Träger sehen eine sechsmonatige Zivildienstzeit als problematisch an. Doch als Anbieter aussteigen wollen sie nicht.

„Wird der Zivildienst auf sechs Monate verkürzt, werden sich die Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands aus dem Kreis der Anbieter von Zivi-Stellen verabschieden.” Wer Ulrich Schneider, den Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes, so zitiere, habe ihn missverstanden, so die einhellige Reaktion der betroffenen Träger in Oberhausen auf Anfrage der WAZ. Dennoch: Dass eine Verkürzung des Zivildienstes problematisch sei, bestreitet niemand.

„Wir sind ein Verband, in dem die Mitgliedsorganisationen rechtlich selbstständig sind”, weist Ursula Jakobs, Geschäftsführerin der Kreisgruppe Oberhausen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, zunächst einmal auf die Autonomie der verschiedenen Träger hin. Die Frage sei allerdings berechtigt, ob es einem Träger innerhalb von einem halben Jahr überhaupt möglich sei, „die Verantwortung gegenüber dem Zivildienstleistenden und gegenüber zu betreuenden Personen” wahrzunehmen. „Es gibt Aufgaben, die einer kürzeren und welche, die einer längeren Einweisung bedürfen”, so Jakobs.

Zu den Aufgaben mit weniger Einarbeitungszeit zählen beispielsweise Fahrdienste, zu denen mit längerer Einweisungs- und Gewöhnungszeit pflegerische Tätigkeiten. Das bestätigt Dr. Johann Meyer, Geschäftsführer der Werkstätten der Lebenshilfe. Er weist darauf hin, dass es bereits Schwierigkeiten gegeben habe, als die Zivildienstzeit auf neun Monate verkürzt wurde. „Bei uns sind zwölf Zivis in den Werkstätten und elf in den Wohnstätten beschäftigt.” Doch sich jetzt schon Gedanke darüber zu machen, wie man auf eine eventuelle weitere Verkürzung der Zivi-Dienstpflicht um drei Monate reagieren werde, sieht Meyer nicht ein. „Ich werde erst einmal abwarten, was kommt”, gibt er sich gelassen. Zu viel werde diskutiert. „Was immer geschieht, es bricht keine Welt zusammen.” Schade sei es allerdings schon, wenn gerade dann, wenn die Arbeit Spaß mache, „das kurze Gastspiel” schon beendet sei. Genau das aber werde im Schwerbehindertenbereich passieren. „Dort ist erst einmal eine Scheu zu überwinden, ehe sich die Zivis wohl fühlen.” Ansonsten sei vieles einfach eine Frage der Organisation und momentan sei das Angebot an Zivildienststellen größer als die Nachfrage. Zur Möglichkeit, Zivi- durch Ein-Euro-Stellen zu ersetzen, sagt Meyer: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass diese Lösung nicht geeignet ist.”

Über eine Trennung von den Zivis wird auch im Friedensdorf nicht nachgedacht. „Das ist auch eine politische Frage”, sagt Astrid Knümann, Mitarbeiterin der Pressestelle. „Wer, wenn nicht wir, müssen den Friedensdienst anbieten.” Schwierigkeiten mit Zivi-freien Zeiten gibt es ohnehin schon und auch im „Dorf” seien von 24 Zivi-Stellen nur zehn besetzt. Im Fahrdienst, meint Astrid Knümann, ließe sich eine verkürzte Zivildienstzeit am ehesten organisieren. Doch heute schon gelte: „Von neun Monaten Dienstzeit ist der Zivi netto nur sechs Monate im Einsatz.”

„Dass man sich Gedanken macht, kann ich gut verstehen”, so Birgt Beierling, Geschäftsführerin der Ruhrwerkstatt. „Mal haben Sie jemanden und mal nicht”, so die Konsequenz der Verkürzung der Zivizeit, denn: „Den Dienstbeginn zum Schulhalbjahr gibt es nicht.”