Oberhausen.. Der neue Öko-Sprit E10 wird kontrovers diskutiert. Er soll umweltfreundlicher als normales Super sein, aber der Verbrauch steigt und nicht jedes Fahrzeug verträgt den neuen Kraftstoff. Viele Autofahrer fühlen sich auf den Arm genommen.
„Mehr Bio im Benzin.“ So wirbt das Bundesumweltministerium in einer farblich sehr grün gestalteten Broschüre für den neuen Öko-Sprit E10. Die Verbraucher indes sind verunsichert. Nicht zuletzt, weil Sinn und Zweck des Benzins mit einem Anteil von zehn Prozent Ethanol - bislang waren fünf Prozent erlaubt - kontrovers diskutiert werden. Und: Nicht jedes Fahrzeug verträgt E10.
Verträglichkeit abklären
Deshalb erhalten Kunden der Jet-Tankstelle an der Weierstraße neben der Ministeriums-Broschüre gleich ein Merkblatt mit Infos über den Kraftstoff sowie den Hotline-Nummern der Kraftfahrzeughersteller, bei denen man nachhören sollte, ob der eigene Pkw E-10 tauglich ist. Denn zehn Prozent aller Wagen vertragen E10 nicht. Eine Tankfüllung reiche dann, laut stern.de, um den Motor zu ruinieren.
Vielleicht tanken deshalb die meisten Kunden der Jet-Tankstelle an der Weierstraße noch das normale Benzin, wie an der Kasse zu erfahren ist. Die Preistafel liefert ein weiteres Argument: Super E10 kostet am Mittwoch 150,9 Cent pro Liter, Super 150,9. Noch liegen beide Kraftfahrstoffe gleich im Preis. Allerdings wird das Super bald vom Markt verschwinden. Wann genau, weiß man an der Tankstelle nicht. „Wir haben wohl noch eine Gnadenfrist“, sagt man dort. Dann bleibt Kunden nur das Super+, das Mittwoch mit 156,9 Cent zu Buche schlägt. So dass allen Fahrern, die E10 nicht tanken wollen oder können, nur der tiefere Griff in die Tasche bleibt.
Kein Super mehr
So auch an der Shell-Tankstelle an der Dorstener Straße. Dort heißt es: „Wir bekommen das neue E10 Anfang / Ende März.“ Super gebe es dann nicht mehr, nur noch V-Power, und das sei sechs bis zehn Cent teurer als das frühere Normalbenzin.
„Geldmacherei ist das“, findet Hans-Dieter Eis, der gerade in einem Wagen auf dem Parkplatz am Sterkrader Tor sitzt. Eis’ Kollege Arnold Marcelli hat sich schon beim ADAC erkundigt: „Ich darf E10 tanken“, sagt er. Und: „Ich bleibe aber beim alten Sprit, so lange es den noch gibt.“ Danach würde er wahrscheinlich schon E10 wählen, „bevor ich zu Fuß gehe, wir können uns doch nicht frei entscheiden“.
Eine 54-Jährige Duisburgerin, die mit ihrem Mann gerne mal in Sterkrade einkauft, bringt den Umweltaspekt ins Gespräch. Biokraftstoffe verursachen weniger Treibhausgase. „Aber wenn dafür der Regenwald abgeholzt wird, hat das auch wieder seinen Preis“, sagt die Frau. Und weiter: „Ich hoffe, dass sich da politisch noch was tut.“ Sie würde auf jeden Fall das teurere Benzin tanken.
Höherer Verbrauch
E10 kommt auch Angelika Brücker nicht in den Tank, es sei nicht umweltfreundlich. „Und blond bin ich auch nicht“, spricht sie den höheren Verbrauch an und die Tatsache dass sich viele Fahrer auf den Arm genommen fühlen. Im Gespräch sind nämlich ein um 1,5 Prozent erhöhter Benzinkonsum wegen der geringeren Kraftstoffdichte von Ethanol. Autobild brachte es bei einem Praxistest sogar auf einen Mehrverbrauch von fünf Prozent.
Ob und wie lange sich Fahrer verweigern, bleibt abzuwarten. Tanja Wilm an der freien Tankstelle an der Teutoburger Straße sagen jetzt noch viele Kunden: „Wir werden E10 nicht tanken.“ Wolfgang Hupig, der die Tankstelle gerade angefahren hat, zum neuen Kraftstoff: „Das ist eine Lachnummer.“ Es gebe keinerlei Gründe für E10.
An der Jet-Tankstelle an der Buschhausener Straße glaubt Ralf Optebeck: „Mein Auto ist wohl zu alt für E10.“ Er müsse jetzt auf das teure Super umsteigen. „Die machen doch mit uns, was sie wollen.“ An der Kasse sagt man dort: „E10 wird wenig getankt.“ Aber viele Fahrer fragten schon, ob es für ihr Auto geeignet sei.
"Es geht nur um mehr Profit"
Für Stefan Rakowski, den Regionalbeauftragten des Auto Club Europa, steht jedenfalls fest: „Bei E10 geht es den Ölmultis nur um mehr Profit.“ Die, die E10 nicht tanken könnten, seien gezwungen, auf das höher-preisige Benzin zurück zu greifen. Überhaupt befürchtet der ACE wieder einen grundsätzlichen Anstieg der Benzinpreise. „Von März bis zu den Sommerferien werden wir die Preise mit Benzinpreisbeobachtern unter die Lupe nehmen, um rigide Preisabsprachen der Konzerne nach zu weisen“, so Rakowski.