Oberhausen. In der Diskussion um den so genannten „Pinkelgroschen” im Centro sieht sich das Einkaufszentrum unverschuldet in die Schmuddelecke gedrängt. Centro-Manager Frank Pöstges stellt die Rechtslage klar und will den Lohn der WC-Aufsicht von bisher 4,75 Euro pro Stunde auf über fünf Euro heben.

Wem gehören die "Pinkelgroschen" im Centro, die die Besucher des Einkaufszentrums auf dem Tellerchen der Toilettenaufsicht ablegen? Natürgemäß macht die um diese Frage entbrannte Diskussion das Management des Oberhausener Einkaufszentrumms nicht froh. Nach Prüfung der Sachlage fand Geschäftsführer Frank Pösges jetzt einige reinigende Worte: Die Reinigungsfirma InterClement habe das Recht, das Geld zu kassieren, weil sie das Personal bezahle.

Zur Zeit muss die Toiletten-Aufsicht das Geld bei der Reinigungsfirma abliefern, von der sie für das Hüten des stillen Ortes bezahlt wird. Aktueller Stundenlohn, frei verhandelt: 4,75 Euro.

Diskussion um die Tätigkeiten der Toilettenaufsicht

Urinstein des Anstoßes im Einkaufstempel ist in diesem Fall die genaue Definition der Tätigkeit einer Toilettenaufsicht, die nicht selber Kloschüsseln, Waschbecken und Urinale säubern soll. Vielmehr ist es ihr Job, sofort per Funk eine Reinigungskolonne herbeizurufen – die dann außerhalb der ohnehin festgelegten Reinigungsintervalle – sofort anrückt und die undankbare Hinterlassenschaften wegputzt. Für diese Mitarbeiter der Reinigungsfirma, im CentrO ist es InterClean aus Gladbeck, gilt dann der tariflich vereinbarte Stundenlohn von 8,15 Euro.

Bei der IG Bau geht man davon aus, dass die Toiletten-Aufsichten sehr wohl reinigen und deshalb Anspruch auf den Tariflohn haben. „Stimmt nicht”, meint Pöstges: „Die Behauptung, dass die Aufsichten die Toiletten saubermachen, ist falsch”. Die angekündigte Klage der IG Bau sei deshalb wohl noch nicht eingereicht worden, so der Manager.

Öffentliche Kritik bei Mai-Kundgebung

Trotzdem: Keine einfache Position für das CentrO-Management, das zuletzt bei der Mai-Kundgebung in Oberhausen öffentlich von Hauptredner Thomas Schicktanz (IG Bau) aufgefordert wurde, „sich nicht länger rauszureden” und die Reinungsfirma zu veranlassen, auch den Aufsichten Tariflöhne zu zahlen.

Gegen andere Äußerungen von Schicktanz, zum Beispiel der „Bespitzelung” der Mitarbeiter durch eine inzwischen abgebaute Überwachungskamera wird man sich in der Neuen Mitte per Unterlassungsklage wehren. Die Kamera sei auf die Rückfront von Läden ausgerichtet gewesen. Man habe damit Sicherheitsstandards genügen müssen.

Mit den Dienstleistern zusammensetzen

Zurück zum Pinkelgroschen: Ein durchaus emotionsbeladenes Thema, denn viele Besucher wollen, dass ihre Münze bei der Aufsicht landet und nicht in einer Firmenkasse – und achten dabei nicht auf den im Toilettenraum angebrachten Hinweis. Hier räumt Pöstges ein, dass die Schilder durchaus etwas größer sein könnten. Am Verbleib des Geldes könne aber nicht gerüttelt werden. Es ist offenbar Bestandteil der Kalkulation der Reinigungsfirmen. Und eine Aufteilung auf Aufsichts- und Putzkräfte sei auch deshalb nicht machbar, weil jeder Cent versteuert werden muss.

Auch für die letztendlich Betroffenen, die Frauen und Männer in den Klo-Zonen, will er was tun. Man werde sich mit den Dienstleistern zusammensetzen und überlegen, ob man beim Stundenlohn „was obendrauf packen und die Fünf-Euro-Grenze überschreiten kann”. Man sehe da eine moralische Verpflichtung. Und: Eventuell müsse InterClean rückwirkend den Lohn erstatten, wenn sich herausstellen sollte, dass doch gereinigt wurde.

Die Besucher von Europas größtem Einkaufszentrum ficht der unter großem Medieninteresse ausgetragene Streit um die Pinkelgroschen laut Pöstges kaum an: „Wir hatten weniger als zehn Beschwerden.”

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