Oberhausen.

Zumindest Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ist sich sicher: „Das Elterngeld ist ein Erfolgsmodell.“ Fünf Jahre nach Einführung des Elterngeldes nähmen diese Leistung 97 Prozent der jungen Eltern in Anspruch, auch jeder vierte Vater verbringe „Vätermonate“ bei seinem Kind. Also alles super? Britta Costecki, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen, ist nicht ganz überzeugt, sie sieht durchaus noch Potenzial für Verbesserungen.

„Quasi ein längerer Urlaub“

Das Elterngeld ist auf dem Weg zum Erfolgsmodell, mit vielen Veränderungen und Stellschrauben, die man noch anziehen muss“, so Costecki. Ein Problem taucht nach ihrer Erfahrung nach etwa dann auf, wenn Mütter wieder zurück in ihren Beruf wollen. „Der Berufseinstieg wird vielen Frauen erschwert, sei es durch den Mangel an geeigneten Teilzeitangeboten oder der Frage nach der Betreuung für die Kinder.“ Hier bestehe also noch großer Handlungsbedarf.

Außerdem sei auch die Nachfrage nach dem Angebot der „Vätermonate“ ausbaufähig. Bisher würden die frischgebackenen Väter oft nur zwei Monate aus dem Beruf aussteigen, um bei ihrem Kind zu sein. „Das ist quasi ein etwas längerer Urlaub.“ Den Vätern macht Britta Costecki aber keine Vorwürfe. „Die Väter, die das in Anspruch nehmen, genießen es, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen und Verantwortung zu tragen. Leider sind diese zwei Monate mehr oder weniger vom Gesetz so vorgesehen.“

Männer tun sich noch schwer

Dabei sage die Grundidee des Elterngeldes etwas anderes aus. „Es geht vielmehr darum, dass die Eltern diese Zeit gemeinsam in Anspruch nehmen. Man muss davon wegkommen, dass vor allem Mütter den Großteil der Verantwortung tragen.“

Hier sieht Britta Costecki auch die Unternehmen in der Pflicht. „Es hat sich dort bereits einiges getan, so wird es heute viel eher akzeptiert, wenn männliche Mitarbeiter der Familie den Vorrang geben.“ Dennoch müsse es weitere Anreize geben. „Dass sich ein Vater um sein Kind kümmert, muss normal werden. Hierbei ist aber die Gesellschaft gefragt.“

Dass Männer sich noch schwer tun, ihren Beruf für eine gewisse Zeit zu verlassen, wird auch bei der Oberhausener Stadtverwaltung deutlich. Dort wurde seit Januar 2007 das Elterngeld in 143 Fällen genehmigt, wie Personaldezernent Jürgen Schmidt berichtet.

„Angst vor Einbußen“

Unter den Antragstellern waren 125 weibliche Mitarbeiter und gerade einmal 18 männliche. Ein magerer Anteil von 12,5 Prozent. Der Personaldezernent erklärt sich das zum einen mit der Sozialisation der Mitarbeiter und der Angst vor finanziellen Einbußen. Diejenigen Männer, die das Angebot dennoch nutzten, entschieden sich allesamt für die kurze Variante. „Ein Fall, wo der Vater die kompletten zwölf Monate zu Hause blieb, ist uns nicht bekannt.“

Persönlich findet Jürgen Schmidt das Elterngeld gut. „Ich hätte es bei meinen Kindern gerne selbst in Anspruch genommen. Diese Möglichkeit gab es da aber leider noch nicht.“

Väter oft nur zwei Monate zu Hause

In Oberhausen wurden im Jahr 2010 (die Zahlen für 2011 liegen noch nicht vor) 1767 Anträge auf Elterngeld bewilligt. In 214 Fällen war es dabei der Vater, der die Leistungen beantragte. Das entspricht gerade einmal einem Anteil von 12,1 Prozent. Nach Einschätzung der Essener Elterngeldkasse – dort werden auch die Anträge für Oberhausen bearbeitet – gilt außerdem zumeist das Modell „Mutter zwölf Monate, Vater zwei Monate“, wenn es darum geht, wer von beiden Elternteilen wie lange zu Hause bleibt. 80 bis 85 Prozent der Väter ziehen sich nur diese zwei Monate aus dem Beruf zurück.