Oberhausen. . Psychische Erkrankungen, die durch Überlastung am Arbeitsplatz entstehen, werden in Deutschland immer häufiger. Prof. Eugen Davids, Chefarzt der psychiatrischen Klinik des St.-Josefs-Hospitals in Oberhausen, sieht die Ursachen dafür in unsicheren Arbeitsbedingungen und ständiger Erreichbarkeit.
Prof. Eugen Davids ist sich sicher: „In Oberhausen lässt sich eine ähnliche Entwicklung beobachten, wie im Rest des Landes.“ Davids ist Chefarzt der psychiatrischen Klinik des St.-Josefs-Hospitals in Oberhausen. Was er meint: Psychische Erkrankungen werden für die Berufstätigen zu einem immer größeren Problem.
Denn während bei Psychosen, Demenzerkrankungen oder suchtbedingten psychischen Erkrankungen keine große Veränderung auszumachen ist, steigt laut Davids die Zahl arbeitsplatzbedingter psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren stetig. Was oft mit dem ungenauen Stempel „Burn Out“ versehen wird, ist meist eher eine leichte bis schwere Depression
Die für Oberhausen zuständige AOK Rheinland/Hamburg führt psychische Krankheiten mittlerweile als dritthäufigste Ursache für Fehltage an. Vor fünf Jahren reichte es gerade einmal für Platz acht. Beunruhigend sind auch die Zahlen, die Hans-Werner Stratmann, Regionaldirektor der AOK Oberhausen, präsentiert. Von 100 bei der AOK Oberhausen versicherten Arbeitnehmern erkrankte im vergangenen Jahr jeder Elfte an einem psychischen Leiden. 2007 war es nur jeder 13te.
Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes
Insgesamt stieg die Anzahl psychisch erkrankter Arbeitnehmer in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent. Während alle anderen Hauptursachen für Fehltage wie Atemwegserkrankungen oder Rückenprobleme im selben Zeitraum zurückgingen. Schuld daran ist laut Prof. Eugen Davids vor allem die moderne Arbeitswelt.
Die Angst vor Arbeitsplatzwechsel oder Verlust sowie die permanente Erreichbarkeit durch Smartphones sorgen für einen ständigen Druck, dem viele Arbeitnehmer nicht mehr Stand halten. Sie schaffen es nicht mehr, die beruflichen Probleme aus dem Kopf zu bekommen. Erkrankungsgründe können manchmal aber auch im Privaten liegen. Der Tod von nahen Angehörigen, familiäre Probleme oder Unfälle etwa. Oft hilft dann nur noch eine Therapie.
Stressfrei leben
Die Versorgung mit stationären Behandlungsplätzen in Oberhausen sei gut. Auf einen Therapieplatz warten Patienten meist nur zwei bis drei Wochen. „Aber“, erklärt Hans-Werner Stratmann, „98 Prozent aller Fälle sind von der Art, dass sie besser ambulant behandelt werden“. Und hier ist die Versorgung in Oberhausen ebenso schlecht wie in anderen Teilen Deutschlands.
Zwar gibt es in der Stadt 39 zugelassene Therapeuten, auf eine Behandlung muss man aber oft viele Monate warten – für Kranke eine unerträgliche Situation. Stratmann fordert deshalb ein Umdenken: „Die bisherigen Therapieverfahren müssen überdacht werden. Wir müssen auch neuen Behandlungsmethoden eine Chance einräumen.“
Prävention in den Unternehmen hilft
So könnte es irgendwann einmal möglich sein, mit derselben Anzahl von Ärzten mehr Patienten zu behandeln. Neben einer schnelleren Behandlung der Kranken helfe aber vor allem Prävention in den Unternehmen selbst. Dort müssten Probleme frühzeitig erkannt und Mitarbeiter auf die Gefahren psychischer Erkrankungen hingewiesen werden.
Denn auch in Oberhausen haben einige Unternehmen große Probleme mit der zunehmenden Zahl an psychisch erkrankten Mitarbeitern, erklärt Stratmann. Einige arbeiten schon mit der AOK an Vorbeugeprogrammen. Aber die Wurzel des Übels, den Druck auf dem Arbeitsmarkt, geht auch das nicht an.