Oberhausen. Die Schwestern Irmgard und Agnes Klein haben ein veganes Restaurant im Jugendzentrum Druckluft eröffnet: die „Kombüse 22“. Die Geschwister wollen mit ihren Gerichten auch die Skeptiker überzeugen.
Es duftet nach Gebratenem aus der Küche im Jugendzentrum Druckluft. Drinnen stehen Irmgard „Imy“ (29) und Agnes Klein (31) am Herd und wenden mit routinierten Handgriffen Gemüsefrikadellen in der Pfanne. Vor einigen Tagen haben die Schwestern dort ein veganes Restaurant eröffnet: die „Kombüse 22“.
Ursprünglich hatte Imy Klein für ihre berufliche Zukunft andere Pläne geschmiedet – doch unverhofft kommt eben oft. Denn dass die studierte Sozialwissenschaftlerin einmal im Gastronomiebereich arbeiten würde, hätte sie sich bis vor Kurzem nicht träumen lassen. Seit einigen Tagen hat die Kombüse 22 nun ihre Pforten geöffnet. Früher befand sich in den Räumlichkeiten das „Yummy“. In alter Druckluft-Tradition stehen in der Kombüse zunächst an drei Werktagen in der Woche Gemüseburger und Tofuwürstchen statt Schweineschnitzel und Rindsrouladen auf der Speisekarte.
Verheißungsvoll öffnet Imy Klein den Kühlschrank: Hier findet sich eine breite Auswahl an veganen Lebensmitteln – Tofu in verschiedensten Variationen und jede Menge frisches Gemüse. Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie schon früher bei der „Beatplantation“, einer Partyreihe im Druckluft, gekocht – mit der Übernahme der Kombüse 22 hat sie jetzt ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Veganer als exotische Randgruppe
Über die Wirtschaftlichkeit eines veganen Restaurants machen sich die Verantwortlichen wenig Gedanken. „Das Haus war schon immer ein Treffpunkt für politisch engagierte Gruppen, die sich für Umweltschutz und Tierrechte stark machen“, sagt Sprecher Christoph Kaiser. „Deshalb haben wir auch in unserem gastronomischen Angebot bewusst auf Fleisch verzichtet. Diese Linie möchten wir fortsetzen.“
Noch immer würden Veganer als exotische Randgruppe belächelt, findet Imy Klein. Selbst verzichtet sie seit gut 15 Jahren auf Fleisch und jegliche tierische Produkte. „Ich hoffe, dass nicht nur die eingeschworene Veganergemeinde zu uns kommt, sondern auch Fleischesser sich mal auf ein kulinarisches Experiment bei uns einlassen.“ Denn die Klischeevorstellungen einer veganen Küche mit fadem Tofumatsch und Körnertalern sind weit verbreitet.
Keine Moralpredigten über Fleischkonsum zu erwarten
Imy und Agnes Klein wollen dagegen mit ihren Gerichten auch die Skeptiker überzeugen. „Kochen hat etwas mit Genuss zu tun. Wir halten hier niemandem eine Moralpredigt über Fleischkonsum“, versichert Agnes Klein, die zurzeit ehrenamtlich in der Kombüse aushilft und sonst als Erzieherin arbeitet.
Inspiration für eine abwechslungsreiche Küche holt sich Imy Klein gern in Metropolen wie Hamburg oder Berlin, wo Veganismus längst keine Randerscheinung mehr ist. „Ich betreibe regelmäßig Rezepttourismus“, sagt sie. „In den größeren Städten gibt es viele hervorragende vegane Restaurants, die sich zu Szenetreffs gemausert haben.“
Veganes Essen preiswert
Nicht nur lecker, sondern auch preiswert soll die Kombüse 22 sein. „Wir möchten unsere Gerichte für jeden erschwinglich machen“, sagt Agnes klein. Ein komplettes Menü, bestehend aus einem Gemüseburger mit Pommes, ist etwa schon für fünf Euro zu haben.
Was die Kombüse betreffe, sei man noch in der Testphase, räumt Agnes Klein ein. „An unserem Eröffnungstag sind wir ganz schön rotiert. Man muss sich eben erstmal daran gewöhnen, wenn bei den Gästen pünktlich das Essen auf dem Tisch stehen muss.“
Eröffnungsfeier für veganes Restaurant ist geplant
Doch wenn es um Tierrechte geht, sind die Schwestern Überzeugungstäterinnen. Imy Klein: „Wenn man in der Welt etwas zum Guten ändern will, muss man bei sich selbst anfangen.“
Inoffiziell hat die Kombüse 22 den Betrieb bereits aufgenommen. Die Küche ist von Mittwoch bis Freitag jeweils von 18 bis 22 Uhr geöffnet. Eine Eröffnungsfeier mit Live-Musik und Überraschungsgästen ist für Mittwoch, 13. Juni, ab 17 Uhr geplant.