Oberhausen. .

Oberhausens bester Schnüffler heißt Lars. Auf vier Pfoten stellt er Verbrecher, findet Vermisste und spürt Drogenverstecke auf. Lars ist Schutz- und Rauschgifthund bei der Polizei – und der beste Mitarbeiter von Diensthundeführer Klaus Demmer.

Polizeihund Lars (3 Jahre) ist Experte in Sachen Haschisch, Kokain, Marihuana, Heroin, Amphetaminen, Ecstasy und Opium. Lars kennt sich mit Fußball aus. Zumindest ist er bei allen RWO-Spielen in Oberhausen dabei. Und er ist ein Entdecker. In einer Pizzeria enttarnte er einen Einbrecher, der sich in einer abgeschalteten Kühltruhe versteckt hatte. Seine ansonsten größter Fund: ein Kilogramm Amphetamine.

Wenn Sie sich jetzt fragen, wer ist bloß dieser Lars? Er ist ein Belgischer Schäferhund. Und in Diensten der Polizei. Ein scharfer Polizeihund? Von wegen. Wenn Diensthundeführer Klaus Demmer (49) von seinem Lars spricht, hört sich das so an: „Er ist total verschmust, ein lieber, umgänglicher Hund, der seine Arbeit macht und erst böse wird, wenn ich ihm das sage.“

Ausgeprägter Spieltrieb

Lars lebt auch mit in der Familie. Übrigens gemeinsam mit seinem Kumpel und Vorgänger Anton (10), der nur noch Teilzeit arbeitet. Weil er es am Rücken hat. Lars ist bereits der fünfte Diensthund des Polizeioberkommissars. Mit zehn Wochen zog der junge Schnüffler bei Demmers ein. „Die Polizei züchtet ihre Diensthunde selber in Stukenbrock bei Bielefeld“, klärt Demmer über die Herkunft seines Mitarbeiters auf. Nein, nicht alle Welpen eignen sich für den Polizeidienst. „Wenn die Welpen acht bis neun Wochen alt sind, wird eine Vorauswahl getroffen“, erklärt der Diensthundeführer. Die Kleinen, die in einen Sack beißen oder einem Ball hinterher laufen, haben gute Karten. Die übrigen werden Familienhunde.

Gerade für spätere Rauschgift- oder Sprengstoffsuchhunde ist ein ausgeprägter Spieltrieb übrigens eine wichtige Voraussetzung. Die jungen Tiere werden dann zunächst zu Schutzhunden ausgebildet. „Schutzhunde suchen auch Menschen“, sagt Demmer. Vermisste Kinder oder Verbrecher. Im Wald oder in Gebäuden. „Wenn sie etwa einen Täter gefunden haben, sollen sie ihn verbellen, nicht beißen“, macht der Polizeibeamte klar. Und ja, er habe da auch oft Angst um seinen Hund. „Die Täter haben sich verändert“, so Demmer. Gerade solche aus dem osteuropäischen Bereich seien oft auf den Einsatz von Diensthunden vorbereitet. Der Hund eines Kollegen sei von einem Mann mit einem Stich in die Lunge getötet worden. Schutzhunde suchen aber nicht nur nach Menschen, sie sind auch bei diversen Großeinsätzen dabei.

Spezialgebiete

Erst nach der Schutzhundausbildung lernen die Tiere ein Spezialgebiet kennen. Lars ist Schutz- und Rauschgifthund. Die Spezialausbildung dauert noch einmal zwei Monate. Zunächst kommen verschiedene Drogen in Röhrchen, die wie Stöckchen geworfen werden. Wenn der Hund die Drogen alle am Geruch erkennt, werden sie auch versteckt. Dann heißt es: Wer suchet der findet. Wobei Lars passiv ausgebildet ist. Heißt: Er erstarrt vor einem Schrank mit Rauschgift. Bei der aktiven Ausbildung beginnen die Tiere zu kratzen und scharren, was ihnen natürlich viel Freude bereitet, „aber oft zu Schadensersatzklagen geführt hat“, erklärt Demmer, warum der Passivität der Vorzug gegeben wird.

Immer, wenn der Hund erfolgreich war, gibt es ein Leckerchen oder Spielzeug. Lars bevorzugt letzteres. Und wenn sie einen Gauner nicht finden konnten? „Dann spielt jemand den Täter für sie, wir wollen die Hunde möglichst nicht frustrieren“, erklärt Demmer.

Polizeioberkommissar Klaus Demmer macht es viel Spaß, mit Tieren zu arbeiten. Schon als er 1988 zur Oberhausener Polizei kam, interessierte er sich dafür, Diensthundführer zu werden. Geklappt habe es dann eineinhalb Jahre später.

Pause nach 20 bis 30 Minuten

Ausgebildet wurde Demmer drei Monate in Stukenbrock bei Bielefeld. Dort werden die Hunde für die Polizei ja auch gezüchtet. Demmer lernte vieles über den Umgang mit Hunden, über Haltung, Ernährung oder medizinische Aspekte. Und auch über die Ausbildung der Tiere. „Die Ausbildung ist mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden“, erklärt er. Ein Hund braucht unheimlich viele Wiederholungen, bis er weiß, was er tun soll. Nach der Ausbildung muss man mit dem Tier weiter zwei- bis dreimal die Woche trainieren. Im Einsatz ist ein Polizeihund so rund 20 bis 30 Minuten zu fordern, ehe er eine Pause braucht.

Demmer sagt über seine Arbeit: „Ich könnte mir gar nicht mehr vorstellen etwas anderes zu machen — ohne Hund.“ Wobei er den ganz normalen Streifendienst mitfährt, allerdings immer mit Lars: „Es könnte ja jederzeit ein hundespezifischer Einsatz kommen.“

In ganz Oberhausen gibt es lediglich zwei Polizeihunde. So ein ausgebildetes Tier hat einen Wert von rund 10 000 Euro.