Oberhausen.

Die Pläne der Bundesregierung, die Zivildienstzeit bis Januar 2011 von neun auf sechs Monate zu verkürzen, sorgen auch bei den Wohlfahrtsverbänden in Oberhausen für Wirbel. Unterm Strich sind Zivis künftig nur noch drei Monate tatsächlich einsetzbar.

Im Friedensdorf sind zurzeit etwa zehn Zivildienstleistende eingesetzt. „Das war und ist für uns auch eine politische Frage“, betont Friedensdorfleiter Thomas Jacobs. Viele heute hauptamtliche Mitarbeiter hätten einst als Zivis im Friedensdorf angefangen. Doch mit der erneuten Verkürzung auf sechs Monate werde all das in Frage gestellt. Denn: „Da sind zunächst die Seminare, macht rund drei Wochen Abwesenheit. Es folgt der Urlaub, wieder drei Wochen weg.“ Ein Fahrtraining sei in vielen Bereichen ebenfalls pflicht. Und dann noch die Einarbeitung: „Unterm Strich blieben drei Monate, in denen wir die Zivis effektiv einsetzen könnten.“ Fazit: „Da fragen wir uns, ob das überhaupt Sinn macht.“ Eine generelle Absage will die Kinderhilfsorganisation neuen Zivis dennoch nicht geben. „Wir werden im Einzelnen prüfen, wo ein solcher Einsatz möglich bleibt.“

Caritassprecher Reinhard Messing meint: „Da können wir dem Friedensdorf-Leiter nur zustimmen.“ Aktuell biete die Caritas rund 20 Zivi-Stellen an. „Aber in unserem Wilhelm-Knappmann-Haus, einer stationären Einrichtung für psychisch Erkrankte, wäre das bei einer Verkürzung auf sechs Monate nicht mehr möglich“, so Messing. Er erläutert: „Gerade bei psychisch Kranken spielt der Beziehungsaufbau eine große Rolle.“ Und der benötige Zeit. „Zeit, die durch Schulungen, Einarbeitung, Urlaub nicht mehr bliebe.“

Beim Caritasverband werde deshalb überlegt, zumindest einige Zivi-Plätze in Stellen für geringfügig Beschäftigte umzuwandeln. Außerdem soll verstärkt auf das freiwillige soziale Jahr gesetzt werden.

Mit dem freiwilligen sozialen Jahr hat auch das Deutsche Rote Kreuz gute Erfahrungen gemacht. „Denn die Ausbildung von Rettungsdiensthelfern oder -sanitätern hätte sich schon bei der Verkürzung auf neun Monate nur noch in Einzelfällen gelohnt, wir werden das jetzt wohl weiter ausbauen“, sagt Marco Schmidt, Leiter der Einsatzdienste. 17 Zivildienststellen-Stellen bietet das DRK an. Schmidt ist sich sicher: „Das wird nicht mehr überall möglich sein.“

„Wir machen zwar weiter“, meint Dr. Johann Meyer, Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstätten. Aber auch er überlegt: „Wir beschäftigen nur noch 12 Zivis und dafür bereits acht Leute im freiwilligen sozialen Jahr, das könnten nun noch mehr werden.“