Oberhausen. . Während in der Bevölkerung Verunsicherung über die Verträglichkeit des Biokraftstoffs E10 herrscht, betreiben viele Autohändler in Oberhausen Aufklärungsarbeit. Doch die Hälfte rät ihren Kunden immer noch generell von E10 ab.

Nicht nur in der breiten Bevölkerung herrscht gegenüber dem umstrittenen Biokraftstoff E10 Skepsis, sondern sogar bei denen, die es eigentlich ganz genau wissen müssten. Bei einer Zufallsauswahl von sechs Oberhausener Autohäusern raten die Profis von immerhin drei Geschäften ihren Kunden generell vom neuen Superkraftstoff ab. Dies ergab eine telefonische Umfrage der WAZ.

Während sich die großen Vertragshändler weitestgehend an die von den Herstellern veröffentlichten „Verträglichkeitslisten“ halten, empfehlen0 vor allem die kleineren Autohäuser, vom Tanken des mit zehn Prozent Bio-Ethanol-Anteil versehenen Kraftstoffes doch abzusehen.

Mangel an Langzeitstudien

Große Bedenken haben die Kfz-Meister, weil bisher keine Langzeitstudien über die Motoren- und Leitungsverträglichkeit von E10 existieren würden. Es sei derzeit nicht absehbar, welche Auswirkungen der Biokraftstoff auf den Motor oder auf andere Fahrzeugkomponenten nehmen kann, sagt beispielsweise Hans-Peter Pezzei, Inhaber eines Oberhausener Autohauses. „Es kann nicht sein, dass durch die Zufuhr von E10 ein Leistungsverlust, ein höherer Verbrauch und mehr notwendige Ölwechsel drohen. Wo ist da der ökologische Aspekt?“

Fast alle Autohäuser verzeichnen in diesen Tagen ein massives Informationsbedürfnis ihrer Kunden.

„Zwischen zehn und zwanzig Kunden melden sich täglich bei uns, um sich eine Expertenmeinung einzuholen, ob sie den Biokraftstoff tanken können“, erklärt Stefan Ruß vom Autohaus Ruß. Auch er rate derzeit vom Tanken des Kraftstoffes ab, informiert jedoch zusätzlich über die vom Hersteller offizielle Freigabe für E10.

„Die meisten Kunden stehen dem Biokraftstoff jedoch ablehnend gegenüber“, so die Erfahrung von Ruß. „Einige Kunden sagen gar: Selbst wenn der Kraftstoff 50 Cent kosten würde, käme er nicht in ihren Motor.“ Hauptgrund für diese Äußerungen seien auch hier die fehlenden Langzeitstudien und die damit verbundene Ungewissheit, welche Auswirkungen der Kraftstoff auf den Motor haben könnte.

Georg Siewert, Inhaber von Automobile Siewert, führt das Informationsbedürfnis noch auf einen weiteren Grund zurück: „Es fehlte im Vorfeld der Einführung an Informationen für die breite Bevölkerung. Wir unterrichten unsere Kunden separat derzeit mit Broschüren über E10“, sagte der Kfz-Meister.

Auch positive Meinungen zu E10

Werner Karmann, Service-Berater und Werkstattleiter des Ford Autohauses Hermann Hüwels, steht dem Kraftstoff E10 hingegen positiv gegenüber. „Der geringe Leistungsverlust und der geringfügig höhere Kraftstoffverbrauch sind kaum spürbar. Zudem denke ich nicht, dass E10 schädlich für Motor oder Fahrzeugkomponenten ist“, meint Karmann.

Er informiert deshalb seine Kunden darüber, welche Modelle die Hersteller als geeignet für das neue Superbenzin eingestuft haben.

Auch beim Autohaus Köster plädiere man für den Biokraftstoff. „Wir prüfen anhand des Fahrzeugscheines, ob das Fahrzeug E10 tanken darf“, erklärt Klaus Syren. „Der Kunde muss dann selbst entscheiden, ob er dieses tanken möchte oder nicht.“

Bei BMW Kruft halte man sich an die Werksvorgaben. BMW veröffentlichte einen Brief, der das Tanken von E10 für Fahrzeuge ab bestimmten Baujahren als bedenkenlos einstuft. Die Verträglichkeit wird aber auch vom BMW-Händler schriftlich bestätigt.