Berlin/Wiesbaden. .
Cyberkriminalität ist nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) ein zunehmendes Sicherheitsproblem. Die Zahl der Delikte stieg um etwa ein Drittel an, hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Weit verbreitet sind das „Phishing“ und der Betrug im Online-Handel.
Die Zahl der gemeldeten Fälle von Computer-, Internet- und Informationskriminalität in Deutschland stieg 2009 um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahr an, wie das BKA am Mittwoch anlässlich einer Fachkonferenz zum Thema Cybersicherheit in Berlin mitteilte. Gezählt wurden 50.254 Delikte gegenüber 37.900 im Jahr davor. Den Angaben zufolge ist zudem von einer großen Dunkelziffer auszugehen.
Zur Cyberkriminalität zählt unter anderem Computerbetrug im Zusammenhang mit dem Handel über Internetportale sowie das „Phishing“, bei dem sich Täter mit gefälschten Internetseiten die Kontodaten von Bankkunden erschleichen. Dazu gehören aber auch das Ausspähen von E-Mails, die heimliche Einwahl über fremde Telefon- oder Internetzugänge, Datenfälschungen oder Hackerangriffe. „Neuartige Kriminalitätsphänomene ersetzen zunehmend klassische Deliktsformen“, erklärte BKA-Präsident Jörg Ziercke.
„Neue Dimension der Gefährdung“
Nach Angaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhöhte sich neben der Zahl der Delikte auch die Qualität. „Cyberangriffe haben eine neue Dimension der Gefährdung erreicht“, erklärte BSI-Präsident Michael Hange, dessen Behörde die Konferenz gemeinsam mit dem BKA ausrichtete. Kriminelle operierten nicht mehr als Einzeltäter, sondern in professionellen, arbeitsteiligen Netzwerken und bedienten sich immer intelligenterer Techniken. Zugleich schaffe die zunehmende Vernetzung von Bürgern, öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft zusätzliche potenzielle Angriffsmöglichkeiten für die Täter.
Die wichtigste Deliktgruppe bei den Cyberverbrechen war 2009 laut BKA wie im Jahr davor der Computerbetrug. Etwa 46 Prozent aller Fälle zählten dazu. Das Fallaufkommen in dieser Kategorie erhöhte sich im Jahresvergleich um rund 35 Prozent. Besonders rasant verlief die Steigerung bei den Phishing-Attacken im Zusammenhang mit Online-Banking. Deren Fallzahl erhöhte sich binnen Jahresfrist um 64 Prozent von 1778 (2008) auf 2923 (2009). Der durchschnittliche Schaden pro Delikt lag dabei den Angaben zufolge bei etwa 4000 Euro.
„Erhebliches Dunkelfeld“
Zusätzlich zu den registrierten Fällen rechnete das BKA außerdem mit einem „erheblichen Dunkelfeld“. So würden längst nicht alle Ausspäh-Attacken von den Betroffenen überhaupt bemerkt. Unternehmen tendierten zudem bisweilen dazu, kriminelle Übergriffe nicht zu melden, um mögliche Imageschäden zu vermeiden. (afp)