Oberhausen. Spekulatius und Weihnachtslichter bei 20 Grad, und die Weihnachtsdeko in Oberhausen hängt mancherorts auch schon? Viele Kunden ärgert es. Der Handel beschwichtigt: Man sei auch 2011 nicht eher dran als sonst.

Die Kinder basteln noch Laternen fürs St.-Martinsfest, da brennt in der Innenstadt schon längst die Weihnachtsbeleuchtung: So früh wie nie zuvor hat das City-Management die Einkaufsstraßen geschmückt, in Schaufenstern und Verkaufsregalen paart sich der Anblick mit Weihnachtsdekor und Leckereien.

Etliche Kunden klagen: „Das wird ja immer früher “, sagt etwa Gottfried Weiß aus Sterkrade. Andere Sterkrader drängten sich dagegen am gestrigen verkaufsoffenen Sonntag in Deko-Läden und Fachgeschäfte, um Weihnachtsware zu kaufen. Und Marc Heistermann vom Einzelhandelsverband beteuert: „Das Weihnachtsgeschäft beginnt nicht früher als sonst.“

Flächendeckend eine Ausnahme stellten Billiggeschäfte dar, die oft Ende Oktober Aktionswaren aus dem letzten Jahr verkauften, um Platz im Lager zu schaffen, meint er. „Sind viele dieser Geschäfte in einer Stadt, prägt dies das Bild der Kunden. Hinzu kommt das derzeit warme Wetter.“ Traditionell beginne aber das Weihnachtsgeschäft im November, „einen festen Termin geben wir nicht vor, das entscheidet jeder Händler selbst.“

"Das schmeckt auch nur im Urlaub"

Was viele stört: wenn die Weihnachtsbeleuchtung zu früh angestellt wird. Erst ab dem 20. November soll sie in Sterkrade leuchten, eine Woche vorher in Schmachtendorf. Zuckerstangen an der Dudelerstraße und 50 Lichterketten am Marktplatz - dem gegenüber fegt Ernst Venn gerade Herbstlaub zusammen. Mit Weihnachtsschmuck sei das wie mit Mitbringseln aus dem Urlaub, sagt der 56-Jährige. „Das schmeckt auch nur im Urlaub, weil dort die richtige Atmosphäre herrscht.“

„Es geht doch hier nur noch um den schnellsten Händler“, sagt Frank Schmidtke. Der 50-Jährige und seine Frau schlendern Eis schleckend zur Centro-Promenade, an der Weihnachtsbuden aufgebaut werden. Brunhilde Schmidtke: „Ich schau bereits nach Weihnachtssachen, im Dezember ist vieles ausverkauft.“

"Das sind keine Weihnachtsmotive"

Man wolle den Kunden mit dem frühen Weihnachtsangebot schlicht den Stress nehmen, sagt Melanie Heckmann. Am Donnerstag hat die 37-Jährige das Schaufenster der Buchhandlung „Eulenspiegel“ in Osterfeld umgestaltet. Weihnachtsbäume vor dem Volkstrauertag? „Allerheiligen gilt auch als Stichtag, daran haben wir uns gehalten.“

Die Lichter in der City hängen bereits seit drei Wochen. „Das sind doch Winterlichter“, sagt Christine Pasquale. So zumindest nennt die Stadt die Beleuchtung. Was macht den Unterschied? „Das sind keine Weihnachtsmotive, sondern dekorative Leuchten. Die Straßen sind sonst zu dunkel“, sagt die 70-Jährige - und zieht eine Grenze: „Im September die Leuchten aufzuhängen. Das wäre wirklich zu früh.“