Oberhausen. .

Das Internet eröffnet Betrügern ganz neue Möglichkeiten. Und die Fallzahlen bei Betrugsdelikten steigen entsprechend: Im vergangenen Jahr wurden in Oberhausen 4251 Fälle gezählt. 2008 waren es 2843.

Betrug ist ein weites Feld. Und seit es das Internet gibt, haben sich Betrügern ganz neue Möglichkeiten eröffnet.„Die Fallzahlen steigen an“, sagt Kriminalhauptkommissar Löhr (54), der das Kriminalkommissariat 21 leitet. So wurden im vergangenen Jahr 4251 Betrugsdelikte in Oberhausen gezählt. 2008 waren es 2843. Allerdings war dieser extreme Anstieg auf ein Ermittlungsverfahren mit allein 1000 Fällen zurückzuführen, bei dem es um Leistungsbetrug ging.

Was für Straftäter immer attraktiver wird, ist das Internet: Internet und Internetbanking ziehen Betrüger an wie das Licht die Motten. Löhr nennt als Beispiele den Warenkreditbetrug: „Sie kaufen was, ich liefere nicht.“ Oder: „Ich liefere was, Sie zahlen nicht.“ Um unerkannt zu bleiben, knacken Täter Accounts von Bürgern oder arbeiten mit fingierten Konten, auf die sie ihre Einnahmen überweisen. Finanzagenten, die diese Konten zur Verfügung stellen, überweisen das Geld dann weiter ins Ausland. Dann gibt es im Bereich des Online-Bankings das Fishing. Da werden Leute durch Trojaner, Spam- oder Phishing-Mails aufgefordert, ihre Bank-Daten - etwa die Tan-Nummern-Listen - anzugeben. Tun sie es, wird ihr Konto leer geräumt.

„Die ganz große Masche ist“, sagt der 54-Jährige, „Sie betreten eine Website und sitzen schon in der Kostenfalle.“ Das ist sogar schon Polizeisprecher Uwe Weighardt passiert. „Ich wollte mir Mozilla Firefox im Internet runterladen“, erzählt Weighardt. Dabei landete er auf einer Seite, die das Programm kostenlos zum Downloaden anbot. Weighardt ließ sich dort registrieren. Nach 15 Tagen bekam er per Post eine Rechnung über 96 Euro. Angeblich hatte er einen Zwei-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Mahnungen eines Inkasso-Büros folgten. „Ich habe die Mahnungen ungeöffnet zurückgeschickt und gleichzeitig einen Brief geschrieben, mich nicht mehr zu belästigen“, sagt er. Das reichte. Irgendwann geben die ominösen Firmen auf.

Falsche Namen

Natürlich sind Betrüger auch außerhalb des Internets unterwegs. Sie eröffnen unter falschem Namen und mit gefälschten Papieren ein Konto bei einer Bank. Dort bekommen sie eine Kreditkarte und gehen damit einkaufen, bis die Karte gesperrt wird. Wenn der Schwindel auffliegt, „wissen wir schon beim Lesen der Namen, dass es diese Leute nicht gibt“, sagt der Kriminalbeamte. Oder: Die Polizei ermittelt auf dem Feld des Leistungsbetruges. Was heißt, Leute, die Leistungen vom Staat erhalten, geben nicht alles an, was sie womöglich noch an Nebeneinnahmen haben.

Bei den vielfältigen Formen der Betrügereien und aufgrund der sich weiter entwickelnden Technik ist es die Aufgabe der Beamten des KK21, der Entwicklung zu folgen und immer auf dem neuesten Stand zu sein, um die Übersicht bei den vielfältigen Betrugsformen zu behalten. Die besondere Herausforderung ihres Jobs beschreibt der 54-Jährige so: „Wir haben hier oft nur Daten, und über die müssen wir an die Täter herankommen. Der in Deutschland bestehende Datenschutz mache es der Polizei dabei nicht gerade leicht.

Das KK 21 kümmert sich auch um die sogenannten Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Dahinter verbergen sich besonders üble Geschichten.

Betrug an Senioren meist organisiert

Kriminalhauptkommissar Löhr berichtet, dass die Tätergruppen, die alte Menschen betrügen, in der Regel organisiert seien und von Stadt zu Stadt ziehen. Das erfordert ein gutes polizeiliches Info-System, um Tat- und Täterzusammenhänge zu erkennen. Das heißt, Löhr bekommt täglich alle Fälle dieser Art aus ganz NRW auf den Tisch und kann so gleiche Handlungsmuster bei bestimmten Gruppen erkennen.

Löhr erzählt: „Wenn wir morgens um 10 Uhr einen Anruf bekommen von einer Seniorin, die einen Enkeltrick meldet, aber nicht auf die Tricks solcher Täter hereingefallen ist, werden wir unruhig.“ Weil sie wüssten, „irgendwann klappt es“, wird der Täter im Laufe des Tages sein Opfer finden. Sie wüssten eben nur nicht wann und wo in Oberhausen.

So wie bei der alten Dame (86), die ihre kompletten Ersparnisse von 14 000 Euro im Haus aufbewahrte. Sie fiel auf den sogenannten Enkeltrick herein, händigte tatsächlich 8000 Euro an einen Fremden aus. Warum? Weil ein Mann sie angerufen, sich als ihr Neffe ausgegeben und erklärt hatte: Ich bin beim Notar, ich brauche dringend 8000 Euro, weil ich ein Haus kaufen möchte.

Geld für später aufbewahrt

Die alte Dame war hinterher fix und fertig. Das Geld hatte sie für später aufbewahrt. Warum Senioren immer wieder auf solche Tricks hereinfallen, erklärt der Polizeibeamte. „Die Täter sind geschult“, sagt Löhr. Sie bauten Druck auf die Opfer auf.

Die Polizei versucht nun auch mit den Seniorensicherheitsbeauftragten präventiv zu arbeiten. Ältere Leute über Enkel- oder Wasserwerkertrick aufzuklären. Bei letzterem geben sich Betrüger als Handwerker aus.

„Beim Enkeltrick ist es das Beste“, rät Löhr Senioren, „sich zunächst auf nichts einzulassen und die Polizei zu benachrichtigen“.