Oberhausen. . Gleich beide Löschzüge der Feuerwehr der Stadt rückten zu einem Wohnungsbrand aus. Einen Mann mussten die Feuerwehrleute mit der Drehleiter aus dem Dachgeschoss retten. Eine besondere Schwierigkeit: Im Haus befanden sich Schlangen.
Udo Wischniewski (51) will gerade duschen gehen, als er einen lauten Knall hört. „Viel lauter, als wenn nur ein Stuhl umfällt“, sagt der Oberhausener. Wischniewski läuft deshalb ins Treppenhaus, um nachzusehen, was passiert ist. Als ihm dort Rauch entgegenschlägt, wetzt er sofort durchs ganze Haus, um alle Mieter durch Sturmschellen zu warnen. Denn es ist klar, irgendwo im Haus brennt es.
Die Feuerwehr, bei der der Alarm „Wohnungsbrand“ um 9.42 Uhr eingeht, rückt gleich mit beiden Löschzügen aus Oberhausen und Sterkrade aus, „weil sich noch Menschen im Haus befinden sollen“, erklärt Einsatzleiter Matthias Bröring-Rotthues. Und tatsächlich, als die Feuerwehr an dem brennenden Haus an der Wunderstraße /Ecke Ulmenstraße eintrifft, steht dort ein Mann in einem Dachfenster zur Straße. Bröring-Rotthues: „Das Feuer hatte ihm den Fluchtweg abgeschnitten.“ Mit der Drehleiter bringen Feuerwehrleute den Mann in Sicherheit. Die übrigen acht Bewohner, fünf Erwachsene, drei Kinder, sind bereits selber aus dem Haus geflüchtet. Zwei werden mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht.
Schlangen erschweren die arbeit der Feuerwehr
Schon als die Feuerwehr mit den Löscharbeiten beginnt, im Einsatz sind 36 Kräfte, steht fest: Es gibt noch ein besonderes Problem. In drei der zehn Eigentumswohnungen im Gebäude leben in Terrarien Schlangen. Ob giftige Tiere darunter sind, ist zunächst nicht klar. Das Veterinäramt wird informiert.
Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig. „Das ist ein Altbau, die Dachbalken sind sehr verschachtelt“, sagt der Einsatzleiter der Feuerwehr. Die enorme Temperaturentwicklung erschwert die Brandbekämpfung zudem. Dennoch kann das Feuer durch massiven Löscheinsatz schnell unter Kontrolle gebracht, ein Übergreifen auf den gesamten Dachstuhl verhindert werden. So dringen rund zwei Stunden nach Beginn des Feuerwehr-Einsatzes nur noch vereinzelte Rauchschwaden aus dem Haus. Feuerwehrleute lösen Ziegel vom Dach, werfen sie auf den Gehweg. Dort bildet sich ein Teppich aus roten Tonscherben. Etwa 50 Quadratmeter Dachfläche müssen abgenommen werden, um kleinere Glutnester zu löschen. „Wir werden bestimmt noch Stunden brauchen, bis alles endgültig gelöscht ist. Danach werden wir eine Brandwache einrichten“, sagt der Einsatzleiter.
Sorgen um technisches Equipment
An der Straße stehen derweil viele Neugierige. Eine Frau schiebt einen Kinderwagen um die Ecke, kommentiert das Geschehen mit: „Hier hat es wohl ein Feuerchen gegeben.“ Feuerchen ist ziemlich untertrieben. Wohnungsinhaber Wischniewski steht jetzt auch schon länger auf dem Gehweg vor dem Haus. Wo sollte er auch sonst hin. Seine Räume liegen direkt unter der Wohnung, die ausgebrannt ist. „Was mit meiner Wohnung ist, das weiß ich nicht“, sagt er. Die Feuerwehr habe ihm schon erklärt, dass das Löschwasser durch die Decke gelaufen sein könnte. Wischniewski ist erstaunlicherweise dennoch gut drauf: „Ich bin froh, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind.“ Ein bisschen Sorgen macht er sich nur um sein technisches Equipment. „Ich arbeite zu Hause“, erklärt der 51-Jährige.
Am frühen Nachmittag klärt sich das Schicksal der Reptilien. Einsatz für Amtstierärztin Rita Zintz. Eine Königspython allerdings hat den Brand nicht überlebt. Eine zwei Meter lange Boa constrictor imperator, eine Erdnatter von 1,50 Meter Länge und eine Vogelspinne kann sie retten. Die beiden Schlangen sind ungiftig. „Die Tiere werden jetzt untergebracht, bis die Halter den Nachweis erbringen, dass sie sie wieder halten können“, sagt die Veterinärin. Und: „Es ist nicht gerade unser Tagesgeschäft, Reptilien aus Wohnungen zu holen.“
Strom und Gas aus Sicheerheitsgründen abgeschafft
Die Bewohner des Hauses trifft das Feuer hart, obwohl ja zum Glück keinem Menschen Schlimmeres passiert ist. Weil Teile des Gebäude unbewohnbar sind und sie nun kein Zuhause mehr haben, kümmern sich um die Menschen Mitarbeiter des Bereichs öffentliche Ordnung/Bürgerservice. Aus Sicherheitsgründen werden von der EVO auch Strom- und Gaszufuhr abgestellt.
Als die Feuerwehr das Feld räumt, ist die Polizei am Zug. Hatten Beamte den Brandort zunächst großräumig abgesperrt, übernehmen jetzt die Brandermittler. Denn, warum in der Wohnung im zweiten Obergeschoss ein Feuer ausbrach, ist bislang nicht geklärt.