Oberhausen. Sein Lieblingsort ist das Cafe Lux, hier liest der Schauspieler Martin Hohner in den vorstellungs- und probenfreien Zeiten seine Zeitung, trinkt seinen Kaffee. Wir stelen den Schauspieler in unserer Serie "Spielplatz Oberhausen" vor.
Eigentlich hatte er an den Rhein-Herne-Kanal gehen wollen, aber da war ihm das Wetter zu schlecht. Also hat der das Cafe „Lux” gewählt. Es hätte genauso gut das „Transatlantik” sein können. „Ich sitze hier gern mal und lese Zeitung”, Elsässer Straße, das ist für den Schauspieler Martin Hohner fast noch die Gegend um das Theater.
Er wohnt auch in der Nähe des Musentempels, in einer WG u.a. mit der Ensemble-Kollegin Manja Kuhl an der Ecke Schwartz-/Mülheimer Straße. Ja, sagt er, es sei dort ziemlich laut, „und das nervt auch zunehmend”. Auch junge Leute haben es gelegentlich gern etwas ruhiger.
Martin Hohner ist Bajuware mit nordlichterner Biografie. Er wird am 19. März 1982 in München geboren, wächst in der bayrischen Landeshauptstadt auf, macht dort auch sein Abitur. Dann aber zieht es ihn nach Hamburg, beide Eltern stammen aus Norddeutschland, „daher habe ich eine große Affinität zum Norden”. Er leistet an der Alster seinen Zivildienst ab – und kehrt zurück an die Isar, beginnt ein Geographiestudium.
Der Wunsch der Eltern
Es ist der Wunsch der Eltern, der Sohn soll etwas Vernünftiges machen und das tut er „alibimäßig” auch. Eigentlich aber will er was anderes. Schon als Gymnasiast spielt er Theater. Ein fleißiger Schüler ist er nicht, fehlt manchmal zwei Wochen am Stück in der 11 und der 12, zieht lieber mit den Jungs vom Landestheater Bayern durch die Gegend, eine Truppe mit Laien und Profis. Man reist von Stadt zu Stadt, spielt in verschiedenen Lokalitäten, Shakespeares „Sturm” in immer wieder neuen Besetzungen: „Es war ein richtiges Vagabundenleben, ich habe viel gelernt dabei. Die Lehrer haben das akzeptiert.” Aber die Schulnoten sind auch gut genug, so gut, dass sogar die Eltern das Vertrauen haben, dass ihr Sohn alles unter Kontrolle hat.
Im Rückblick findet das Martin Hohner noch heute toll. Schon bald bewirbt er sich an fünf Schauspielschulen (Berlin, München, Hamburg, Essen und Leipzig), hellauf begeistert sind die Eltern – der Vater ist Frauenarzt, die Mutter selbstständige Schneiderin mit eigenem Atelier – nicht gerade, aber sie tolerieren den Berufswunsch ihres Sohnes. Wollen ihn auch unterstützen, wenn er angenommen wird. Martin Hohner wird angenommen, ausgerechnet an der Hochschule der Künste in Berlin, seinem Wunschort: „Berlin war eine tolle Zeit.”
"Mein erstes festes Engagement"
Vier Jahre studiert er dort, dann arbeitet Martin Hohner für drei Monate bei den Bad Hersfelder Festspielen („Minna von Barnhelm”), macht erst einmal Urlaub und zieht nach Oberhausen: „Mein erstes festes Engagement.” Peter Carp hatte den jungen Schauspielschüler beim Vorsprechen in Berlin gesehen im Herbst 2007, im Dezember 2007 spricht Martin Hohner in Luzern nochmal vor, Carp ist zu der Zeit dort noch Schauspieldirektor, aber schon als Intendant für Oberhausen verpflichtet.
Mit Behinderten hat er als Schauspieler schon gearbeitet und Rollen sagt er „kann ich unzählige aufzählen, die ich gerne mal spielen möchte”. Der Moritz Spiegelberg in den „Räubern” wäre eine solche Rolle, ist sich Martin Hohner sicher, aber es sei nicht so, dass es eine bestimmte Rolle ist, die er gerade jetzt gerne spielen möchte. „Gerade jetzt” ist Oberhausen, als Mitch steht er in „Endstation Sehnsucht” auf der Bühne, zeigt seine bislang beste Darstellung hier auf der Bühne, in der Oberhausener Johannespassion wird Martin Hohner auch zu sehen sein.
Aus Berlin gekommen
Nach vier Jahren Weltmetropole Berlin der Umzug nach Oberhausen, geht das? „Ich habe in Friedrichshain im Osten gewohnt, ein Arbeiterviertel noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.” Oberhausen ist nicht die Umstellung für Martin Hohner, das Revier ist für ihn fremd, als er hier ankommt: „Ich bin noch nie zuvor in dieser Region gewesen, sie war für mich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Aber jetzt fühle ich mich hier richtig gut, ich weiß die Stadt zu schätzen.” Nicht ganz so gut findet es der Schauspieler, dass es schwierig sei, hier von A nach B zu kommen ohne eine große Straße überqueren zu müssen, es gebe zu wenige Schleichwege – oder er kennt sie (noch) nicht. Mit seinem Hobby kann er sie ohnehin nicht befahren. Martin Hohner hat sich einen 19 Jahre alten T 3 zugelegt, als Wohnmobil mit Hochdach, „ein schönes Auto, ein Kult-VW, man hat immer was drin zu basteln. Dank meines Bullys bin ich zum Handwerker geworden.” Neuer Boden, Sitzheizung und Kühlschrank sind schon drin, hat er mal einen Tag frei, geht's nach Holland ans Meer, das Norddeutsche sitzt im Blut, in Hamburg könne er sich vorstellen dauerhaft zu leben. Ohnehin ist er als leidenschaftlicher „Fußball-Prolet” St.-Pauli-Fan, aber Martin Hohner spielt auch gern Beach-Volleyball und behauptet von sich, ganz gut kochen zu können.
Seine Freundin ist „eine richtige Pott-Perle”, Martin Hohner hat sie im Theater kennen gelernt, dort, wo er so viele Erfahrungen macht wie er sagt, wo er soviel lernt und wo es soviel Spaß macht mit den tollen Regisseuren und in dem großartigen Ensemble.
In der nächsten Folge stellen wir Björn Gabriel vor.