Oberhausen. .
Das Beatplantation-Festival hat Station im Druckluft in Oberhausen gemacht. Die Plattform für Musik und Kunst soll nicht nur Party sein, sondern auch Vernetzungsfläche für Künstler der Region.
Ein Huhn gackert. Laute Gedanken. Motorengeräusche. Stille? „Jemand hat den Schalter gedrückt“, bemerkt Stefan Kirchhoff (23). Für das Beatplantation-Festival, einer Kunst- und Partyreihe, die seit acht Jahren durchs Ruhrgebiet tourt und am Samstag wieder einmal Station im Druckluft gemacht hat, haben Kirchhoff und seine Kollegen ihre Umwelt aufgezeichnet.
Zwölf Näherungsschalter haben sie in dem kleinen Zwischenraum mit ebenso vielen Tonspuren verbunden. Wer mit der Hand über den Schalter fährt, aktiviert eine Spur: „Somit kann jeder sein eigenes Geräuschchaos komponieren“, erklärt Kirchhoff, möchte noch etwas sagen, doch dann dröhnt ein schriller Pfeifton aus den Boxen, trägt den Besucher hinaus zum Hinterhof des Druckluft und mitten hinein ins Beatplantation, „einem Festival, bei dem Kunst allgemein eine Plattform geboten werden soll“, sagt Aaron.St, einer der Veranstalter.
Vernetzungsfläche für Künstler
Der 29-Jährige steht auf dem mit Musik und Menschen angefüllten Platz und klebt mit Isolierband einen gerade noch ausgedruckten Garderoben-Hinweis an die Hauswand. „Wir veranstalten hier nicht nur eine Party. Beatplantation ist auch eine Vernetzungsfläche für die Künstler dieser Region.“ Wie der Name schon sagt: „Hier wird die Saat gesetzt für so manch neues Projekt.“
Neben ihm bauen sich, zwischen Retro-Möbeln und hinter einem aus Schubladen zusammengesetzten Tisch, zwei DJs zu feiner House-Musik auf. Daran vorbei geht es ins „Stagediving“, wo statt der angekündigten Musikgruppe „Smasher Sound Society“ zwei Frauen und ein Mann mit Akustikgitarren auf die Bühne klettern. Aus Australien seien sie, das erfährt man noch, bevor die Band zur Traumreise nach Down Under einlädt. Eine halbe Stunde später ist der Zauber vorbei, die Bässe von draußen ziehen weiter, zum Zirkuszelt: dem Palast der Irrlichter.
Für jeden etwas dabei
Theater wird hier gespielt, zwischen großen weißen Quadraten, auf denen ein junges Mädchen sitzt, die sich mit ihrem unbefleckten Ich unterhält und dann mit einem singt, der sein Ich mit Liedtexten zugeklebt hat. Anne Frank hat zu diesem Stück mit dem Namen „Goldaline“ inspiriert, dem Publikum ist es eine zu stille Unterhaltung: Ein junger Mann in Feierlaune versucht die Improvisation, spricht laut in die Darstellung und scheitert an der bestimmt-höflichen Art des Schauspielers Jürgen Sarkiss. Die Zeltplane hebt sich: Weiter geht’s.
Entlang dem Bauzaun mit künstlerischer Leuchtreklame, vorbei an dem uniformierten DJ mit gelber Sonnenbrille und zu dem kleinen Wäldchen, in dessen Bäumen rot angemalte Schallplatten hängen. Auf einer ausgedienten Couch, gleich neben einem schlafenden jungen Mann, findet sich ein Platz. „Funktronic“ legt auf, weitere Besucher strömen aufs Gelände, jeder auf der Suche nach etwas anderem: Das Meiste werden sie hier finden.