Essen.

In Kupferdreh stehen Kunden von „Clockbuster“ jetzt vor verschlossener Tür – das Geschäft hat dicht gemacht. Damit geht das Videotheken-Sterben in der Stadt weiter. Die gesamte Branche kämpft ums Überleben.

„Clockbuster“ war eine so genannte „Automaten-Videothek“. Es gab nur Kontrollpersonal – das Ausleihen und die Rückgabe erledigten die Kunden selbst an einem Computer.

Doch nicht nur die „Automaten-Videotheken“ haben ein Problem – die gesamte Branche kämpft ums Überleben. Der Videotheken-Verband IVD zählte im Jahr 2008 in ganz NRW noch 691 Betriebe. Im Jahr 2009 waren es nur noch 597. Ein Rückgang von 13,6 Prozent.

Die Regionalleiterin der Videothek „Video Buster“ an der Schönebecker Aktienstraße erinnert sich daran, dass es „vor fünf, sechs Jahren“ noch gut zwei Dutzend Verleihbetriebe auf Essener Stadtgebiet gab, „doch dann machte eine nach der anderen zu“.

„Gegen das Internet kommt man nicht an“

Auch „Clockbuster“ an der Altendorfer Straße, das vor drei Jahren noch massiv Werbung machte, sucht man heute vergebens – selbst im Internet verliert sich seine Spur, eine Homepage gibt es nicht mehr. Im gesamten Branchenbuch für die Stadt Essen findet man unter „Videothek“ heute noch sieben Einträge.

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„Gegen das Internet kommt man nicht an“, sagt die Regionalleiterin von „Video Buster“. Die Kunden würden direkt am Verkaufstresen erzählen, dass sie den einen oder anderen Film, der neu in die Läden kommt, „schon vor Monaten aus dem Internet gezogen“ hätten.

Die „Video-Corner“ in Holsterhausen, seit 24 Jahren am Platz, hält dagegen: „Wir versuchen es mit Aufklärung“, sagt Mit-Inhaber Dennis Schottstedt. „Was nützt Ihnen der tollste Flachbild-Fernseher mit Dolby-Surround-Klang zu Hause, wenn Sie illegale Downloads in durchschnittlicher Qualität herunterladen“, fragt er.

Doch nicht allein die Internet-Piraterie sei Schuld an den Problemen, die Videotheken heute hätten. Sondern: „Viele haben sich beim Umstellen von VHS auf DVD komplett übernommen.“ Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte die DVD ihren Siegeszug weitgehend abgeschlossen – wer jetzt noch VHS-Cassetten im Regel stehen hatte, sah alt aus.

Beratung, Kompetenz und Persönlichkeit

Doch die Umstellung war vor allem für inhabergeführte Betriebe kostspielig und nicht ohne Risiko. Schottstedt berichtet: „Wir haben noch 18 Umzugs-Kartons mit VHS-Cassetten im Keller, die können Sie kaufen, 50 Cent das Stück. Die will aber niemand mehr haben.“

Schottstedt glaubt: Mit Beratung, Kompetenz und Persönlichkeit durchsteht eine Videothek die Krise. Die Regionalleiterin von „Video Buster“ in Borbeck hält dagegen: „Beratung alleine bringt es nicht. Die meisten Kunden wollen nur schnell-schnell.“

Das Internet ist nicht nur eine Bedrohung für die Videotheken, weil dort Filme in großer Zahl illegal heruntergeladen werden – sondern: „Junge Leute verbringen heute sehr viele Stunden täglich in sozialen Netzwerken, bei StudiVZ und Facebook“, sagt Hans-Peter Lackhoff, Vorstand des Videotheken-Verbandes IVD. „Das ist die Zeit, die sie früher dafür verwendet haben, sich einen Spielfilm anzuschauen.“