Oberhausen. Die Münzen für das Reinigungspersonal in den Toiletten des Centro landen bei der betreibenden Firma. Die findet das normal.
Mächtig was los in der ersten Etage im Centro. Doch die Kunden wollen nicht zum Frisör oder zur Bäckerei gegenüber. Sie strömen in einen kleinen Gang, in dem es im Minutentakt klirrt. Dort sind die Centro-Toiletten, und der Toilettenmann erhält gut gemeintes Trinkgeld. Das er aber gar nicht behalten darf.
14 Urinale, zehn Toiletten und acht Waschbecken betreuen die Reinigungskräfte allein im Männerbereich. Es riecht frisch, alles ist sauber. Kostenlos ist die Benutzung, aber auf einem Tisch am Eingang steht ein Teller. Ein Mann wäscht sich die Hände, kramt ein 10-Cent-Stück aus seinem Portmonee, wirft es auf den Teller. Er denkt, das Geld geht an den Toilettenmann selbst, so wie viele. Stimmt aber gar nicht.
Geld landet auf dem Konto der Reinigungsfirma
Denn es landet auf dem Konto der seit 2003 zuständigen Gladbecker Reinigungsfirma. „Wir sind ein Handwerksbetrieb”, sagt ein Firmensprecher, „und mit dem Geld bezahlen wir unsere Mitarbeiter. Und wir zahlen Tariflöhne.” Mit der Bezahlung der Reinigungskräfte hat das Centro-Management selbst nichts zu tun. „Die Leute sind beim Dienstleister angestellt. Und der hat uns versichert, dass die Angestellten Sozialversicherungsbeiträge leisten, und dass es keine 400-Euro-Jobs sind”, sagt Centro-Geschäftsführer Frank Pöstges. Für die Gewerkschaft IG BAU sind die Zustände aber untragbar. Sekretärin Zeynep Bicici berichtet davon, dass die Mitarbeiter unter Druck gesetzt und kontrolliert werden.
Und das auch mit Videokameras? Im Gang hingen solche. Mediendarstellungen, dass die Kameras auf den Teller scharf eingestellt waren, weisen Centro und Firma zurück. Frank Pöstges verweist auf Sicherheitsgründe: „Der Toilettenbereich führt in rückwärtige Bereiche. Seit dem 11. September 2001 hat sich die Sicherheitslage verändert.” Temporär würden dann dort Kameras eingesetzt. Inzwischen sind diese im Toilettengang aber abgehängt. Das habe aber laut Pöstges nichts mit dem Münzteller zu tun. Auch der Firmensprecher dementiert: „Wir haben gar keinen Zugriff auf die Centro-Videokameras. Das ist absoluter Quatsch.”
Anschreiben am Eingang
Die Toiletten-Benutzer wissen von all dem nichts. Sie können sich aber nicht sicher sein, dass das Trinkgeld wirklich beim Mitarbeiter vor Ort landet. Iwona Gromek von der Verbraucherzentrale NRW rät zur ganz einfachen Kommunikation: „Bei der Klofrau nachfragen, ob sie das Geld behalten darf.” Und wenn keine klare Auskunft kommt, einfach weitergehen.
Im Centro hängt inzwischen ein A4-Anschreiben am Ausgang. „Der Obolus, den Sie für die Benutzung entrichten, ist in jedem Falle freiwillig”, ist dort zu lesen. Gefolgt vom Hinweis, dass das Geld an die Firma weitergeleitet wird. Dass dort ein Zettel hängt, sieht jeder. Doch die meisten laufen vorbei, ohne einen Blick darauf zu werfen.
Und was sagt der Toilettenmann? „Lesen Sie den Aushang. Ansonsten kein Kommentar.”