Oberhausen.

Glühwein, Brezel, Kinderkarussell, Crepes und Bratwürstchen. Ist schon wieder Fronleichnamskirmes? Nein, das hat noch Zeit. Was die Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig) aber zum von ihr organisierten verkaufsoffenen Sonntag am letzten Wochenende auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen. „Wir haben sehr begrenzte finanzielle Mittel, mit denen wir trotzdem versuchen viel Aufmerksamkeit zu bekommen und unseren Bürgern tolle Attraktionen zu bieten“, sagt der Vorsitzende der Stig und Mitorganisator Robbie Schlagböhmer (45). Dem Besucherandrang nach zu schließen, der im Laufe des Tages immer größer wurde, ist das wohl gelungen.

Besonderes Interesse zog Eiskünstler Joachim Knorra auf sich, der während einer Live-Vorführung den Zuschauern zeigte, wie er aus Eisblöcken Skulpturen formt: „Ich stelle das Wasser hierfür selber her. Es dauert circa sechs Tage, bis ein Eisblock von 50 Kilo fertig ist.“ Der gelernte Bäcker kam während seiner Ausbildung zu dem ungewöhnlichen Hobby: „Während meiner Zeit bei der Bundeswehr habe ich noch die Ausbildung zum Koch durchlaufen. Dort wurden Seminare zum Eisschnitzen abgeboten. Das hat mir Spaß gemacht, und ich war wohl auch nicht der Schlechteste.“ Trotz eigenen Ateliers reiche der Gewinn allerdings nicht, um den Lebensunterhalt allein damit zu verdienen, so Knorra.

Sieben Eisskulpturen standen in Sterkrade. „Wir legen Wert darauf, dass wir etwas bieten, das im historischen Kontext zum Stadtteil steht“, erklärt Schlagböhmer, während sich einige fragten, was der Rabe aus Eis neben dem gefrorenen Sterkrader Wappen zu suchen habe. „Früher war der Rabe das Symbol des Klosters in Werden, wozu das Sterkrader Liebfrauenkloster gehörte. Bis heute repräsentiert er Sterkrade.“

Eisskulpturen trotzen dem warmen Winter

Die Angst, die Eisskulpturen könnten bei den milden Temperaturen schneller verschwinden, als es den Organisatoren lieb sei, entkräftete Eiskünstler Knorra: „Selbst bei 28 Grad halten sich die Skulpturen bis zu 12 Stunden. Unter den heutigen Bedingungen dauert es mit Sicherheit 48 Stunden, bis ein Eisblock geschmolzen ist.“

Die Kosten für eine Skulptur beliefen sich auf circa 125 Euro - je nach Schwierigkeitsgrad des Kunstwerkes. Das Wappen und den Raben bezahlte die Sterkrader Interessengemeinschaft, die anderen Skulpturen wurden von den Geschäftsleuten finanziert, vor deren Läden sie aufgestellt wurden.

Was die Menschen nach Sterkrade zieht, weiß Schlagböhmer: „Wir haben hier eine persönliche Beziehung zu unseren Kunden, kennen viele seit Jahren und mit Namen. Bei uns können die Leute flanieren, einkaufen und sich inspirieren lassen.“ Außerdem gebe es in Sterkrade ein großes Angebot an individuellen und inhabergeführten Boutiquen, die vieles anböten, was es in großen Märkten nicht gebe. Trotzdem fühlen sich die Sterkrader Geschäftsleute ungerecht behandelt: „Alt-Oberhausen und Sterkrade bekommen drei verkaufsoffene Sonntage, das Centro vier“, kritisiert Schlagböhmer.

Gute Umsätze erzielt

Dass den Besuchern die „Eiszeit in Sterkrade“ gefallen hat, zeigt die Bilanz der Stig: „Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Wir schätzen die Besucherzahl auf fünfzehn bis zwanzigtausend und haben sehr gute Umsätze erzielt.“ Wer sich umgeschaut hat, weiß auch warum: Die Parkplätze in und um Sterkrade waren alle belegt und zwar nicht nur von Oberhausenern. Der Großteil der Besucher fotografierte und zeigte großes Interesse nicht nur an den Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch an der Geschichte von Sterkrade. Somit hat die Interessengemeinschaft Sterkrade ihre Ziele erreicht.