Oberhausen. . Den Nachbargarten pflegen, Zeitungen austragen oder im Supermarkt die Regale auffüllen: Bekannte Oberhausener erzählen,wo sie als Schüler oder Studenten in den Ferien arbeiteten.

Den Nachbargarten pflegen, Zeitungen austragen oder im Supermarkt die Regale auffüllen: Wenn man sich zum Thema Ferienjobs umhört, hat eigentlich jeder etwas zu erzählen. Die NRZ hat sich bei bekannten Oberhausenern erkundigt, mit welchen Jobs sie sich in den Ferien als Schüler oder Student etwas dazuverdienten. Vom Kegel-Aufsteller bis zum Achterbahneinweiser ist einiges dabei.

Training in Stressresistenz

Andreas Stahl, Leiter des Büros für Chancengleichheit, muss gar nicht lange im Gedächtnis kramen. „Ich habe mit 16 oder 17 Jahren in den Ferien bei der Post am Hauptbahnhof gejobbt. Da habe ich die Pakete nach Postleitzahl sortiert.“ Ganz glücklich wurde er dort nicht. „Die anderen Mitarbeiter haben den Aushilfen die undankbaren Aufgaben übertragen.“ Der absolute Höhepunkt: Eine große Lieferung dicker Versandhauskataloge. „Da wusste man am Ende des Tages, was man gemacht hat.“ Das Angebot, im nächsten Sommer wiederzukommen, schlug Stahl dankend aus.

Von einer anderen Tätigkeit profitiert er dagegen noch heute. „Später während des Studiums habe ich in einem Call-Center eines Telefonanbieters gearbeitet. Es war sehr spannend, sich mit den Kunden zu unterhalten.“ Obwohl die nicht immer sonderlich gut aufgelegt waren. „Kein Wunder, schließlich hing mancher schon zehn Minuten in der Warteschlange“, sagt Stahl. „Aber ich merke noch heute, dass ich am Telefon sehr souverän auftrete. Da habe ich einiges gelernt.“

Von der Margarine zum Stahl

City-Manager Franz-Josef Muckel fing bereits in der Schulzeit mit Aushilfstätigkeiten an. „Mit zehn Jahren habe ich in einer Kneipe die Kegel wieder aufgestellt.“ Ein Job, der aufgrund der technischen Entwicklung keine große Zukunft hatte. Später stand der gebürtige Klever bei der Firma Elefantenschuhe am Fließband. „Da habe ich die Sohlen in die Schuhe eingelegt.“

Tipps zum Ferienjob

Kinder bis einschließlich zum 14. Lebensjahr dürfen nicht arbeiten. Das regelt das Jugendarbeitsschutzgesetz. Außer die Eltern erlauben das. Dann dürfen Kinder über 13 bis zu zwei Stunden täglich zwischen 8 und 18 Uhr arbeiten.
Kinder bis einschließlich zum 14. Lebensjahr dürfen nicht arbeiten. Das regelt das Jugendarbeitsschutzgesetz. Außer die Eltern erlauben das. Dann dürfen Kinder über 13 bis zu zwei Stunden täglich zwischen 8 und 18 Uhr arbeiten. © WAZ
Eine etwas andere Regelung gilt für den landwirtschaftlichen Bereich. Dort dürfen sich Kinder über 13 Jahren bis zu drei Stunden täglich etwas hinzuverdienen.
Eine etwas andere Regelung gilt für den landwirtschaftlichen Bereich. Dort dürfen sich Kinder über 13 Jahren bis zu drei Stunden täglich etwas hinzuverdienen. © WAZ
Grundsätzlich gilt: Die Tätigkeiten dürfen keine schwere körperliche Arbeit sein.
Grundsätzlich gilt: Die Tätigkeiten dürfen keine schwere körperliche Arbeit sein. © imago stock&people
Weniger Einschränkungen gibt es für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren.  Wer noch zur Schule geht, darf nicht mehr als vier Wochen im Jahr jobben.
Weniger Einschränkungen gibt es für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren. Wer noch zur Schule geht, darf nicht mehr als vier Wochen im Jahr jobben.
Eine Ausnahme gibt es aber auch hier: Wer mindestens 16 Jahre alt ist, darf im Gaststättengewerbe bis 22 Uhr tätig sein.
Eine Ausnahme gibt es aber auch hier: Wer mindestens 16 Jahre alt ist, darf im Gaststättengewerbe bis 22 Uhr tätig sein. © imago stock&people
Auch in mehrschichtigen Betrieben ist es 16-Jährigen erlaubt, bis maximal 23 Uhr zu arbeiten.
Auch in mehrschichtigen Betrieben ist es 16-Jährigen erlaubt, bis maximal 23 Uhr zu arbeiten. © imago stock&people
Wochenend-Arbeit ist tabu, es sei denn, Jugendliche sind auf Sportveranstaltungen eingesetzt.
Wochenend-Arbeit ist tabu, es sei denn, Jugendliche sind auf Sportveranstaltungen eingesetzt. © imago stock&people
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Nach einem Einblick in die Margarineproduktion landete Muckel kurz vor Studienbeginn bei einem Stahlbauer. „Dort ging es darum, große Fensterrahmen in die Brennöfen zu schieben.“ Persönliche Pointe: Diese Rahmen waren für die im Bau befindliche Ruhr-Universität Bochum bestimmt. Nur wenige Monate später startete Muckel dort sein Studium. „Ich habe quasi unter den Fenstern gesessen, die ich selbst mit hergestellt hatte.“ Von dem im Stahlbau erarbeiteten Geld hat sich Muckel auch das erste eigene Auto gegönnt. „Das war ein gebrauchter VW Käfer Export mit Weißrandreifen. Der war in einem super Zustand“, kommt der City-Manager ins Schwärmen.

Werkzeuge sortiert

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött ist bei ihren Einsätzen als Aushilfe nicht ganz so weit herum gekommen. Sie war immer im eigenen Familienbetrieb tätig. „Mit acht oder neun Jahren habe ich während der schulfreien Zeit in der Werkstatt die verschiedenen Werkzeuge sortiert und geputzt.“ Jahr für Jahr wurden die Aufgaben anspruchsvoller. „Mit 18 habe ich dann in der Buchhaltung gejobbt. Das war immer ein guter Zuverdienst.“

Werbung für den Bioladen

Ihr Abgeordnetenkollege Niema Movassat – er sitzt für die Partei Die Linke im Bundestag – hatte seinen ersten Ferienjob im Alter von 16 oder 17 Jahren. „So ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber ich habe Werbung für einen Bioladen verteilt.“ Nach dem Abitur ging es für Movassat in den Bottroper „Moviepark“ – aber nicht zum Spaß. „Ich habe dort an der Achterbahn gestanden und die Leute eingewiesen.“ Die Bezahlung sei schlecht gewesen, „aber als Schüler freut man sich ja über fast jede Summe“.

Danach mit dem Auto gen Süden

Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier hatte bei ihren Jobs während der Semesterferien meist ein direktes Ziel vor Augen. „Da ging es immer darum Geld, für den Urlaub zu verdienen.“ Besonders beeindruckend fand sie ihre Zeit bei Bosch in Göttingen. „Da habe ich am Fließband gestanden und Plättchen an Spulen herangeschweißt.“ Die wichtigste Aufgabe: Nicht hinters Tempo der anderen Kollegen zurückfallen. „Das war richtig harte Schichtarbeit bis um 22 Uhr. Die Bezahlung war aber auch sehr gut.“

Nachdem sie zwischendurch Tapetenbücher hergestellt hat, ging es für Kerstin Wittmeier in die Altenpflege. „Da habe ich schon während des Semesters am Wochenende gearbeitet. Das war schon eine sehr belastende Tätigkeit.“ Ausgezahlt hat sie sich aber auf jeden Fall. „Ich bin dann mit Studienkollegen in einem Mercedes nach Spanien und Portugal runtergefahren. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.“