Oberhausen. . Arena ist Pilgerstätte für 10 000 neuapostolische Gläubige. Jugendtag lockt mit Workshops und Konzerten. Teilnehmer reisen sogar aus dem benachbarten Ausland an

Die Arena hat schon viel erlebt: schweißtreibende Shows und Konzerte zum Beispiel. Am Wochenende wurde sie nun zur modernen Pilgerstätte. Die neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen lud zum Jugendtag und junge Gläubige aus NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und sogar aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg folgten dem Ruf. Es war der nunmehr 54. Jugendtag.

Die Anzahl der Gläubigen geht zurück

Ihren Glauben zelebrierten sie mit einem bunten Programm: Workshops und Vorträge luden zum Nachdenken ein, Open-Air-Konzerte führten zum gemeinsamen Singen. Informationsstände füllten Wissenslücken und Bratwurststände den Magen. Und wer sich einsam fühlte, schaute sich nach drei jungen Männer um, die mit Schildern durch die Halle zogen und kostenlose Umarmungen, „Free Hugs“, versprachen.

Vor ein paar Jahren hätte die Oberhausener Arena noch nicht ausgereicht, um die jungen Gläubigen zu beherbergen. Denn wie andere christliche Kirchen hat auch die Neuapostolische Glaubensgemeinschaft mit einem Rückgang von jungen Beteiligten zu kämpfen. „Die Anzahl der Mitglieder zwischen 14 und 20 hat sich um etwa 30 Prozent reduziert“, sagt Organisator Helmut Manthey. „Viele interessiert der Glaube nicht mehr.“

"Ich finde das Gemeinschaftsgefühl toll"

Das mag man nicht so recht glauben, besucht man den jährlichen Jugendtag. Menschen in blauen T-Shirts, soweit das Auge reicht. Sie flanieren auf der Promenade zwischen dem Kino und der Arena. Darunter auch zahlreiche begeisterte Jugendliche, die sich mit Freude über ihren Glauben unterhalten.

So wie Jana aus Oberhausen und Annabell aus Mülheim. Die beiden Freundinnen reden gerne über ihre Kirche. Mit Bratwurst in der Hand erzählt die 16-jähige Jana: „Ich finde das Gemeinschaftsgefühl toll. Das habe ich woanders noch nie so erlebt.“ Annabell ergänzt: „Es ist viel persönlicher.“ Von Mitschülern gebe es manchmal dumme Kommentare, das störe aber keine von beiden. Der Glaube sei ein fester Bestandteil in ihrem Leben.

Der Glaube wird nicht versteckt

„Jeder weiß, dass ich am Mittwochabend keine Zeit habe, weil ich zur Messe gehe. Ob das jemand uncool findet, ist mir egal“, sagt die 20-jährige Annabell. Ihren Glauben zu verschweigen, das kommt für die Berufsschülerin nicht in Frage. Im Gegenteil: „Ich finde es eher peinlich, wenn mir jemand sagt, er ist katholisch, aber nichts über seinen Glauben weiß.“

Der stellvertretende Bezirksleiter Manthey kann sich bei den Worten der zwei Gläubigen das Lächeln nicht verkneifen. Ihn freut es, wenn sich junge Leute für ihre Kirche einsetzen. „Wir drängen aber niemanden“, beteuert Manthey. Die meisten würden durch die Eltern in den neuapostolischen Glauben hineinwachsen. „Mit 14 kommt dann die kritische Phase. Entweder kann man sich dann mit dem Glauben identifizieren oder eben nicht.“

Annabell und Jana sind sich sicher, dass sie auch in den kommenden Jahren dabei bleiben wollen.

Rund 25 000 Euro für Kindergärten im Kosovo

Das Benefizkonzert am Freitagabend spielte rund 25.000 Euro für Kindergärten im Kosovo ein.

1100 Mitglieder hat die Neuapostolische Kirche in Oberhausen, 80 davon zählen zur Altersgruppe der Jugendlichen.

In ganz NRW verteilen sich 85.000 Mitglieder des neuapostolischen Glaubens auf 403 Gemeinden.