Oberhausen. Der britische Blues- und Popmusiker Chris Rea spielte ein eindrucksvolles 100-Minuten-Konzert in der Arena Oberhausen. Die Bühne war spartanisch, ein paar Filmbilder flackerten, drei Papp-Gitarren leuchten in Blau. Seine Musik spricht halt, er selbst richtete nicht mehr als drei Worte ans Publikum.

Bei den Musikfreunden, die sich als die Hüter echter Blues- und Rockmusik verstehen, hatte Chris Rea keinen leichten Stand: Der mittlerweile fast 61-jährige Brite mit italienischen Wurzeln war seit seinen Schmuse-Erfolgen in den 80er Jahren („On the Beach“) als „Säusel-Barde für den Massengeschmack“ verschrien.

Doch wie viel wahrer Blues aus Schmerz, Leid und Standhaftigkeit in Rea steckt, erlebten die knapp 3000 Zuhörer bei seinem Auftritt während der „Santo Spirito“-Tour in der Oberhausener Arena spätestens bei seinen eindringlichen Stücken „Easy Rider“ und „Stony Road“, die nichts mehr von der Leichtigkeit sanfter Pop-Balladen haben.

Markante Stimme

Der kleine Mann aus Middlesbrough streckt seine Arme nach vorne, ballt seine Hände zu Fäusten und seine markante Stimme klingt noch rauer, rauchiger und dunkler als früher, wenn er die Zeile anstimmt: „We go dancing down the stony road.“ Dann lauscht die Arena gebannt in diesem fast intimen Augenblick, denn seine Fans wissen: Diese Zeile („Wir tanzen jetzt auf einer steinigen Straße“) gab ihm die 17-jährige Katie aus Deutschland auf dem Weg, bei der ein Gehirntumor diagnostiziert wurde. Sie ermutigte Rea durchzuhalten: Er war 2001 lebensgefährlich an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt.

Nach seiner Gesundung widmete sich Rea dem Kern der Bluesmusik so intensiv wie nie – und erspielte sich zurecht die Hochachtung derjenigen, die die musikalische Ausnahmestellung von Rockgitarristen wie The Edge von U2, Gary Moore und Eric Clapton schätzen. Mit seinen Soli auf verschiedenen Gitarren beweist Rea am Mittwochabend in Oberhausen, dass er in einer Reihe mit diesen Größen steht. Die Live-Interpretationen seiner Hits, wie „On the Beach“, „Julia“, „Looking for the summer“, „Josephine“ oder „Let’s dance“ sind rockiger und cooler als die Original-CD-Veröffentlichungen; das Publikum im gesetzteren Alter in der Arena geht mit.

Ein großer Entertainer war und wird Rea nicht werden

Rea selbst, mit Jeans und T-Shirt in Alltags-Kleidung, tanzt ein wenig mit Pinguin-Schritten auf der Bühne einen Halbkreis. Pure Leidenschaft sieht anders aus. Ein großer Entertainer war und wird Rea nicht werden – bei ihm müssen Gesang und Gitarre reichen.

Die Bühne ist spartanisch, ein paar Filmbilder flackern, drei Papp-Gitarren leuchten in Blau. Seine Musik spricht halt, er selbst richtet nicht mehr als drei Worte ans Publikum. Seine Band, zwei Keyboarder, zwei Gitarristen, ein Schlagzeuger, sorgt für den Musik-Teppich, musikalische Zwiegespräche mit Mitgitarristen unterbleiben. Nach 100 schnell vergangenen Minuten und drei Zugaben endet das Konzert mit dem Lied „It’s All Gone“ abrupt. Rea hat nun fast jeden Abend einen Auftritt – ein echter Blues-Arbeiter.