Oberhausen.

Gedämpftes Licht, gemütliche Stimmung, polnisches Bier, Kunst in Form von Postern, Bildern und Musik. So kennt man das Gdanska, das „Wohnzimmer“ von „Unser Star für Baku“-Teilnehmer Sebastian Dey.

Doch die entspannte Atmosphäre hatte am Donnerstagabend einen erbitterten Gegner: Die Nervosität. Überall sah man unruhige Blicke auf die Beamer-Leinwand huschen und noch nervösere Finger über Handytastaturen schnellen. Der Grund: Der Alstadener und Gdanska-Stammgast Sebastian Dey stand in der dritten Live-Show des ProSieben Casting-Formats „Unser Star für Baku“, das einen deutschen Kandidaten für den diesjährigen Eurovison-Songcontest sucht. Eine Runde weiter kommen nur die, die genug Anrufe oder SMS der Zuschauer erhalten.

Nicht vergleichbar mit Public Viewing beim Fußball

Das Gdanska hatte erneut zum Public Viewing geladen. Zwar war es nicht vergleichbar mit dem „Rudelgucken“ zur Fußball-WM, doch ein kleines Rudel von rund 30 Freunden und Verwandten war trotzdem gekommen. „Wir haben Sebastian von Anfang an unterstützt und über Facebook und im Bekanntenkreis aufgefordert herzukommen“, erzählt Sven (36), ein langjähriger Freund des Sängers.

Sebastian Dey ist an dem Abend der Erste, der auftritt. Im Vorspann lässt er sogar die ganze Fernsehnation wissen: „In meiner Stammkneipe, dem Gdanska, hat man mich mit „Hey, unser Star für Baku“ begrüßt.“ Dafür hat er sich prompt einen kurzen Freudenschrei und Applaus von seinem gutem Freund und Gdanska-Inhaber Czeslaw Golebiewski verdient. Der zückt sofort das Handy und votet für seinen Star. Sicherlich gut investiertes Geld, wann bekommt man schon so eine Werbung?

Song aus eigener Feder

Auf der Bühne entscheidet sich Sebastian Dey nach „Amnesie“ aus der vergangenen Woche erneut für einen Song aus der eigenen Feder. Mit „Hey, hey, hey“ zieht er das Studio-Publikum laut Stefan Raab „peu à peu“ auf seine Seite. Im Gdanska summt man längst mit, hier kennt man den Song. Doch Raab hat Bedenken: Funktioniert sowas auch im Ausland? Deys cooler Kommentar: „Meine Band und ich waren damit schon ‘mal in Mülheim, das hat geklappt.“

Dann kommt der erste Werbeblock. Kurze SMS-Tipp-Pause. Christina (31) schätzt bereits 30 verschickte SMS. Bei 50 Cent pro Kurznachricht macht das satte 15 Euro nach einer halben Stunde. Sie ist optimistisch, dass es sich lohnt: „Er hat ein super Sprachgefühl, die eigenen Songs passen einfach zu ihm. Man merkt seinem Auftritt an, dass er sich wohl fühlt.“ Außerdem verfolgt das Gdanska-Rudel eine SMS-Strategie. Gemeinsam setzen sie Impulse, damit noch mehr Leute anrufen. Bei der Masse der Zuschauer ist der Wunsch hier wohl eher Vater des Gedanken, aber wer weiß wie fleißig die Finger tippen können.

Stolz auf den kleinen Bruder

Auch im Gdanska: Sebastian Deys große Brüder Stephan (38) und Christoph (41) Dey. „Er hat eine super Bühnenpräsenz, das hat er den anderen voraus. Wir sind natürlich stolz auf unseren kleinen Bruder“, sagt Christoph Dey.

Im Laufe der Sendung verlieren die Fans jedoch langsam den Mut, Dey kann sich von der Kellerposition nicht mehr retten. Der verzweifelte Ruf „Kommt jetzt alle noch mal eine SMS“ einer Freundin bleibt erfolglos. Er scheidet aus. Aber vielleicht hat er nun wieder Zeit, um Wohnzimmer-Konzerte zu spielen.