Velbert. . Kunden lehnen Bio-Sprit bislang ab. Meist aus Angst vor Schäden am eigenen Pkw. Dort, wo E 10 bereits verkauft wird, gibt es mittlerweile ein Mangel an SuperPlus.
Der Biosprit E 10 ist Dauerthema an den Tankstellen – obwohl er dort noch gar nicht verkauft wird. „Die JET-Tankstelle in Heiligenhaus ist zurzeit die einzige, die E 10 im Angebot hat“, weiß Elli Dorn von der bft-Tankstelle an der Heidestraße. „Und dort wird es extra mit dem Tankwagen aus Karlsruhe angeliefert.“
Die Kunden jedoch seien dem Biosprit gegenüber generell abgeneigt: „Die Leute haben nicht nur Angst, dass ihr Auto kaputt geht, sie stehen auch dem Konzept skeptisch gegenüber, dass da Lebensmittelanbauflächen für Sprit genutzt werden.“ Die Folge: Viele Autofahrer greifen dort, wo E 10 bereits eingeführt wurde, auf das teurere SuperPlus zurück. „Das ist in Gegenden, wo E 10 schon verkauft wird, knapp geworden“, sagt Elli Dorn und schüttelt den Kopf: „Da sind die Tanks leer – und das E 10 kauft keiner.“
Viele Kunden muss sie sogar beruhigen: „Sie haben alle Angst, dass sie eventuell schon E 10 hier tanken.“ Dieselbe Erfahrung hat auch Marianna Volarevic von der Total-Tankstelle an der Friedrich-Ebert-Straße gemacht. „Die Kunden fragen ständig nach. Viele denken, wir hätten’s schon.“ Die meisten Leute seien sehr ängstlich, wenn es um den neuen Kraftstoff gehe: „Sie fragen uns, ob sie E 10 tanken können, obwohl wir dafür ja gar nicht zuständig sind.“ Noch gibt es den Biosprit auch an der Total-Tankstelle nicht, und Marianna Volarevic sagt: „Die Leute wären wohl froh, wenn er gar nicht kommen würde, ist mein Eindruck.“
Eine „allgemeine Verwirrung bei den Autofahrern“ hat auch Martin Kettlitz von der Esso-Station an der Heiligenhauser Straße festgestellt. „Ist ja auch klar: In den Nachrichten wird’s so erzählt, und in der Zeitung steht dann am nächsten Tag wieder was anderes.“ Alle würden fragen, wann das E 10 komme, „aber das weiß ich selbst nicht“.
Momentan sei der neue Kraftstoff auch bei bft kein Thema, sagt Elli Dorn. „Ich habe vorhin mit einem Lieferanten gesprochen, der das so gesagt hat.“ Die häufige Frage von Kunden, ob E 10 ihrem Fahrzeug nun schade oder nicht, könne sie nicht beantworten, erklärt Elli Dorn und seufzt. „Hersteller-relevante Listen gibt es ja nicht, nur die DAT-Liste – und da kann man den Kunden nur sagen, dass es nicht unsere eigene Empfehlung ist.“ Wirklich zuverlässige Informationen bekomme man nur beim Hersteller.
Vielen Kunden, sagt Elli Dorn, sei aber auch nicht bewusst, dass es bereits seit zwei Jahren eine E 5-Beimischung gebe. „Und es gab ja früher auch viele Vorbehalte gegenüber bleifreiem Benzin, als das 1985 eingeführt wurde.“ Aber Bio-Diesel habe sich letztlich nicht durchsetzen können.
Trotzdem meint Elli Dorn: „Das ist keine besonders sinnvolle Aktion mit dem E 10. Die Leute wollen diesen Fortschritt im Moment noch nicht.“ Wobei sie Fortschritt gerne in Anführungszeichen setzen würde. „Das Ganze“, schimpft sie, „wird derzeit auf dem Rücken der Mineralölindustrie ausgetragen. Wir sollen ein Zeug vermarkten, das eigentlich keiner will.“