Oberhausen. . Die Filmszene auf der Halde Haniel weckt Mitgefühl. Wie da die Tochter ihren Vater auf dem Rücken trägt . . . Als er dies erstmals sah, sei ihm als Kulisse „dieser Salzsee eingefallen, den es oben auf dieser Halde gibt“, sagte Filmregisseur Wim Wenders, als er über seinen nun Oscar-nominierten Tanzfilm „Pina“ erzählte.

Die Filmszene auf der Halde Haniel weckt Mitgefühl. Wie da die Tochter ihren Vater auf dem Rücken trägt . . . Als er dies erstmals sah, sei ihm als Kulisse „dieser Salzsee eingefallen, den es oben auf dieser Halde gibt“, sagte Filmregisseur Wim Wenders, als er über seinen nun Oscar-nominierten Tanzfilm „Pina“ erzählte.

Der internationale Regie-Star hat die Orte für den Tanzfilm selbst ausgewählt. „Zum Beispiel diese Wahnsinnswüstenlandschaft der Halde Haniel“, sagte Wenders in einem WDR-Interview. Die Halde Haniel kennt der Regisseur noch ganz gut. Er wuchs quasi nebenan auf. Sein Vater war Chefarzt am St.-Josef-Hospital in Sterkrade. „Mein Gymnasium war zehn Minuten davon entfernt“, sagte Wenders.

Alles nur Illusion

Und doch: Der Salzsee ist Illusion. Der See bilde sich immer nach Regen, weiß Michael Sagenschneider, Sprecher des Bergwerks Prosper-Haniel. Das Wasser habe einen besonderen Schimmer, denn: „Auf der Halde liegt ja mineralhaltiges Gestein, das kristallisiert dann aus“.

Der Prosper-Mitarbeiter erlebte den Filmdreh mit Wenders und dem Ensemble des Wuppertaler Tanztheaters aus der Nähe mit. Auch er hatte Mitgefühl, vor allem für die Tänzerinnen. „Es war sehr kalt“, erinnert sich Sagenschneider, „und dann kamen die Tänzerinnen mit wehenden Kleidern, schulterfrei, nach oben die Halde hinauf“.

Wunderbare Bilder

Bei dem Dreh seien wunderbare Bilder entstanden. „Es ist ein beeindruckender Film, auch für jemanden, der sonst nichts mit Tanztheater zu tun hat“, sagt Sagenschneider.

Die Haniel-Halde sei als Filmkulisse so gefragt, weil sie etwas Archaisches an sich habe, meint der Bottroper Stadtsprecher Andreas Pläsken. Hinzu kommen die Holzstelen des Basken Augustin Ibarrola, auf die die Tänzerinnen und Tänzer in Wenders Film wie in einer Prozession zuschreiten und dann um sie herum tanzen. „Ibarrolas Stelen erhalten an diesem Ort einen ganz besonderen künstlerischen Wert“, meint Pläsken, „sie wirken wie Totempfähle“.

Der Schüler des Basken

Dafür das dies auch so bleibt, sorgt Guido Hofmann. Der Kirchhellener Bildhauer ist ein Schüler des Basken und hier sozusagen Ibarrolas Statthalter. „Wir sind gut befreundet“, kann Hofmann sagen, seit der Baske seine 105 Totems mit ihm zur Triennale vor zehn Jahren auf der Halde Haniel installierte. Hofmann war es, der die farbigen Skulpturen vor gut fünf Jahren restaurierte und seiher in Stand hält. Und Hofmann war es auch, der für Wim Wenders Filmproduktion das Einverständnis der Familie Ibarrolas dafür einholte, dass die Totems des Basken eine Szenerie in dem Tanzfilm sein können. „Wenn ich den Film jetzt sehe, bin ich beinahe etwas enttäuscht, dass so wenig davon zu sehen ist“, meint Hofmann. Dass Wenders, der weltweit gefeierte Filmregisseur auf die Halde Haniel mit den Stelen stieß, wundert den Bildhauer nicht. „Wer die Filme von Wim Wenders gesehen hat, Paris, Texas zum Beispiel, und diese Landschaften darin, der versteht das sehr gut“, findet Hofmann.

Der Film „Pina“ ist am Sonntag, 26. Februar, ab 11 Uhr in der Lichtburg an der Elsässer Straße 26 zu sehen. Bei den Ankündigungen für die Academy Awards 2012 erhielt Wim Wenders Film eine Oscar-Nominierung in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“. Sein Film für die 2009 gestorbene Ballettdirektorin Pina Bausch wurde unter anderem mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.