Fairbanks. . Im Frühling verwandeln fast alle Bewohner von Fairbanks ihre Gärten in ein Blumenmeer. Der richtige Zeitpunkt um Alaskas Mitte zu besuchen. Dort kann man fast alles erleben: Von Kunst zu Kultur bis hin zu wunderschönen einsamen Naturerlebnissen.
Der Schnee hält sich hartnäckig, der Frühling kommt spät. Aber er kommt und dann gibt es kein Halten mehr. Spätestens im Juni explodiert die Natur und die Menschen in Fairbanks stürmen die Baumärkte. Kaum jemand, der seinen Garten nicht in ein Blumenmeer verwandelt und Gemüse anbaut. Es wächst alles doppelt so schnell wie anderswo - die Sonne scheint auch in der Nacht und das Klima ist mild. Wer es nicht glaubt, sollte in Fairbanks dem Botanischen Garten der Universität einen Besuch abstatten. Sich zur Universität aufzumachen gehört ohnehin zum Pflichtprogramm: Dort befindet sich das Museum of the North. Ein guter Einstieg für die Reise.
Zwischen Kultur- und Naturerlebnis
Fairbanks hat dem Besucher eine bunte Mischung aus Kultur- und Naturerlebnis zu bieten. Die Stadt zwischen Tanana und Chena River verdankt ihre Existenz dem Goldrausch, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Zwischenstation für den Weg in Richtung Arktis gegründet. Wie es zur Pionierzeit ausgesehen hat, ist im Pioneer Park zu sehen. Einige alte Holzhäuser wurden restauriert und wieder aufgebaut. Eine Attraktion des Parks ist das Dampfschiff Nenana, das einst auf den Flüssen Alaskas unterwegs war. Dampfschiffe waren bis in die 60er Jahre wichtige Transportmittel. Eines ist noch unterwegs: das Riverboat Discovery der Familie Binkley, die in der vierten Generation Alaskas Flüsse befährt und heute informative Touren für Touristen veranstaltet. Auch in Sachen Natur hält Fairbanks etwas bereit. Das Creamer"s Field ist ein Vogelschutzgebiet, in dem es besonders zur Zeit des Vogelzugs viel zu sehen gibt. Nicht nur Gänse legen dann hier einen Zwischenstopp, auch zahlreiche Kraniche staksen in großer Zahl über die Wiesen. Und vielleicht schaut auch mal ein Elch vorbei.
Arktische Impressionen
Gateway to the Arctic, das Tor zur Arktis, nennt sich die nördlichste Stadt Alaskas. Das hört sich so an, als sei diese gleich um die Ecke. Sie ist jedoch ganz schön weit weg. Also rein ins Flugzeug und ab nach Coldfoot in der Brooks Range. Der Flieger ist ein kleiner Hopser, der Pilot verbreitet gute Laune und betätigt sich unterwegs als Fremdenführer. Der Blick auf die weite Tundra, mäandernde Flüsse und Bergkuppen ist atemberaubend. Coldfoot hat zwar einen Namen, einen Ort sucht man jedoch vergebens. Es besteht aus dem Flughafen und einer Truck-Station. Denn wir befinden uns am Dalton Highway, jener berühmten Straße, auf der furchtlose Trucker von Fairbanks nach Prudoe Bay am Arktischen Meer donnern, wo nach Öl und Gas gebohrt wird. Interessanter als Coldfoot ist die winzige und lauschige Siedlung Wiseman. Jack Reakoff, der seit 39 Jahren dort lebt, führt interessierte Besucher herum. Lebenskünstler und Aussteiger haben sich hier versammelt, die der Zivilisation in Form von
Alaska ist überall
Städten nichts abgewinnen können. Das heißt nicht, dass auf moderne Errungenschaften verzichtet wird: Solaranlagen liefern Strom für den Computer und das Faxgerät. Die Einwohner von Wiseman sind weitgehend Selbstversorger. Gemüse wird im Garten angebaut, für Fleisch wird ein Elch geschossen und dann sind da noch die Lachse.
Inuit oder Eskimo?
Die Athabascan-Indianer und die Eskimos, die Ureinwohner Alaskas, haben schon immer so gelebt. Letztere bezeichnen sich selbst nach unserem Verständnis politisch unkorrekt: "Inuit? Nein, wir sind Eskimos", sagt Margorie Attla. Die 69-Jährige sprüht vor Energie. Sie lebt jetzt zwar in Fairbanks und hat Gefallen daran gefunden, jeden Nachmittag Bingo zu spielen. Trotzdem wird sie von ihren Kindern, Nichten und Neffen immer noch angefordert, wenn es darum geht, einen Elch zu zerlegen. Denn die wissen nicht mehr, wie das geht. Die Moderne hat auch bei den Eskimos Einzug gehalten. Das sei einerseits gut, betont Margorie. Andererseits brachte das viele Probleme, führte zu einem Kulturverlust. Sie hat darum gekämpft, dass nicht alles verloren geht. Und ist zum Beispiel mit Kindern, die nur noch Fischstäbchen kannten, hinaus zum Fischen gefahren. Zurück nach Fairbanks geht es auf der Schotterpiste des Dalton Highway durch eine großartige Landschaft. Dass es irgendwo noch eine Zivilisation gibt, sieht man nur an der Pipeline, die den Highway von Prudoe Bay nach Fairbanks begleitet. Der Respekt vor den Truckern wächst mit jedem Kilometer. Wie sie die Steigungen im Winter bewältigen, ist dem Durchschnittsautofahrer ein Rätsel.
Der Wolf am Wegesrand
In Fairbanks wird das Verkehrsmittel gewechselt. Statt mit dem Kleinbus geht es nun mit dem Panoramazug der Alaska Railroad Richtung Süden zum Denali Nationalpark und zum Mount McKinley, mit 6.194 Metern höchster Berg Nordamerikas. Es ist ein wildreicher Park mit Grizzlys, Wölfen, Elchen, Karibus und Dallschafen. Das ermöglicht denkwürdige Erlebnisse, zum Beispiel, wenn der Busfahrer auf die Bremse tritt, weil ein junger Wolf am Wegesrand herumstreunt und anschließend aufgeregt schnüffelnd um den Bus herumläuft. Des Rätsels Lösung: Seine Beute hatte sich unter dem Bus in Sicherheit gebracht.
Reise-Weisheiten
Geholfen hat es ihr letztendlich nicht. Gehört der Denali Nationalpark zu den bekanntesten Attraktionen Alaskas, sind die White Mountains nordöstlich von Fairbanks unbekanntes Terrain. Und das Richtige für eine kleine Trekkingtour mit Übernachtung in der Wildnis. Zum Beispiel zum Mount Prindle, dessen Besteigung eine ziemliche Kletterei bedeutet, aber mit einem fantastischen Ausblick belohnt wird. Entspannung gibt es etwas weiter östlich, bei den Chena Hot Springs. Einen Wellnesstempel darf man nicht erwarten. Es ist alles sehr einfach gehalten, tut aber trotzdem gut. Wer abends nach einer Wanderung im warmen Pool landet, kann vielleicht sogar noch große Tiere sehen - einen Elch, der täglich zu einem benachbarten Teich kommt. Die Wildnis ist in Alaska überall. (dapd)