Oberhausen. . Weihnachtsfeiern haben derzeit wieder mächtig Saison: Auch die Sause der Söhne Mannheims am Dienstagabend in der ausverkauften König-Pilsener-Arena in Oberhausen gelingt mit Pep und Feingefühl – verteilt auf sehr üppige 150 Konzertminuten.
Wenn die Tage kürzer werden, verlangt es vielen Menschen nach Gesellschaft: Wie praktisch, dass es bei den Söhnen Mannheims eigentlich nie richtig einsam wird. Am Dienstagabend kommt die Pop-Soul-Gruppe in der Stärke einer Fußball-Mannschaft in die König-Pilsener-Arena. Die „Söhne“ sind eine musikalische Großfamilie und zelebrieren ihr Konzert wie Kollegen beim Weihnachtstreffen.
Da könnte man meinen, dass Xavier Naidoo - als auch auf Solowegen äußerst erfolgreicher Sänger - im Rudel der Klang-Kameraden eine Häuptling-Figur einnimmt. Doch schon die ersten Konzertminuten verraten in Oberhausen: Die Mannschaft ist der Star.
Für 12.000 Fans gibt es reichlich Geschenke
Auch wenn das Wetter in diesem November nicht so wirklich authentisch auf die mancherorts bereits eröffneten Weihnachtsmärkte einstimmt, die Söhne Mannheims tun es bei ihrem Konzert – und das liegt nicht an den teils religiös angehauchten Texten einiger ihrer Songs.
Noch bevor der große weiße Vorhang auf der Bühne fällt, gibt es nämlich die ersten Geschenke: Am Eingang drücken freundliche Helfer jedem der 12.000 Konzertbesucher eine DVD in die Hand. Dabei handelt es sich um einen Live-Mitschnitt, der vor zwei Jahren an gleicher Stelle in der Arena aufgenommen wurde. „Wunderbare Erinnerungen“, wie die Söhne Mannheims später in feierlicher Nähe zur Anhängerschaft erzählen werden.
Ihre Bühne ist geschmückt: Statt schnöder Christbaumkerzen blinken im Takt von Millisekunden grelle Lichtkegel ins Publikum. Die Leinwand hat die Form eines breiten Kreuzes, wirkt jedoch trotz ihrer Größe nicht wie ein protziger Fremdkörper. Schließlich tummeln sich davor vielseitige Musiker, die auf verschiedenen Ebenen der Bühne ihre Instrumente bedienen und sich stimmlich in guter Verfassung zeigen.
Pop, Rock, Soul und Hip-Hop verschmelzen
Das Konzert versteift sich nicht auf getragene Gefühlswelten, sondern mischt erfrischend verschiedene Stilformen, lässt Pop, Soul, Rock oder Hip-Hop miteinander verschmelzen. Dazu gibt es Hits wie „Die betroffenen Gebiete“ oder „Das hat die Welt noch nicht gesehen“. Professionell vom Kollektiv vorgetragen, rührend gemischt – wie ein süßlich-schmackhafter Christstollen.
Das gute Werk kommt nicht zur kurz. So gratuliert ein Videoeinspieler der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ zum 50. Geburtstag. Politische Botschaften und der Wunsch nach Frieden und Freiheit finden immer wieder den Weg ins Mikrofon. Was bei einem Pop-Konzert bei unvorsichtiger Dosierung schnell belehrend und nervend wirkt, wird bei den Söhnen Mannheims glücklicherweise dezent verteilt.
Scherze müssen sein: Xavier Naidoo interessiert sich im Plausch mit den Fans für die hohe weibliche Single-Quote in Oberhausen, während Ex-H-Blockx-Sänger Henning Wehland als gebürtiger Bonner den Mannheimer Kollegen in der König-Pilsener-Arena als Fremdenführer dient: „Beinahe hätte ich Turbinenhalle gesagt, aber ich kann mir die Sponsoren nicht merken. Sagen wir also: Willkommen in der geilsten Halle der Stadt!“
Weihnachten ist noch einige Wochen entfernt – und doch so nah. Selbst beim obligatorischen Mitsingteil für die Ballade „Geh davon aus“ verhält sich das Publikum wie beim Singen unterm Christbaum: Die Damen preschen textsicher hervor, während sich die Herren auf den anonymen Brummanteil beschränken. Zur Entspannung schwappt eine dreifache La-Ola-Welle durch die Arena.
Frauen singen und Männer brummen
Am Ende sind die 12.000 Fans in der Halle glücklich und beklatschen ein rundum gelungenes Konzert, das mit 150 Minuten auch noch sehr üppig ausfällt. Solche Weihnachtsfeiern machen Spaß – ganz ohne Kater und peinliche Schnappschüsse der Kollegen.