Oberhausen. .
Die geballte Ruhrindustrie kann ganz schön hungrig machen: Am Schloss Oberhausen begibt sich eine Gruppe mit roten Eintritts-Armbändchen auf die Suche nach einer kleinen Stärkung. Von irgendwo her lockt dieser Bratwurstduft und der Gang ins Innere der Ludwig Galerie wird für die beiden älteren Pärchen zur Zerreißprobe. Am Ende trennen sich die Wege: Pärchen A macht auf Kultur. Pärchen B geht auf die Suche nach Leckereien. „Vielleicht haben die auch noch Salat!“ Schichtsalat zur Extraschicht. Ein Festschmaus.
Viele Besucher starten ihre Tour am Gasometer
„Endlich kann man mal in sommerlichen Sachen einen Abend genießen.“ Am Kanal verbreitet sich Strandstimmung. Die milden Temperaturen zaubern ein Lächeln in die Gesichter der Kulturreisenden. Die lange Nacht der Industriekultur hat die besten Voraussetzungen erwischt. Die Liegestühle an der Anlegestelle der Rehberger Brücke sind alle besetzt. Schlangestehen muss man für eine Kanalfahrt zu den weiteren Orten der Extraschicht - die Schiffe starten gen Bottrop. Doch auch am „Oberhausener Hafen“ gibt es maritime Hingucker.
Das Oberhausener Theater hat extra die Spielzeitferien verschoben, um diesmal endlich mit einem eigenen Programmpunkt bei der Extraschicht dabei zu sein. Als Kapitän, Schiffskoch oder Bootsjunge singen sie Seemannslieder.
„Seemann, lass das Träumen“, sorgt vor der Rehberger Brücke für gemütliche Schunkel-Stunden in den Sitzreihen und einen ungetrübten Blick auf die schimmernden Wellen des Rhein-Herne-Kanal.
„Die Brücke bewegt sich ja!“
Beim Blick über die Brücke kann man dann aber doch ein wenig Seekrank werden. „Die Brücke bewegt sich ja!“ Eine Spaziergängerin hält sich ob der Schwingungen der Spiral-Konstruktion am Geländer fest. Die Sicht auf das Treiben am Ufer sorgt für wenig Platz an den Brückenrändern. Die spektakuläre Farbbestrahlung des Bauwerks vermissen einige Besucher jedoch.
Am Schloss selbst wird unterdessen gebastelt: Kinder können hier mit der Malschule - passend zur Ausstellung in der Ludwig Galerie - Zimmereinrichtungen mit Schere und Kleber gestalten. Mancher erschafft sein Traumkinderzimmer - andere ein wunderbares Wohnzimmer, auf das man beim Möbelhändler seines Vertrauens lange warten müsste. Apropos Warten: An den Haltestellen mit Shuttlebussen bilden sich teils lange Warteschlangen.
Programm für mehr als eine Nacht
„Um alles zu sehen, reicht eine Nacht doch eigentlich gar nicht aus“, sagt Ralf Lang, der mit seiner Frau auf das nächste Shuttle wartet. Was hat er schon gesehen? „Das Zentrum Altenberg und die Niebuhrg haben wir besucht.“ Nun soll es nach Essen gehen. „Hoffentlich ist im Bus noch Platz!“
Vom Schloss und der Rehberger Brücke geht es zum Glück auch zu Fuß weiter. Der Gasometer öffnet die Türen, bietet offene Führungen an und man kann der „Tonne“ aufs Dach steigen. Viele Besucher wählen den Gasometer als Startpunkt ihrer Tour durch das Revier.
Im Inneren: Klangwelten. Vor dem „Baum des Lebens“ geben die Musiker Sebastian Studnitzky und der Schlagzeuger Tommy Baldu ein Live-Konzert. Sie sind für die Klanginstallation der 43-Meter-hohen Skulptur verantwortlich. Studnitzky: „Der sehr hohe und weite Raum ist wie ein Instrument.“ Der ausgeprägte Hall sei daher eine ständige Herausforderung.
Extraschicht 2012