Duisburg.
Die Polizeimeldung macht stutzig: Da fahren Männer nachts durch Neudorf die Straßen ab und wuchten Altpapier rasch in einen Lieferwagen. Sie sind auf Beutetour und was sie machen, ist Diebstahl. Auf der untersten Stufe der Ganoven-Gilde?
Im konkreten Fall schnappte sich Mittwochnacht eine alarmierte Polizei-Streife wie berichtet die Täter, 22 und 30 Jahre alt. Die Diebe, sie waren keine Unbekannten. Der 30-Jährige hätte mit seinem sichergestellten bulgarischen Führerschein ohnehin nicht unterwegs sein dürfen, und als Metalldiebe war das Duo auch schon polizeibekannt. Nun waren die Männer offenbar auf Altpapier umgestiegen.
Die hohen Preise für Kupfer & Co, das weiß man mittlerweile, lassen Metalldiebe Regenrinnen abmontieren, Elektrokabel, mitunter selbst solche unter Strom, abzwacken, sogar Grableuchten auf Friedhöfen stehlen. Aber schnödes Altpapier, das in Bündeln zur Abholung am Straßenrand steht, noch dazu im Regen verpappt?
Es fehlt öfter Altpapier
Offenbar, denn die Wirtschaftsbetriebe stellten auf ihren täglichen Touren, bei denen das Altpapier zu den Mülltonnen-Abfuhrterminen in den Revieren abgeholt wird, in jüngster Zeit fest, dass Papier fehlte. Zwei bis drei Tonnen um Tag. Sie erstatteten Anzeige gegen Unbekannt.
Als Massengeschäft lohnt sich das Altpapiersammeln nämlich. Über 30 000 Tonnen alter Zeitungen, Zeitschriften und Kartons packen die Müllwerker pro Jahr ein. Der Preis dafür schwankt. In schlechten Zeiten sind es 40 Euro pro Tonne, in guten Zeiten auch mal 100 Euro. Derzeit liegt der Abnahmepreis bei 60 bis 70 Euro. Das macht im Jahr immerhin eine Einnahme von rund zwei Millionen Euro aus.
An solche Summen ist bei den Papierdieben nicht zu denken. Für eine Tonne und den wo auch immer erzielten „Hehlerpreis“ müssen sie für ein paar Euro schon Schwerstarbeit leisten, so dass sich die Polizei über den Eifer der Diebe wundert. In der Abfallsatzung Duisburgs ist übrigens geregelt, dass das an den Straßenrand gestellte Altpapier nicht herrenlos ist, sondern die städtischen Müllwerker den Daumen drauf haben.
