Oberhausen. .

Mehr als 100 Kunden standen am Mittwoch vorm Fitnessstudio „Go First“ an der Centroallee vor verschlossener Tür: Kein Zettel, kein Ansprechpartner – das Studio hat Insolvenz angemeldet. Mitglieder fürchten um ihre im Voraus gezahlten Beiträge.

Riesenärger am Mittwoch an der Centroallee: Über hundert Kunden müssen vor dem Fitnessstudio „Go First“ wieder kehrt machen. Denn: Auf dem Crosstrainer oder an der Hantelbank wird heute keiner schwitzen. Die Türen sind fest verschlossen. Im Inneren ist es stockdunkel. Kein Zettel, kein Ansprechpartner, nichts - und am Telefon hebt keiner ab! Bei den Kunden spielt der Unmut über die verpasste Trainingseinheiten aber nur eine Nebenrolle. Sie fürchten vielmehr um ihr Geld: Dabei geht es in Einzelfällen um Beträge von bis zu 600 Euro.

Das Studio hat am Freitag 16.57 Uhr Eigenantrag auf Insolvenz gestellt“, heißt es beim Insolvenzgericht in Duisburg auf Anfrage dieser Zeitung. Und: Bereits am 1. August soll ein Gläubigerantrag eingegangen sein. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde eingesetzt. Nichts geht mehr!

Nun sind die Kunden verunsichert. Denn: Das Fitness-Studio, das mit rund 6000 Kunden als größtes in der Stadt gilt, hat das Geld im Voraus kassiert - im Regelfall gleich für das komplette Jahr. Mehr noch: In den vergangenen Wochen hat das Studio offensiv mit Sonderangeboten neue Kundschaft akquiriert.

Last-Minute-Verträge

So wie Kerstin Krause aus Frintrop. Sie hat den Vertrag erst vor eineinhalb Monaten für ein komplettes Jahr abgeschlossen. Drei Gratis-Monate hatte man ihr dafür versprochen. Die Mitgliedsgebühr war im Voraus fällig, am besten bar: 278 Euro sind nun futsch, dazu kommen noch weitere Nebenkosten. Denn auf einer Zahlkarte, die im Studio für Getränke und Eiweißprodukte genutzt wurde, waren weitere Beträge gespeichert. „Ich fühle mich über den Tisch gezogen!“, sagt die Kundin.

So wie sie versammeln sich gestern im Minutentakt vor dem Studio kleine Gruppen, die diskutieren und Informationen austauschen. Die meisten trifft die Nachricht völlig unvorbereitet. Die Betroffenen halten ihren Ärger nicht zurück: „Es ist unglaublich, dass so etwas hier in Deutschland möglich ist. Es kann mir keiner erzählen, dass die Insolvenz niemand hat kommen sehen.“ Gerade Neukunden sind stocksauer: So wollen Augenzeugen gesehen haben, dass noch am Montag, quasi wenige Stunden vor Toresschluss, Verträge abgeschlossen wurden - mit Vorauszahlungen.

Eine Prinzipienfrage

Auch Ursula Viellvoye steht mit einem Kopfschütteln vor dem Studio. Sie hat noch 100 Euro auf ihrer Zahlkarte. „Die sind wohl weg!“ Ihre Turnschwestern haben sie informiert. Die berichten, dass am Montag Beträge der Karten kurzzeitig zurückgezahlt wurden. „Zumindest bis das Geld in der Kasse leer war - dann war Schluss!“

Die Rechtsanwältin Sarah Walisko sammelt derzeit Beschwerden. Betroffene können sich bei ihr an einer Sammelbetrugsanzeige beteiligen - gegenfalls auch wegen Insolvenzverschleppung. Mehrere hundert Mitglieder hätten sich schon gemeldet, so die Anwältin, die zugleich darauf hinweist: „Die Chancen, dass die Geschädigten das Geld zurück bekommen, ist sehr gering. Vielen geht es ums Prinzip!“

Erinnerung an Elixia

Und was sagt der Besitzer? „Go First“ tritt unter diesem Namen auch in Bochum und Bielefeld auf. Allerdings mit unterschiedlichen Firmierungen - obgleich ein identischer Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen ist. In Bochum läuft der Betrieb weiter. Auf Anfrage, ist der Geschäftsführer dort nicht zu sprechen. Eine Handy-Nummer habe man auch nicht. Auf der Internetseite wurde gestern weiter mit dem heute skurril wirkenden Sonderangebot „Last Minute Fitness“ geworben.

Viele Kunden erinnert die Schließung an das Studio Elixia, das als Vormieter des Gebäudes, an gleicher Stelle vor vier Jahren geschlossen wurde. Gerüchte über einen bereits feststehenden Fitnessstudio-Nachfolger von „Go First“ wurden am Mittwoch nicht bestätigt. Gespräche laufen.