Minden/Offenburg (dapd). Crosswalking, Bankdrücken, Bauch und Rücken stärken - gute Fitnessstudios bieten ein umfassendes Trainingsangebot. Auch den meisten Diabetikern täte regelmäßiger Sport gut. Viele der zehn Millionen Betroffenen in Deutschland befürchteten jedoch, dass ein Training im Studio für sie zu gefährlich sein könnte, berichtet der Mindener Diabetologe und Sportmediziner Meinolf Behrens. Für die AG Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) leitet er das Projekt "Fitnesstraining für Diabetiker". Damit gerade Menschen mit Diabetes von den gezielten Angeboten der Studios profitieren können, hat die DDG in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland Kriterien für ein Gütesiegel "Fitnesstraining für Diabetiker" entwickelt, das seit April vom TÜV Rheinland verliehen wird.

Individuelles Trainingsprogramm

Vor allem sogenannte Typ-2-Diabetiker profitieren von körperlicher Aktivitiät. Bei dieser Diabetes-Form produziert die Bauchspeicheldrüse zwar weiterhin Insulin, jedoch nicht in ausreichender Menge, oder aber der Körper kann es nicht mehr wirksam verwenden, um Blutzucker in Energie umzuwandeln. Risikofaktoren für die Erkrankung sind Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel.

Sport hilft den Betroffenen, überhöhten Blutdruck und zu hohe Blutfettwerte zu senken sowie die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen zu steigern. Außerdem bieten die Fitness-Workouts die Möglichkeit, gezielt und individuell genau die Bereiche zu trainieren, die es am meisten nötig haben. "Wer diabetesbedingte Nervenschäden hat, wird ergänzend zum Kraft-Ausdauer-Training zusätzlich Koordinationsübungen durchführen, andere trainieren vielleicht Kraft und Beweglichkeit bestimmter Muskelpartien intensiver. Mit Hilfe abwechslungsreicher und gut strukturierter Trainingszirkel können sich die Patienten nach einer ersten Einweisung schnell steigern und Erfolge erzielen", sagt Behrens.

Geschultes Personal

Wichtig - und hier kommt das Gütesiegel ins Spiel - sei jedoch, dass sich die Mitarbeiter im Fitnessstudio mit den Bedürfnissen und auch Risiken von Diabetikern auskennen, betont der Diabetologe: "Sie müssen erkennen, wenn jemand unterzuckert ist, und sie müssen wissen, wie intensiv Diabetiker mit Folgeerkrankungen trainieren dürfen." Intensives Pressen oder Heben etwa belaste den mitunter geschädigten Augenhintergrund. Diabetiker allgemein und insbesondere Menschen mit einer koronaren Herzerkrankung sollten eher dynamische als statische Übungen absolvieren: "Das heißt zum Beispiel: lieber 15-mal 5 Kilo heben als einmal 45 Kilogramm. Wir brauchen kein Bodybuilding, sondern ein moderates Kraft-Ausdauer-Training."

Eigenverantwortung bewahren

Auch wenn die Trainer optimal auf die Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes eingestellt seien, sollten diese ihre Eigenverantwortung natürlich nicht an der Garderobe abgeben, meint Sportmediziner Behrens. "Am Anfang des Trainings sollten immer eine Schulung des Diabetikers sowie eine sportärztliche Untersuchung stehen, um die sich jeder selber kümmern muss. Außerdem sollten Menschen mit Diabetes vor dem Sport immer ihren Blutzucker messen und auch ausreichend Kohlehydrate im Gepäck haben."

Ausführliche Informationen und auch Ansprechpartner zum Thema Diabetes und Fitness bietet die Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft unter diabetes-sport.de.

dapd