Oberhausen. . Mit Eintopf kann man die 13-jährige Chéa Louise Mertins nicht locken, wohl aber mit anspruchsvoller musikalischer Kost. Die junge Cellistin spielt seit einem Jahr im Kinderorchester Ruhr - Lampenfieber hat sie aber noch immer vor jedem Auftritt.
Heute gibt es Eintopf. „Was, keine Pizza?“ Chéa schüttelt sich beim Gedanken ans Mittagessen: Eintopf - damit kann man die 13-jährige Cellistin nun wirklich nicht locken. Dafür aber mit dem musikalischen Menü an diesem Probetag des Kinderorchesters Ruhr, zu dem sich das 58-köpfige Ensemble in der Musikschule im Lipperfeld trifft: Tschaikowskys Nussknacker und Beethovens neunte Symphonie. „Je schwieriger ein Stück, umso lieber mag ich es.“
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„Dieser volle Klang, das war toll“
Seit knapp einem Jahr spielt die Königshardterin Chéa Louise Mertins im Kinderorchester Ruhr, am kommenden Wochenende werden die Musiker nach Frankreich fahren, um mit dem „Jeune Orchestre Symphonique de Lille“, dem Jungen Symphonieorchester der Stadt Lille, zu spielen. Darauf freut sich Chéa - auch wenn sie nicht so gut Französisch spricht: „Das ist nicht so schlimm. Über die Musik versteht man sich doch immer irgendwie.“
Wäre Musik eine Sprache, ist Chéa wohl bilingual aufgewachsen. Als Nesthäkchen einer musikalischen Familie zupfte das Mädchen schon an den Geigen ihrer Schwestern, da konnte sie noch gar nicht laufen. Freunde der Familie nahmen das Kind bald zu Konzerten mit, bei einem, da war sie gerade drei Jahre alt, sah und hörte Chéa erstmals ein Cello. „Dieser volle Klang, das war toll.“ Danach habe sie selbst sofort ein solches Instrument haben wollen. „Am liebsten ist mir die dicke C-Saite, weil die so richtig laut klingt, wenn man sie anspielt.“
Mit vier Jahren das erste eigene Konzert
Vier Jahre ist Chéa bei ihrem ersten eigenen Konzert, bei dem sie mit ihrer Schwester in der städtischen Musikschule auftritt. Seitdem stand sie bei zahlreichen Wettbewerben auf der Bühne, hat sich unter anderem bei „Jugend musiziert“ bereits sieben Mal für den ersten Platz qualifiziert. Sogar im Fernsehen trat die junge Cellistin schon auf, gewann bei „Togo TV“ einen Zuschauerwettbewerb. „Von dem Preisgeld habe ich mir mein erstes großes Cello gekauft, quasi selbst verdient“, sagt Chéa nicht ohne Stolz.
Hat sie trotz all der Erfahrung immer noch Lampenfieber? „Die Minuten vor so einem Auftritt bin ich immer nervös, aber sobald ich anfange zu spielen, ist das alles verflogen.“ Jeden Tag übt die Siebtklässlerin für ihren Erfolg, spielt nebenbei auch noch Klavier und Geige und hat am Elsa-Brändström-Gymnasium zudem gelernt, wie einem Saxofon die richtigen Klänge zu entlocken sind.
Traumberuf musikalische Kinderärztin
Im Frühjahr und Herbst sind ihre Wochenenden allerdings für das Kinderorchester Ruhr reserviert: Stundenlang sitzen die junge Musiker dann hinter ihren Notenständern und üben. „Das ist sicher nichts für jedermann“, meint Lena Geisen, die organisatorische Leiterin des Orchesters. Sie kümmert sich auch ums Essen zwischen den Proben - und hat den von Chéa so verhassten Eintopf zu verantworten. „Dafür gibt es als Nachtisch wenigstens Pudding“, weiß Geisen ihre junge Cellistin zu beruhigen.
Musikalische Jugend
In einem Jahr wird Chéa aus dem Kinderorchester ausscheiden müssen, denn mit 14 Jahren ist sie dafür zu alt. Was macht sie danach? „Weiterspielen, in der Musikschule und bestimmt auch in einem anderen Orchester.“ Musik mache ihr Spaß, sie soll aber immer ein Hobby bleiben: Wie ihr Trompete spielender Vater möchte auch Chéa später Kinderärztin werden. „Wer weiß, vielleicht kann ich meine Musik da sogar einbringen.“