Oberhausen. . Das Angebot in deutschen Videotheken hat sich gewandelt. Ganzheitlicher Service auf dem gesamten Multimedia-Sektor ist nun angesagt. Das reicht von DVDs, Blu-rays und PC-Spielen über diverse Konsolenangebote bis hin zu Snacks und Getränken zum Film.

Angelina Jolie hat im Kampfanzug ihr Zahnpastalächeln behalten. Auch wenn sie schon etwas blass um die Nase herum wirkt. Der Pappaufsteller mit Lara Croft hat in der Videothek "Video Buster" an der Mülheimer Straße schon einige Jahre auf dem Buckel, befindet sich dort aber in bester Gesellschaft: Hollywood trifft man hier an jeder Ecke.

Eilig huscht eine Kundin durch die Gänge. Vorbei an den Regalen, wo die Hüllen klassischer und aktueller Kinofilme aneinandergereiht sind. "Inception" mit Leonardo DiCaprio möchte sie heute Abend gemeinsam mit ihrem Mann anschauen. Glück gehabt: Der kleine Plastikanhänger steckt noch an der passenden Verpackung. Der Film ist also vorrätig. "Brauchen wir sonst noch was?" Mit der Eroberung geht es zur Kasse.

Aktuelle Filme in großen Mengen vorrätig

"Die aktuellen Filme ordern wir immer in größeren Mengen", erklärt Sigrid van Aken, die als Regionalleiterin West für die fünf Filialen im Ruhrgebiet zuständig ist. Damit rüstet sich das Unternehmen für den großen Ansturm, der vor allem am Wochenende die Zahl der kleinen Plastik-Anhänger, die an der Kasse gegen den Film eingetauscht werden, deutlich schrumpfen lässt. Filme gibt es reichlich, doch Videotheken selbst, die in den 80er und 90er Jahren ihre populärsten Zeiten hatten, findet man in Oberhausen nur noch selten.

Die typische Eckvideothek gibt es kaum noch. Das Internet hat den Videostuben zu schaffen gemacht, obgleich die Kette "Video Buster" im Netz seit einigen Jahren gegensteuert. So können beim Verleihgeschäft-per-Mausklick die Filme direkt auf dem eigenen Rechner angeschaut werden. Außerdem wird das Internet als Serviceelement der Filialen, z.B. für Vorbestellungen, genutzt. "Der Anteil des online-basierten Verleihgeschäftes am Gesamtmarkt hat sich in den letzten acht Jahren von zwei Prozent im Jahr 2003 auf jetzt 15 Prozent gesteigert", sagt Mario Brunow, Vorstand der Video Buster Entertainment Group Holding AG. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: Während eine Videothek zwischen 5 000 und 10.000 verschiedene Titel führt, sind im Online-Verleih mehr als 50.000 verfügbar.

Fachsimpeln gehört dazu

Trailer und Userbewertungen bieten den Interessenten im Netz zwar Transparenz, den Plausch mit dem Mann an der Kasse können sie aber nicht ersetzen. Sigrid van Aken: "Wir haben viele Kunden, die sich direkt bei unseren Mitarbeitern über die Filme informieren. Ein wenig fachsimpeln gehört dazu!" So klärt sich beim Plausch in der Videothek auch, warum Brad Pitts Augen in "Fight Club" weniger blau schimmerten, was Schwarzeneggers „City Hai“ nun gegenüber Stallones "City Corba" ausmacht und wie das Ende von "Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ überhaupt zu verstehen ist. Hinter der Kasse türmen sich die Hüllen mit der Hollywood-Füllung. Dabei ist die Bezeichnung Videothek mittlerweile missverständlich. Längst werden die Streifen nicht mehr auf einer knisteranfälligen Videokassette ausgeliehen, sondern auf einer DVD-Scheibe und mittlerweile bereits hochaufgelöst als Blu-ray-Disc.

Videotheken haben sich verwandelt: von miefigen Nerd-Läden zu Komplettanbietern. Der Erotikbereich ist hinter einer Tür mit Alterskontrolle verpackt, der Hauptbereich richtet sich verstärkt an Familien – mit einer üppigen Auswahl an Computerspielen und dem Verleih von Konsolen. Auch vor der Kasse kommt man sich mitunter vor wie in einem Supermarkt: Sollen es die passenden Käse-Nachos sein? Etwas Popcorn gefällig? Cola, Chips, Bier? Knabber- und Getränkeartikel sind als Zusatzgeschäft aus Videotheken nicht mehr wegzudenken.

"Dick und Doof" sind weiterhin gefragt

Wer in den Leih-Läden nur Freunde zeitgenössischer Kinokost erwartet, der liegt weit daneben. Sigrid van Aken: "Auch von der älteren Kundschaft erhalten wir regelmäßig Anfragen.“ Das beflügelt oftmals den Absatz von Klassikern: Dick und Doof bleiben auch in Zeiten von Flachbildschirmen und Dolby-Digital-Ton ein Renner.