Essen.. Gary Moore war ein Gitarrist, den man unter Tausenden heraushören konnte. Er hatte seinen eigenen, bluesgeerdeten Stil. Nun ist der Nordire im Alter von 58 Jahren an seinem Urlaubsort in Spanien gestorben.

Sein Spiel hatte etwas Fieberhaftes, Bedrohliches. Selbst wenn er nur einen einzigen Ton anschlug und ihn dann mit cooler Miene stehen ließ. Dieser Ton voller Glut bebte, brodelte, man wartete als Hörer im Konzert nur auf die nächste Eruption. Der Gitarren-Ton von Gary Moore war deshalb unverwechselbar. So wie der eines Carlos Santana, eines Eric Clapton, eines Mark Knopfler. Man hörte ihn unter 1000 anderen Gitarristen raus. Mit 58 Jahren ist Gary Moore am Sonntagabend in Esteponia in einem Hotelzimmer an der Costa del Sol gestorben.

Man weiß noch nicht, woran Moore gestorben ist. Es wurde eine Obduktion angeordnet. Freunde aus der Musikbranche beteuern jedoch, Moore sei kein „Opfer der Rockmusik“ geworden. Was wohl eine Chiffre dafür sein soll, dass er wenig Problemen mit den üblichen Drogen der Branche hatte. Der Nordire mit dem stets verknitterten Blick sei vielmehr „robust“, ein „gesunder Kerl“ gewesen, betont beispielsweise Eric Bell, den Moore vor fast 40 Jahren bei der irischen Rockband „Thin Lizzy“ zeitweise als Gitarrist abgelöst hatte.

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Moore stammt aus Belfast und war schon mit 16 mehr in Musikkneipen als in der Schule anzutreffen. Seine Bekanntschaft mit dem Bassisten Phil Lynott führte zunächst zur Gründung der Band „Skid Row“, später war er auch bei „Thin Lizzy“ aktiv.

Gary Moore wird fraglos als einer der wenigen Gitarristen in die Musikgeschichte eingehen, die den Rock verkehrsfunktauglich machten. Gut zugehört hatte er in den frühen Jahren bei Peter Green von „Fleetwood Mac“, dessen Gitarren er auch spielte. Aber er hat das weiterentwickelt. Denn Moore hatte wie wenige Kollegen ein Gespür für rotzige Eingängigkeit. Zudem war ein ziemlich guter Sänger.

„Still Got The Blues“

Seine Karriere ging allerdings erst richtig los, als er unter eigenem Namen unterwegs war. Das waren vor allem die 80er- und 90er-Jahre. Das waren Songs wie „Wild Frontier“, „Out In The Fields“, „Empty Rooms“ oder „Over The Hills And Far Away“, bei denen immer wieder die irischen Wurzeln durchschimmerten. „Walking By Myself“ wurde ein Riesenerfolg, weil sich die Werbung des Titels annahm.

Sein großes Lied freilich war „Still Got The Blues“, herausgekommen im Jahr 1990. Eine Hymne, die in das wohl traurigste Gitarrensolo der Musikgeschichte mündet. Es ist ein Fallbeispiel für die hohe Kunst des Virtuosen Gary Moore, der seinen Sound stets bluesgeerdet in allen Facetten zu gestalten wusste, die das Instrument hergab. Mal wählte er eine fast cremige, butterweiche Verzerrung, was aber - gerade bei Konzerten - immer wieder in einem rückkoppelnden Soundgewitter münden konnte. Fieberhaft. Großartig.