möchtest, macht das keinen Sinn - da staut sich auch der Verkehr.“
Viel zu tun ist an den Vergnügungsorten der Stadt: Am Centro, an den Wochenenden und nach Konzerten. „Leider gibt es direkt vor der Arena keinen Taxistreifen neben der Straße, obwohl viele genau dort ein Fahrzeug suchen.“ Auch hier gebe es so Stausituationen, die aus Sicht des Fahrers vermeidbar wären.