Oberhausen. .

Andreas Kieling hat das Zeitgefühl noch nicht ganz wiedergefunden: „Ich bin erst gestern aus Äthiopien zurückgekehrt - das war eine ganz andere Welt!“ Kieling kennt diese fremden Welten, die für ihn mittlerweile vertraut und doch immer noch ein Abenteuer sind. Er ist einer der renommiertesten deutschen Tierfilmer und am Freitag, 20. Juli, zu Gast im Gasometer (Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 15/10 Euro), um in 60 Minuten einen Auszug seiner besten Aufnahmen zu zeigen.

Das Beste für nur eine Stunde auszusuchen, ist für Tierfilmer eine Qual. „Das komplette Material umfasst vier Jahre“, sagt Kieling. Dabei handelt es sich wohlbemerkt um nur eine Etappe. Diesmal befasste sich der Filmemacher mit Alaska - einer faszinierenden Region mit atemberaubenden Einblicken.

Grizzlys an ungewöhnlichen Orten begleiten

Kieling ist seit vielen Jahren mit der Kamera unterwegs, um Tiere an ungewöhnlichen Orten zu begleiten. Er tauchte mit Grizzlys, beobachtete Lachse unter Wasser an ihren Laichplätzen und schaute Füchsen auf einsamen Wiesen beim Spielen zu.

„Am Anfang habe ich mich in meinen Filmen anonym gefühlt, bis ich auch vor der Kamera zu sehen war.“ Seitdem ist sein Name ein Begriff. Preisgekrönte Dokumentationen für das ZDF-Format „Terra X“ befördern ihn zur besten Sendezeit auf den Fernsehbildschirm.

Geduldig das Vertrauen der Tiere gewinnen

Es ist eine besondere Herausforderung, das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, was ihn immer wieder neu bei seinen Touren motiviert. Er stößt in unbewohnte Regionen vor und zeigt etwa in Alaska, wie unbelastet manche Tiere mit dem Menschen umgehen.

„Bei Tieren, die noch keine schlechte Erfahrung mit dem Menschen gemacht haben, ist es viel einfacher, das Vertrauen zu gewinnen und sich auf kurzer Distanz zu nähern.“ Alaska ist eine riesige Region, die oft viel kleiner eingeschätzt wird. „Dabei ist der US-Staat viereinhalb-mal größer als Deutschland!“

Wenn Anti-Bär-Spray nicht weiterhilft

Kieling lässt sich keinen Bären aufbinden. Seine Dokumentationen über Meister Petz haben ihm den liebevollen Spitznamen „Bärenmann“ eingebracht. Es ist eine intensive Erfahrung, die Bären mit der Kamera zu beobachten, sagt Kieling. Eine Begegnung vergisst er so schnell nicht: Als er beim Zelten in der Wildnis nach dem Kochen einer Nudelsuppe von einem Bären nachts „belagert“ wurde. „Da half auch das Anti-Bär-Spray, eine Mischung aus Reizstoffen wie Chili, nichts.“ Der Grund: Das Treibgas für das Spray war in der Kälte eingefroren. Eine sehr unangenehme Situation, wie Kieling sagt. „Da fürchtet man um sein Leben.“

Vorbild im Bereich der Tierfilme ist Bernhard Grzimek. „Er hat sich maßgeblich für den Erhalt bedrohter Tiere eingesetzt.“ Reißerischen Abenteuer-, Tier- oder Natur-Dokumentationen, wie sie etwa auf Dmax laufen, kann er weniger abgewinnen. „Ich würde keine Bärenkacke essen. Im Kot der Tiere befinden sich in der Regel Würmer mit Widerhaken.“

Bei der Veranstaltung im Gasometer haben alle Gäste die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen.