Oberhausen. .

Zwischen Drückbank, Hanteln und Crosstrainer blitzen stählerne Muskeln, schweißnasse T-Shirts und graue Schöpfe hervor. Auffallend viele graue Schöpfe. „Montags, mittwochs und freitags ist hier morgens Rentnertreff“, erzählt Peter Hülsender, Gründer von „Peter’s American Gym“ und lacht. Mehr als 40 Jahre ist es her, dass er das Fitnessstudio - übrigens das älteste in Nordrhein-Westfalen - ins Leben gerufen hat. Eine Truppe von etwa 15 Mann ist seit dieser Anfangszeit geblieben und kommt immer noch regelmäßig, um die alternden Muskeln zu stählen: „Der Kontakt ist immer geblieben.“

Einer davon ist Uli Deicke, heute 65 Jahre alt. Dreimal in Folge war er „Mr. Oberhausen“ und kommt immer noch mehrmals die Woche her, um sich fit zu halten. „Wenn man so lange einen Sport betreibt, kann man nicht einfach aufhören.“ Früher hat er an Bodybuilding-Meisterschaften teilgenommen, und auch heute noch ist er wohl besser in Form als so mancher 30-Jährige. Auf den Sport verzichten, das könnte er nicht. „Wenn man mal Sport gemacht hat, und dann plötzlich aufhört, geht man auf wie ein Pfannkuchen.“

Mit Schwarzenegger trainiert

Auch Lothar Schmidt (63) ist noch regelmäßig schwitzend in der Muckibude an der Rolandstraße zu finden. Zusammen mit Peter Hülsender war er 1977 an der Westküste der USA, um die großen Bodybuilder zu treffen und mit Größen wie Arnold Schwarzenegger oder Ralf Möller zu trainieren. Aber heute trainiert man nicht mehr so wie früher, erzählt er, „nicht mehr so schwer“.

Vorsichtiger sei man geworden, wegen der Verletzungsgefahr. Die Gesundheit sei für ihn „das A und O“ und somit auch der Grund für sein regelmäßiges Training: „Im Alter bekommt man sowieso lauter Wehwehchen, da ist Bewegung der beste Ausgleich. Und man fühlt sich einfach wohler.“ Vor allem sieht er das Studio aber auch als Anlaufstelle. „Hier ist man immer zusammen mit alten Kollegen – das ist mir wichtig.“

Orpheus in der Unterwelt

Und so sitzen sie, von Peter Hülsender liebevoll auch „die Rentnerband“ genannt, nach dem schweißtreibenden Training noch in der gemütlichen Sofaecke im zugehörigen Café oder draußen in der Sonne, halten ein Pläuschchen, tippen Lottozahlen oder foppen sich gegenseitig - ein äußerst unterhaltsamer Spaß. „Uli, erzähl doch mal die Geschichte von deiner Zeit am Stadttheater“, heißt es da.

Und Uli legt los. Erzählt von seiner Rolle als Bacchus in „Orpheus in der Unterwelt“, von seinem goldenen Röckchen und den gleichfarbigen Stiefeln, von seiner mit Weintrauben verzierten Perücke und der Stunde in der Maske - schließlich sollte er ja Männlichkeit und Schönheit darstellen. Und sie lachen über vergangene Auftritte, bei denen sie in Diskotheken zur Musik von Little Richard „geposed“ haben.

„Von nichts kommt nichts“

Nicht alle von ihnen sind ehemalige Bodybuilder. Helmut Bergmann, übrigens das allererste Mitglied des Studios, hat jahrzehntelang turniermäßig Bogenschießen betrieben, und sich im Studio die Kondition geholt. Jetzt trainiert er nur noch, um fit zu bleiben. „Von nichts kommt nichts.“ Heinz Eickelbaum, der hier seit etwa 15 Jahren trainiert, hat 1982 den Weltmeistertitel im Ringen geholt und auch schon an Olympischen Spielen teilgenommen.

Auch Pärchen findet man in „Peter’s American Gym“. Dorothea und Bernd Driever, beide über 60, gehen zweimal wöchentlich gemeinsam trainieren. Vorher und hinterher gibt’s ein Käffchen mit den Freunden: „Die Gesellschaft gefällt uns hier.“ Auch sie kommen seit zehn Jahren der Gesundheit wegen. Er, um seine Probleme mit der Bandscheibe durch stärkende Übungen zu lindern, sie, „um die Knochen im Alter besser bewegen zu können“.

Neben Dorothea Driever trainieren auch viele andere ältere Frauen hier, meistens mit Hanteltraining, auf dem Crosstrainer oder dem Stepper. Eine Sache der Schönheit, oder um gesund zu bleiben? „In erster Linie trainieren sie für die Gesundheit. Aber das hängt ja alles irgendwie zusammen“, findet Markus Rosin, seit zwei Jahren Inhaber des Studios.

„Sie wissen ja“, erklärt Lothar Schupp, „mit 20 will man gut aussehen, mit 30 die Schönheit erhalten, und ab 40 will man nur noch überleben“.