Oberhausen. . An der achtlos weggeworfenen leeren Zigaretten-Packung haftete DNA.Deshalb konnte die Oberhausener Polizei nach zwei Jahren einen Raub aufklären

Das hätten sich zwei Spielhallenräuber im Leben nicht träumen lassen. Dass ihnen zwei Jahre nach dem Verbrechen eine achtlos weggeworfene Zigarettenschachtel zum Verhängnis werden könnte.

Kriminalhauptkommissar Frank Nett schildert die spannende Erfolgsgeschichte der Oberhausener Polizei, der es jetzt gelang, mit Hilfe von DNA-Spuren ein Verbrechen aus dem Jahr 2010 aufzuklären.

Maskierte mit Pistole

Es war der 7. Oktober des Jahres 2010, als zwei maskierte Gestalten gegen 22.20 Uhr die Spielhalle an der Bahnhofstraße betraten. Die Täter bedrohten die Spielhallenaufsicht mit einer Pistole und zwangen sie, ihnen das Geld aus der Kasse rauszugeben. Dann flüchteten sie mit ihrer Beute: 240 Euro. „Die Männer sind zu ihrem Auto gelaufen“, sagt Nett. Da waren sie noch maskiert. Deshalb und weil sie es so eilig hatten, fielen sie einem Passanten auf. „Ein Täter hat dann noch am Auto seine Maske vom Gesicht gezogen“, nennt Nett eine weitere Beobachtung des Zeugen. Entscheidend war jedoch, dass der Passant mitbekam, wie der Räuber eine leere Zigarettenschachtel weg warf, ehe er mit seinem Kumpel davon fuhr.

Für die Polizei begann nach dem Raub das übliche Prozedere: den Tatort auf Spuren untersuchen, Zeugen vernehmen. Dem Passanten legten sie auch Fotos von Leuten vor, die für den Raub in Frage gekommen sein könnten. Und natürlich wurde die Zigarettenschachtel eingesammelt und zum Landeskriminalamt geschickt. „Wir stellten einen Antrag, sie auf DNA-Spuren zu untersuchen“, sagt Nett. Leider dauere es immer Monate, bis Ergebnisse vorliegen – wegen des großen Arbeitsaufkommens beim LKA.

Haut-Partikel reichen

Die Ermittler hatten dann allerdings Glück. An der Schachtel hafteten Erbsubstanz-Spuren. „Es reichen schon Haut-Partikel von den Fingern, um DNA zu finden“, erklärt Nett.

Nun war also DNA auf der Schachtel, doch beim bundesweiten Abgleich ließ sich kein Treffen erzielen. Der Träger blieb unerkannt, die Spielhallenräuber blieben auf freiem Fuß.

Versicherungsbetrug

Bis zu jenem Tag, als ein Duisburger erneut wegen krimineller Machenschaften auffiel. Bedrohung und Versicherungsbetrug wurden dem 22-Jährigen zur Last gelegt. Er wurde wegen dieser neuerlichen Delikte gebeten, eine DNA-Probe abzugeben und hatte nichts dagegen. „Er glaubte ja, er hätte nichts zu befürchten“, sagt Nett. Von wegen: Beim Abgleich der Daten landete der Computer einen Treffer. Die DNA des 22-Jährigen war identisch mit den Spuren auf der Zigarettenschachtel.

Doch so eine Übereinstimmung an sich reicht nicht, um einen Räuber zu überführen. So einfach ist das Leben der Ermittler nicht. Schließlich hätte der Duisburger die Schachtel irgendwann mal berührt haben können, ohne etwas mit dem Raub zu tun zu haben. Also wird so ein Fall neu aufgerollt. „Es werden erneut die Zeugen vernommen“, schildert Nett. Dem Passanten wurden wieder Bilder vorgelegt. Diesmal auch eines von dem 22-Jährigen, von dem der Mann meinte: „Der könnte es gewesen sein.“ Schließlich kamen viele Hinweise zusammen. Dadurch schnappte die Polizei auch den Komplizen, einen 20 Jahre alten Duisburger. Beiden Männern drohen lange Haftstrafen. Bewaffneter Raub wird mit Gefängnisstrafen nicht unter fünf Jahren geahndet. Und das für 240 Euro Beute.

Rauchen fügt Ihnen und dem Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu

Kommissar Frank Nett erzählt noch, dass der 22-Jährige schwer spielsüchtig gewesen sei. Er habe sein ganzes Geld in Spielhallen verballert. Sein Versuch, sich einen Teil des Geldes zurückzuholen, scheiterte an der Zigarettenschachtel. Rauchen ist eben in vielerlei Hinsicht gefährlich.