Sie leben gern hier, „eigentlich schon“. Doch das werde ihnen nicht immer leicht gemacht, sind die Mitglieder des Leserbeirats überzeugt. Gefragt, was sie ihrer Stadt wünschen für 2012, bringen sie einige Missstände aufs Tapet. Verwaltung und Politik schreiben sie ins Gästebuch: „Nehmt uns als mündige Bürger ernst!“
Mit Eigentümern intensiver verhandeln
„Eine kinderfreundliche Stadtentwicklung“ wünscht sich Elvira Dostatni. Zur Stärkung der Alten Mitte, der Osterfelder und der Sterkrader City müsse man sich Gedanken über die vielen Billigläden machen. „Intensivere Verhandlungen mit den Eigentümern leer stehender Immobilien über neue Nutzungsmöglichkeiten “ seien erforderlich. „Längst überfällig“ sei die Erneuerung des Sterkrader Bahnhofsgeländes inklusive Unterführung - „da scheut sich manch einer, durch zu gehen“. Beim Ausbau der Betuwe-Linie müsse der Schallschutz mehr berücksichtigt werden.
Eigeninitiative entwickeln
Wenig Hoffnung, dass es in 2012 gelingen wird, das Negativ-Image der Stadt abzubauen, macht sich Anne Bodengesser-Zimmermann. „Die Verwaltung versinkt in Lethargie, dabei sollte sie eine Positiv-Image-Kampagne starten.“ Anstatt - wie Berlin - „Eigeninitiative zu entwickeln“ („arm aber sexy), lasse man sich die JVA-Nutzung als Einrichtung für Schwerst-Straftäter „aufs Auge drücken“. Wie andere Leserbeirats-Mitglieder hält sie die Gewerbesteuer-Erhöhung für falsch und wünscht sich „mehr Inhaber-geführte Einzelhandelsgeschäfte“.
Gezielte Kampagne starten
Anstatt mehr Gewerbesteuern einzufordern, müsse es Ziel sein, „mehr Gewerbesteuerzahlende anzulocken. „Auch Leute gehobenen Niveaus können sich hier wohl fühlen“, ist Jürgen Dresel überzeugt. Das kulturelle Angebot sei ein Pfund und gebe durchaus hochwertige Arbeitsplätze, zum Beispiel bei MAN Turbo & Diesel oder am Fraunhofer Institut. „Doch wir brauchen einfach mehr Firmen, die anspruchsvolle Arbeit anbieten. Da müsste noch was passieren können, man könnte eine gezielte Kampagne starten.“
Mutmacher, die nichts kosten
In einem ganz anderen Sinne setzt Heidi Scholz-Immer auf Kreativität: „Ereignisse, die nichts oder wenig kosten“ könnten als Mutmacher dienen, etwas zu bewegen im positiven Sinne. Sie wünscht sich „runde Tische“, an denen Leute zusammensitzen und „einfach mal spinnen“. Daraus könnten Ideen entstehen, die zum Beispiel Orte verwandeln. „Denken Sie mal an die Pflastermalerei-Aktion auf der Marktstraße! Wenn etwas Unverwechselbares geschaffen wird, gehen die Leute auch gerne hin.“
Verantwortungsvolle Stadtspitze
„Wir brauchen verantwortungsvolle Leute in der Stadtspitze“, sagt Ingo Aulbach, keine erhöhte Gewerbesteuer, keine erhöhte Grundsteuer für Immobilienbesitzer.“ Die Mitbestimmung liege im Argen. „Viel zu wenige haben in dieser Stadt viel zu viel zu sagen und der mündige Bürger wird nicht ernst genommen.“ Dabei gebe es positives bürgerschaftliches Engagement, zum Beispiel die Gründung des Fördervereins der Galerie Ludwig. Noch immer ärgert Ingo Aulbach, wie mit der falschen Berechnung der Müllgebühren umgegangen wurde. „Nur wer geklagt hat, bekommt Geld zurück - das ist eine Sache der Glaubwürdigkeit.“
Mehr Ideen in die Tat umsetzen
„Zu wenig von dem, was angesprochen wird, wird auch umgesetzt“, kritisiert Susanne van Stralen. „Was wird aus der Skihalle?“ Der Gartendom sei „kein schöner Anblick“, sein Zustand verschlechtere sich von Tag zu Tag. „Ich verstehe nicht, warum der unter Denkmalschutz stehen soll.“ Manch eine Straße sei in miserablem Zustand, „kaputt und voller Schlaglöcher“. Aber: „Die Stadt an sich ist schön, hier gibt es viele Spazierwege.“
Schlagloch-Sammlung
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Vermieter in die Pflicht nehmen
Auch Birgit Wieners liegt die Marktstraße am Herzen. „Die Stadt muss die Vermieter der Ladenlokale in die Pflicht nehmen dürfen, wenn sie verhindern will, dass noch mehr Schnellbäcker und Ein-Euro-Läden kommen.“ Für sie ein Schreckgespenst: die Kaufhof-Schließung. Dass es gelingen wird, 2012 einen Nachfolge-Nutzer zu finden, bezweifelt sie. „In Mülheim steht er ja auch schon lange leer.“ Dass eine Skihalle gebaut wird, findet sie völlig unnötig, „Oberhausen hat Wichtigeres zu tun“. Zum Beispiel dafür zu sorgen, dass sich etwas ältere Menschen fit halten können. „Mein Mann war Mitglied bei CC-Sport, er hat noch keinen Ersatz gefunden.“
Straftaten nicht unter den Teppich kehren
„Mehr Sicherheit“ wünscht sich Susanne Müller. „Straftaten werden unter den Teppich gekehrt, von der Polizei zu desinteressiert behandelt. Die Täter haben den Eindruck, es könnte ihnen nichts passieren.“ Dass Jugendliche zusammengeschlagen, Handys abgezogen, Autos aufgebrochen und Feuerwerkskörper in Briefkästen geworfen würden, käme selbst in Wohngebieten wie Schmachtendorf, die als gehoben gelten, keineswegs selten vor. Weil ihr Sohn schon einmal Opfer wurde, hat Sabine Müller nun ein „Unbehagen, wenn meine Tochter mit Freundinnen zum Centro fährt“.
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