Oberhausen. . Die Mieter an der Markstraße 188 sind entsetzt: Der Hausverwalter soll ihre Nebenkosten nicht weitergeleitet haben. Jetzt sollen sie auch noch die Schulden aus eigener Tasche nachzahlen, sonst droht die EVO mit der Abschaltung der Energieversorgung.

Die Mieter im Haus an der Marktstraße 188 sind Kummer gewohnt. „Hier wird schon ewig nichts mehr repariert“, sagen Ursula und Klaus Ruloff.

Nachbar Egon Sturm, der gerade bei Ruloffs im Wohnzimmer Platz genommen hat, überlegt kurz, was alles nicht in Ordnung ist und kommt zu dem Schluss: „Es würde kein Ende nehmen, das aufzulisten.“ Schreiben der EVO an alle Parteien im Haus brachten jetzt das Fass zum Überlaufen.

Warmes Wasser ade

Ruloff liest vor: „Wegen erheblicher Zahlungsrückstände Ihres Hauseigentümers besteht die Gefahr, dass wir in den nächsten Tagen die zentrale Energieversorgung Ihres Hauses einstellen. Hiervon wären in erster Linie die Sammelheizungsanlage und die allgemeine Beleuchtung ihres Hauses betroffen, so dass die Beheizung Ihrer Räumlichkeiten nicht mehr gewährleistet wäre.“

Ruloffs und Sturms sind entsetzt. Obwohl sie ihre Miete samt Nebenkosten jeden Monat pünktlich zahlten, wie sie sagen, sollen sie bald ohne warmes Wasser, Aufzug, Flur- und Kellerlicht dastehen. Bloß gut, dass jetzt Sommer ist. Ohne Heizung wohnt es sich weniger nett.

Rechtliche Schritte

Ein weiterer Mieter wandte sich schriftlich an den Geschäftsführer einer Oberhausener Immobilienfirma, der das Haus für die Eigentümer, zwei Israelis, wie Ruloff sagt, verwaltet. „Ich habe die Miete, 410 Euro, und die Nebenkosten, 200 Euro, jeden Monat pünktlich gezahlt. Was ist mit den Zahlungen geschehen, will der Mann wissen und kündigt rechtliche Schritte an. „Eine Strafanzeige wegen Unterschlagung von Nebenkostenvorauszahlungen“ sowie „einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit“.

Während die Mieter, zurzeit 17 Parteien, nicht wissen, wie sie das drohende Unheil abwenden sollen, schiebt der Hausverwalter den „Schwarzen Peter“ Eigentümern und Mietern zu. „Wir können nur mit dem Geld arbeiten, das wir haben“, sagt er. Und: „Wenn da vom Eigentümer nichts kommt . . .“. Die Mieter würden zudem Nebenkostennachzahlungen nicht leisten und undramatische Mängel mit nicht angemessenen Mietminderungen belegen. Bis zu 25.000 Euro jährlich würden so von den Hausbewohnern nicht gezahlt.

Dazu sagen sie Mieter: „Wir haben uns gegen völlig überhöhte Nebenkosten-Nachzahlungs-Forderungen gewehrt, aber alle Maßnahmen mit dem Mieterschutzbund abgesprochen und immer wieder Schreiben an den Verwalter geschickt.“ Reaktionen darauf hätten sie nie erhalten.

Verwalter beruhigt

Während der Verwalter jetzt beruhigt, aufgelaufene Rechnungen für Fernwärme könnten Anfang August beglichen werden, sofern die Mieter zahlten, und von den Kosten für Allgemeinstrom sei nur eine kleine Summe noch offen, spricht man bei der EVO von einer „gehörigen Summe“, die ausstände. „Das Problem ist, dass schon monatelang nichts mehr gezahlt wurde“, erklärt eine EVO-Sprecherin. Sie kann den Mietern nur raten, sich mit einem EVO-Kundenberater zu besprechen. „Sie müssten die Nebenkosten künftig an uns zahlen“, sagt sie. Tragisch ist: Die Hausbewohner sind in der Pflicht, auch die Rückstände zu begleichen.

Über die Miete das Geld zurückholen

Harald Batnik, Rechtsanwalt und auch für den Mieterschutzbund tätig, kann die Betroffenen damit trösten: „Sie könnten sich das Geld über die nächste Miete zurückholen.“ Weniger oder gar nichts zahlen. Die Krux an der Sache: Alle Mieter müssten sich zunächst einig sein. „Einer müsste den Buchhalter machen“, erklärt Batnik. Die Mietergemeinschaft müsste die Rückstände und die monatlichen Vorausleistungen an die EVO zahlen. Batnik gibt zu: „Das ist aber alles schwierig.“ Zumal Klaus Ruloff zu bedenken gibt: „In unserem Haus leben viele Nationalitäten, außerdem Hartz IV-Empfänger, wo sollen sie denn das Geld hernehmen.“

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So können die Hausbewohner nur hoffen, dass sich das Blatt noch wendet. Denn Batnik sagt auch: „Es passiert immer öfter, dass Energieversorger drohen, den Strom abzusperren.“ Meist ginge es gut, zahlten die Vermieter in letzter Sekunde doch. „Aber eigentlich ist das hier schon ein Fall für den Insolvenzverwalter“, überlegt Batnik. Dann seien die Mieter aus dem Schneider.

Derweil ärgert sich Klaus Ruloff über den Verwalter: „Der macht sich auf unsere Kosten ein schönes Leben, fährt ein dickes Auto.“ Der Geschäftsführer der Immobilienfirma indes erklärt: „Ich will die Verwaltung des Hauses über kurz oder lang abgeben.“ Wobei er auch für Haus Nummer 186 zuständig sein soll. Dort wurden in einem Büro notwendige Renovierungen vorgenommen, für die der Objektmanager des Mieters das Geld vorstreckte. Auch dafür habe es von der Hausverwaltung bislang keinen Cent gegeben.